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Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Titel: Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita R. Naumann
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Geräusche des Sprechfunkgeräts hören, verstand aber nicht, was gesagt wurde. Schließlich öffnete sich die Tür einen Spaltbreit, worauf llka gebeten wurde, kurz nach draußen zu kommen.
    Ich verstand überhaupt nichts mehr. Kurz darauf kam die Polizistin wieder herein und nahm erneut mir gegenüber Platz. Sie sah viel ernster aus als zuvor und stellte auf einmal ganz andere Fragen, zum Beispiel, wer genau meinen Aufenthaltsort kenne. Wer mich bis jetzt besucht habe. Wie mein Verhältnis zu diesen Besuchern sei. Mir war das alles ein Rätsel, und schließlich ballten sich all diese Fragen zu einer bedrohlichen Wand zusammen. Ich fröstelte, und meine Nackenhaare stellten sich auf. Meine Beine begannen so unkontrolliert zu zittern, dass die Knie gegeneinanderschlugen. Mein Hals war trocken, ich bekam heftigen Durst und konnte kaum schlucken.
    Ich wollte wissen, was sie sich zuflüsterten. Ich wollte wissen, was hier eigentlich los war. Die Polizistin warf llka einen verstohlenen Blick zu und sagte mir dann, sie müssten noch mal zum Revier zurückfahren, um ein Formular zu holen, das sie vergessen hätten.
    Nachdem die beiden Beamten den Raum verlassen hatten, setzte sich Ilka zu mir und bat mich mit leicht zittriger Stimme, ihr genau zuzuhören.
    „Du bist hier nicht sicher“, sagte sie. „Die Sache ist viel ernster, als wir geahnt haben. Du musst sofort in dein Zimmer gehen und deine Sachen zusammenpacken. Halte dich nicht zu lange mit David auf, wir wickeln ihn einfach in eine Decke. Wir haben keine Zeit zu verlieren.“ Sie atmete tief durch, wie um sich selbst zu beruhigen, und fuhr fort: „Die beiden Polizisten sind zum Revier zurückgefahren, um Verstärkung zu holen. Dein Mann gehört offenbar zu einem großen kriminellen Netzwerk. Zu viele Leute wissen, wo du dich befindest, und wir können weder dein noch das Leben anderer riskieren, indem du hier bleibst.“
    Meine Knie wollten nicht aufhören zu zittern, doch weinen konnte ich nicht mehr. Ich fühlte mich nur noch eiskalt und leer.
    „Wo sollen wir denn hin?“, fragte ich mit schwacher Stimme.
    „Darum wird sich von jetzt an die Polizei kümmern. Die wollen nicht mal mir sagen, wo sie dich verstecken“, sagte Ilka und legte ihre Arme um meinen schmächtigen Körper, der wie Espenlaub zitterte.
    Kurz darauf saß ich mit David, den ich in eine fusselige Fleecedecke gewickelt hatte, im Büro. Er sah so unschuldig und sorglos aus, dass es mir schier das Herz brach, abermals überstürzt fliehen zu müssen. Um meine Füße herum standen mehrere Plastiktüten, die mit schmutzigen Kleidern, Konservendosen, feuchten Handtüchern und Windeln gefüllt waren. In einer von ihnen hatte ich heimlich ein paar der McDonald’s Spielsachen von hier verschwinden lassen, mit denen David gern spielte.
    Ein Auto bremste im Hof vor dem Gebäude, worauf die Polizistin und ihr Kollege mit angespannten Gesichtern zur Haustür hereinkamen.
    Sie gaben mir einen aufmunternden Klaps auf die Schulter, ehe sie meine Tüten ins Auto trugen. Mona, so hieß die Polizistin, half mir ins Auto und setzte David auf meinen Schoß. Ich saß zum ersten Mal in einem Polizeiauto; es roch nach billigem Rasierwasser, abgestandenem Alkohol und Leder.
    Die Rückbank war schon ziemlich abgenutzt und durchgesessen, und ich fragte mich im Stillen, wer schon vor mir alles hier gesessen und einer ungewissen Zukunft entgegengeblickt hatte, wenn auch wohl aus anderen Gründen als ich. Ich fragte vorsichtig, wohin wir führen, und sie entgegneten, dass sie meine Gefährdung sehr hoch einschätzten. Über Mati hatten sie anscheinend so einiges in ihren Archiven gefunden und hielten es daher für angebracht, mich zu verstecken.
    Dass sich der Polizeiapparat so intensiv um David und mich kümmerte, machte mir jedoch neue Hoffnung. Erst später wurde mir klar, dass ich nur ein Werkzeug in ihren Händen gewesen war, eine Marionette, die dazu diente, Mati verschiedene schwere Verbrechen nachzuweisen. Wäre ich für sie nicht mehr von Nutzen gewesen, hätten sie mich sofort fallen gelassen. Ohne meine Freunde und meine Familie hätte ich das alles nicht durchgestanden. Diese Personen waren es, darunter auch die großartige Polizistin, die mir ihre Hand reichten und mir ein Weiterleben ermöglichten.
    Während wir zu meinem nächsten Versteck fuhren, lagen die Straßen seltsam verlassen da. Schließlich hielten wir in einer Wohngegend. Die dunklen Häuser ragten wie Gespenster vor uns auf, nur vereinzelte

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