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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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freier Wildbahn beobachtet hatte. Das hatte Chris immer wieder erlebt, in Europa ebenso wie in Kanada: Selbst dort, wo Wölfe noch natürlich vorkamen, begegneten den Einheinischen die scheuen Tiere so gut wie nie. Doch gerade Leute, die kaum je selbst einen Wolf gesehen hatten, hegen die schlimmsten Vorurteile.
    Sie spürte, daß es wenig sinnvoll war, mit Dimmig zu diskutieren, so wie die Dinge lagen. Immerhin hatten die Wölie getötet, das stand fest. Doch es war eben nicht ihr normales Verhalten, sondern ein völliges Rätsel, das jeder wissenschaftlichen Erklärung spottete.
    Gerne hätte sie von all dem Schönen berichtet, das sie mit Wölfen erlebt hatte: von ihrer Klugheit und Sensibilität, der aufopferungsvollen, zärtlichen Art, wie sie ihre Jungen aufzogen, der feinfühligen Weise, wie sie untereinander kommunizierten. Manchmal wünschte sie sich, die Verständigung der Menschen untereinander würde so gut funktionieren wie die Verständigung unter Wölfen. Doch sie spürte deutlich, daß es verschwendete Mühe gewesen wäre, Dimmig davon zu erzählen, und war erleichtert, als der Pick-up endlich vor der Polizeiwache hielt.
    Dimmig deutete mit einem Kopfnicken auf die beiden hinter der Sitzbank liegenden Jagdgewehre, bei deren Anblick Chris ein Schauder über den Rücken lief. „Wir werden weiter Ausschau halten“, sagte er finster. „Und wenn wir die Bestien finden, wird es mir ein Vergnügen sein, Jochens Tod zu rächen.“
    Hajo stieg aus, um Chris Platz zu machen, die hinter ihm aus dem Fahrerhaus kletterte. „Sag Jonas, daß wir weiter Patrouille fahren“, fügte Dimmig hinzu. „Sobald wir was sehen, melde ich mich über Handy.“ Hajo sagte nichts, starrte aber unverhohlen auf Chris‘ Busen. Gott, war sie froh, endlich aus diesem Pick-up heraus zu sein! Trotzdem schaffte sie es, „danke fürs Mitnehmen“ zu sagen und dabei schief zu lächeln.
    Sie schaute den beiden eifrigen Wolfsjägern nach, die rasch davonbrausten. Dann ging sie in die Wache. Gerade als sie und Schöntges sich mit freundlichem Kopfnicken begrüßt hatten, stürmte Jonas aus seinem Büro. Besorgt sah Chris, wie er sich seine Dienstpistole umschnallte.
    „Ah, da bist du ja“, sagte er eilig. „Ich wollte Gerd gerade sagen, daß er sich ein bißchen um dich kümmern und dir Kaffee kochen soll, während ich weg bin.“ „Was ist denn los?“ fragte Chris. „Ich habe eben mit Thönnes telefoniert. Der Verrückte hat mit dem Wolfsrudel die Arbeiter von der Autobahnbaustelle verjagt und... Lohmann getötet, seinen Schwiegersohn.“
    „Verdammt!“ stieß Schöntges hervor und schüttelte hefig den Kopf.
    Die Autobahnbaustelle ... Sofort mußte Chris an ihren Traum in der letzten Nacht denken. Sie hatte gesehen, daß dort Bäume gefällt wurden und die Bagger den Waldboden zerstörten. Und sie hatte den Schmerz gespürt...
    „Ich fahre jetzt zur Baustelle“, sagte Jonas. „Biggi und Hannes sind schon dort, und Karl-Heinz und Toni mit em zweiten Streifenwagen sind unterwegs.“ Nimm mich mit“, sagte Chris, ohne lange zu überlegen.
    Jonas schüttelte den Kopf. „Bleib du lieber hier bei Gerd, ch will nicht, daß dir was passiert. Möglicherweise treibt er Kerl sich noch dort herum.“
    „Aber es geht um die Wölfe. Ich bin für sie verantwortlich. Und vielleicht... kann ich dir irgendwie helfen.“
    Jonas zögerte, dann sagte er: „Also gut. Wir waren lange genug getrennt. Machen wir die Dinge eben jetzt zusammen. Aber versprich mir, daß du im Auto bleibst, okay?“
    Sie eilten nach draußen, wo der dritte Wagen der Buchfelder Wache parkte, ein unauffälliger blauer Opel. Sie sprangen hinein, und Jonas trat kräftig aufs Gas, so daß sie ziemlich um die Kurven flogen. Chris hörte, wie Biggi iber Funk meldete, sie hätten Lohmanns Leiche gefunden. Die Baustelle läge verlassen, von dem Mann und den Wölfen sei nichts zu sehen. Daraufhin fuhr Jonas etwas langsamer.
    „Das Bärenwesen“ -Jonas drehte den Kopf und schaute ie erstaunt an -, „ich meine, Gablenz“, korrigierte sich Chris rasch, „hat gesagt, daß diejenigen bestraft werden, die das Land leiden lassen. Unter dem Autobahnbau leidet das Land im Moment sicher am meisten.“
    Jonas nickte. „Jochen Honadel und Lohmann waren diejenigen, die am lautesten für das Projekt getrommelt haben. Jetzt sind noch Thönnes übrig, der Bundestagsabgeordnete Henn und der Landrat.“ Er nahm eine Hand vom Lenkrad und strich sich nervös durchs Haar.
    Dann warf er

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