Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)
noch kurz Bescheid.“
Tyler glitt von dem Sitzbalken und schob sich an den Piraten vorbei an die frische Luft, während Kimberly Bill kurz zuwinkte. „Wir kommen später vielleicht noch mal wieder. Du hast ja sicher schon gehört, dass wir noch einige Zeit auf Tortuga verbringen werden.“
„Alles klar, Kleines. Und viel Spaß mit dem neuen … Spielzeug.“ Er zwinkerte ihr zu.
Kimberly verdrehte die Augen, bezahlte den Barmann mit einigen Münzen und folgte Tyler nach draußen. Die schwüle Luft war wie immer angenehm im Gegensatz zu der nach Alkohol und Qualm stinkenden im Inneren des Alten Klabautermann. „Wir können an den Strand gehen“, schlug sie vor und Tyler nickte. Sie liefen den Weg schweigend entlang und Tyler wirkte, als legte er sich die passenden Worte für seine Geschichte gerade in Gedanken zurecht. Der Sand unter ihren nackten Füßen knirschte leise und war angenehm warm, aber nicht mehr heiß. Die Nachmittagssonne hatte deutlich an Kraft verloren, trotzdem war die Luft noch immer schwül-warm.
Vor ihnen erschienen der weiße Sandstrand und dahinter das türkisfarbene, ruhige Meer. Sie suchten sich einen Platz im Schatten der Wedel einer großen Palme, um sich vor dem Sonnenlicht zu schützen und legten sich in den warmen Sand.
„Mein Leben war ganz ähnlich wie deins. Ich bin auch auf einem Schiff groß geworden. Der Royal Ocean“ , begann er, den Blick auf die Blätter über ihm gerichtet. „Ein Großteil meiner Familie hat dort gelebt. Mein Vater war der Kapitän und mein Onkel Steuermann. Meine Mutter hat in der Kombüse gearbeitet und mich großgezogen. Es war unser zweites Zuhause. Wenn wir nicht zur See mussten, hatten wir ein Haus in Britannien. Meine Tante und meine kleine Schwester leben dort. Vielleicht sind sie aber auch schon weggezogen, keine Ahnung.“
Er seufzte und sammelte sich einen Augenblick. „Mein Vater wollte, dass ich Erfahrungen auf dem Schiff sammle, damit ich es später einmal übernehmen kann. Die Ocean war sein ganzer Stolz, sein Leben. Ich glaube, sie war ihm manchmal wichtiger als seine Familie. Vielleicht war es diese Liebe zu seinem Schiff, die ihn irgendwann das Leben gekostet hat.“
Tyler hielt einen Moment inne und Kimberly tastete nach seiner Hand, zögerte aber, ihn zu berühren. Als er nicht weitersprach, drückte sie seine Finger und hielt sie fest.
„Ich war sechs oder sieben, als es passiert ist. Wir sind irgendwo vor dem Festland vor Anker gegangen, noch nicht weit von zu Hause entfernt. Ein Pirat hat sie getötet. Er war betrunken und wütend. Meine Eltern haben ihm nichts getan, er hat sie bloß gesehen, ist auf sie zugegangen und hat … hat sie umgebracht.“
Tyler schluckte schwer und wandte den Kopf ab, sodass Kimberly sein Gesicht nicht mehr sehen konnte. Seine Finger klammerten sich um ihre, drückten schmerzhaft fest zu, aber Kimberly zog ihre Hand nicht weg.
„Ich habe mich versteckt, bis er verschwunden war. Ich weiß nicht, wie lange ich hinter dem Haus gekauert habe. Irgendwie bin ich zur Ocean gekommen und habe meinem Onkel erzählt, was passiert ist. Er hat nach ihnen suchen lassen, aber es war zu spät. Sie waren bereits tot, als ich weggelaufen bin.“
„Tyler…“
„Nicht. Ich bin noch nicht fertig.“
Kimberly nickte und schwieg.
„Die nächsten Jahre waren hart. Mein Onkel hat seine Trauer an der Crew ausgelassen und hat seiner Frau und meiner Schwester verboten, die Ocean zu betreten. Er hatte Angst, ihnen könnte ebenfalls etwas passieren. Zuerst hat er den Piraten gesucht, die uns das angetan hatten, aber er wusste nicht, wie der Mann aussah, noch nicht einmal, wie das Schiff hieß, zu dessen Crew er gehörte. Wir sind umhergefahren, um unsere Aufträge zu erfüllen und immer wieder nach Hause zurückgekehrt. Mein Onkel und meine Tante haben angefangen sich zu streiten, weil meine Schwester lieber bei mir sein wollte. Irgendwann sind wir nicht mehr dorthin gegangen und haben nur noch auf der Ocean gelebt.“
Tyler hielt einen Moment inne, bevor er fortfuhr. „Vor einem Jahr gab es einen Sturm vor der Küste von Puerto Rico. Die Spanier haben uns angegriffen. Ich weiß nicht, wie, aber sie haben es geschafft, unser Schiff zu kapern. Mein Onkel war der erste, den sie umgebracht haben. Ich wollte mich verstecken, aber sie waren überall und haben unser Schiff beschossen. Die Ocean wurde von ihnen in Stücke gerissen und versenkt, nachdem sie sie geplündert hatten. Ich bin über Bord gegangen, in dem
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