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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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Hilfskraft auf einer Farm warteten vor allem harte Arbeit und ein entbehrungsreicher Alltag auf ihn.
    » Ich denke, das reicht jetzt für die erste Stunde«, sagte sie schließlich, als sie bei Z wie zero angelangt waren. » Morgen fangen wir dann mit ersten Schreibübungen an.«
    » Warum bist du eigentlich so scharf drauf?«, fragte August in seiner unbedarften Art. » Ich meine, du bist bis jetzt doch gut zurechtgekommen. Oder?«
    » Ich will nicht mein ganzes Leben lang ein Bediensteter sein«, sagte Ian ein wenig herablassend. » Man sollte immer auf alles gefasst sein. Deswegen werde ich auch Dorothy zeigen, wie man wirft.« Er stand auf, streckte seine vom Sitzen steifen Glieder und wandte sich dann zu Dorothea um. » Probier es.« Er hielt ihr das Messer hin.
    » Aber das ist doch nichts für Mädchen«, protestierte August. » Thea, untersteh dich!«
    » Warum eigentlich nicht?« Halb aus Übermut, halb aus dem Gefühl heraus, Ians Angebot nicht zurückweisen zu dürfen, griff Dorothea nach dem Messer. Es wog mehr, als sie erwartet hatte. Vergleichbar dem schweren Hackmesser, mit dem ihre Mutter das Geflügel zerteilte. » Geh beiseite, August!«
    Sie fasste es genauso, wie Ian es vorgemacht hatte, versuchte es auszubalancieren und warf. Nicht nur zu ihrer eigenen Überraschung landete es im äußeren Ring der Zielscheibe. Das hatte August erst am Ende der Übungsstunde fertiggebracht.
    » Ein Zufall. Das muss Anfängerglück gewesen sein.« Der Stolz ihres Bruders war empfindlich getroffen.
    » Noch einmal.« Ian schlenderte zur Wand, zog das Messer aus dem Holz und drückte es Dorothea erneut in die Hand. Diesmal traf es sogar noch zwei Fingerbreit näher am Zentrum auf. » Du hast die richtige Hand dafür.« Ians nüchterne Feststellung kam einem Lob so nahe, dass sie vor Freude errötete.
    » Das gibt es doch nicht!« August starrte fassungslos auf die Bretterwand. » Bitte seid so freundlich, das für euch zu behalten, ja?«
    Ihr Bruder war zu gutmütig, um lange zu grollen. Sein Eifer, die Kunst des Messerwerfens zu erlernen, hatte jedoch deutlich nachgelassen. Anfangs absolvierte er noch seine Übungsstunden, während Ian unter Dorotheas Anleitung verbissen auf der Schiefertafel kritzelte. Nach und nach jedoch entschuldigte er sich immer häufiger mit anderen Verabredungen. Niemandem von ihnen kam es in den Sinn, dass die Unterrichtsstunden ohne seine Anwesenheit vielleicht als unschicklich empfunden werden könnten. Die zwischen Ian und Dorothea gewachsene Vertrautheit ließ sie gar nicht darüber nachdenken, zumal Ian nie auch nur im Ansatz hätte durchblicken lassen, an Dorothea als weiblichem Wesen interessiert zu sein.
    Überhaupt war er nicht sehr mitteilsam. Seine Herkunft und Vergangenheit blieben für sie ein unzugänglicher Bereich, nur selten blitzte hier und da doch etwas hervor. Wie die beiläufige Erwähnung, dass er gelernt hatte, Hasen und Rehe in Fallen zu fangen und auszuweiden. Oder dass er sich mit Pferden gut auskannte. Spuren zu lesen wusste und über erstaunliche Kenntnisse im Freihandel verfügte.
    Sie hatte sich angewöhnt, diese Bemerkungen in ihrem Notizbuch aufzuschreiben, um sie nicht zu vergessen. Neben: » 7. Juli: Steife Brise, viele fliegende Fische gesehen«, stand dann: » Hat von einem kleinen Hund gesprochen, der ihm einmal gehört hat. Bagster o. Ä.«
    Oder: » 11. August: mittags schon wieder Fischsuppe. I. nach englischen Kinderreimen gefragt. Sagte, er kenne keine.«
    Inzwischen war es tatsächlich heiß und wieder kalt geworden, wie Rosie und Nell es vorausgesagt hatten. Seit gut zwei Monaten waren sie jetzt unterwegs, und Dorothea begann, das Meer zu verabscheuen. Es sah nur unendlich aus, in Wahrheit hielt es sie alle auf engstem Raum gefangen. » Ich wünschte, wir wären endlich da!«, sagte sie und seufzte. Dann zog sie das Messer nach ihrem letzten Wurf aus dem Holz und schlang fröstelnd ihr Tuch enger um die Schultern. » Wünschst du dir das auch, Ian, oder würdest du lieber auf dem Schiff bleiben?«
    » Es ist unerheblich, was ich möchte«, gab er zurück, zog sie dicht neben sich und legte ihr einen Arm um die Schultern, um sie zu wärmen. » Die nächsten Jahre werde ich damit beschäftigt sein, meine Überfahrt abzuarbeiten.«
    » Vielleicht können wir uns ja in Adelaide weiter sehen«, sagte Dorothea hoffnungsvoll. » Du könntest deinem Patron doch sagen, dass du bei mir Unterricht nimmst.«
    Ian machte sich nicht die Mühe zu antworten,

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