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Wenn ein Reisender in einer Winternacht

Wenn ein Reisender in einer Winternacht

Titel: Wenn ein Reisender in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Italo Calvino
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du sie mitsamt ihrem Namen bei eurer Vorstellung eingetragen hast.
    »Hallo? Ludmilla? Haben Sie gemerkt, es ist ein anderer Roman, aber auch diesmal, jedenfalls mein Exemplar. «
    Die Stimme am anderen Ende ist hart, ein bißchen ironisch: »Nein, ich bin nicht Ludmilla. Ich bin ihre Schwester Lotaria.« (Richtig, sie hatte dir doch gesagt: »Wenn ich nicht selber am Apparat bin, antwortet meine Schwester. ..«) »Ludmilla ist nicht da. Wieso? Worum geht es denn?«
    »Ach, bloß um ein Buch. Macht nichts, ich rufe später nochmal an. «
    »Um einen Roman? Ludmilla hat ständig irgendeinen Roman vor der Nase. Wer ist der Autor?«
    »Tja, so ein Pole angeblich, Ludmilla liest ihn auch gerade, ich wollte nur wissen, wie sie ihn findet.«
    »Ein Pole? Wie ist er?«
    »Also ich find ihn gar nicht so schlecht.«
    Nein, du hast nicht verstanden, Lotaria will wissen, wie der Autor zu den Tendenzen Des Zeitgenössischen Denkens steht und zu den Problemen, Die Nach Einer Lösung Verlangen. Um dir die Aufgabe zu erleichtern, zählt sie dir eine Liste von Namen Illustrer Meister Und Denkschulbegründer auf, zwischen die du ihn situieren sollst.
    Dich überfällt das gleiche Gefühl wie vorhin beim Anblick der leeren Seiten. »Ich weiß nicht genau. .. wie soll ich das sagen. .. Sehen Sie, ich bin mir ja nicht mal über Titel und Autor so ganz im klaren. Ludmilla wird's Ihnen erzählen, die Sache ist ein bißchen verworren. ..«
    »Ludmilla liest einen Roman nach dem anderen, aber bei keinem stellt sie die Probleme heraus. Ganz schöne Zeitverschwendung, für meine Begriffe. Finden Sie nicht?«
    Wenn du jetzt zu diskutieren anfängst, läßt sie nicht mehr locker. Paß auf, schon ist sie dabei, dich zu einem Seminar an der Universität einzuladen, wo man die Bücher nach allen Bewußten Und Unbewußten Strukturkonstituentien analysiert zwecks Ausräumung Aller Tabus, Die Von Herrschender Klasse, Kultur Und Sexualmoral Auferlegt Worden Sind.
    »Geht Ludmilla da auch hin?«
    Nein, es scheint, daß Ludmilla sich in die Aktivitäten ihrer Schwester nicht einmischt. Aber Lotaria rechnet mit deiner Teilnahme.
    Du willst dich nicht festlegen lassen: »Mal sehen, ich werde versuchen, auf einen Sprung vorbeizukommen, aber versprechen kann ich's Ihnen nicht. Wenn Sie inzwischen vielleicht Ihrer Schwester sagen könnten, daß ich angerufen habe. Muß aber nicht sein, ich versuch's dann später nochmal. Haben Sie vielen Dank.« Das genügt, du kannst wieder auflegen.
    Halt, Lotaria sagt noch etwas: »Nein, wissen Sie, es hat keinen Zweck, hier nochmal anzurufen. Dies ist nicht Ludmillas Wohnung, sondern meine. Leuten, die sie nicht so gut kennt, gibt Ludmilla gern meine Telefonnummer, damit ich sie ihr vom Leibe halte. «
    Das hat gesessen. Schon wieder so eine kalte Dusche: erst das Buch, das dir so vielversprechend vorkam und plötzlich abbrach, und dann die Telefonnummer, die du für den Anfang von etwas hieltest und die sich nun als ein totes Ende erweist -mit dieser Lotaria, die sich anmaßt, dich zu examinieren.
    »Ach so, verstehe.    dann entschuldigen Sie. «
    »Hallo? Sind Sie das? Der Herr, den ich in der Buchhandlung getroffen habe?« Eine andere Stimme hat sich des Telefons bemächtigt: ihre Stimme! »Ja, hier Ludmilla. Also auch Sie haben leere Seiten? Hab ich mir gleich gedacht. Schon wieder ein Reinfall! Und ausgerechnet, wo ich gerade Feuer gefangen hatte und mehr wissen wollte von Ponko, Gritzvi. «
    Die Freude verschlägt dir beinahe die Sprache. Du stammelst: »Zwida. «
    »Wie bitte?«
    »Na ja, Zwida Ozkhart! Ich würde gern wissen, was zwischen Gritzvi und Zwida Ozkhart passiert. .. Aber sagen Sie, war das nun ein Roman, wie er Ihnen gefällt?«
    Pause. Ludmillas Stimme kommt zögernd, als versuchte sie, etwas schwer Definierbares auszudrücken: »Ja, schon, er gefällt mir sehr. Trotzdem mag ich es lieber, wenn die Dinge, die ich lese, nicht alle so fest und sicher dastehen, so zum Anfassen körperlich, sondern wenn man um sie herum noch etwas anderes spürt, von dem man noch nicht gleich weiß, was es ist, so ein gewisses Etwas, eine Spur von, wie soll ich sagen. «
    »Ja, so gesehen scheint mir auch. «
    »Obwohl, ich will damit gar nicht sagen. Es fehlt auch hier nicht an einer Spur von Geheimnis. «
    Jetzt du: »Also wissen Sie, meiner Meinung nach liegt das ganze Geheimnis darin, daß es sich hier um einen kimmerischen Roman handelt, jawohl, einen kimmerischen, nicht einen polnischen, Autor und Titel können

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