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Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)

Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)

Titel: Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary J. Forbes
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Andalusier.
    Wie ein Krieger vom Volk der Cheyenne, dachte Rachel unwillkürlich.
    „Na, schon wund geritten?“, erkundigte er sich.
    Sie waren erst seit einer halben Stunde unterwegs. „Von wegen. Areo hat einen so schönen breiten Rücken. Es ist so, als würde ich auf einem Sitzsack schaukeln.“
    Er lachte. „Das wirst du nicht mehr sagen, wenn es Abend wird.“
    „Werden wir denn so lange unterwegs sein?“
    „Keine Sorge. Daisy passt gut auf Charlie auf.“
    Andere Frauen hätte sein Einfühlungsvermögen womöglich irritiert. Rachel dagegen faszinierte es, wie er ihre Gefühle und Gedanken vorausahnen konnte. Kein anderer Mann hatte sie je so gut verstanden.
    Abrupt brachte er Northwind zum Stehen und starrte zu Boden. „Wir reiten dorthin.“ Er deutete nach Nordwesten zu den dicht bewaldeten Ausläufern der Crazy Mountains. „Ich will nämlich wissen, wo diese Kuh steckt.“
    „Welche Kuh ?“
    „Siehst du die Hufspuren da im aufgeweichten Untergrund? Sie stammen von einem einzelnen Tier.“
    „Warum hat es sich abgesondert?“
    „Um zu kalben.“
    „Was glaubst du, wann das war?“
    „Wahrscheinlich vor zwei Tagen. Die Abdrücke sind nicht mehr frisch.“
    „Wir hätten die Hunde mitnehmen sollen“, überlegte Rachel.
    „Nein, es sind Hütehunde, keine Spürhunde.“
    Schweigend ritten sie weiter.
    Eine Viertelstunde später erreichten sie die Baumgrenze.
    Ashford stieg ab, prüfte erneut die Spuren und blickte dann in den Himmel.
    „Was ist?“, fragte Rachel.
    Er deutete nach Südwesten. „Da braut sich ein Sturm zusammen.“
    „Was sind denn das für bunte Flecken?“
    „Nebensonnen. Sie entstehen durch Eiskristalle in der Atmosphäre und bedeuten, dass eine Schlechtwetterfront aufzieht.“ Er saß zwar wieder auf, zügelte Northwind aber. „Hörst du das?“
    Während sie lauschte, konnte sie mit geneigtem Kopf beobachten, wie der Hengst übermütig auf der Stelle tänzelte. Über das Klirren und Knarren des Zaumzeugs hinweg ertönte ein leises heiseres Muhen.
    „Komm, wir sehen nach!“ Ashford trieb Northwind an und ritt voraus in den dunklen Wald aus Pinien und Pappeln.
    Dichtes Unterholz, Steine und verharschter Schnee machten das Gelände unwegsam. Ashford warnte vor Unebenheiten und tief hängenden Zweigen, während es im Zickzack einen Steilhang hinunterging.
    Vor ihnen war gurgelndes Wasser zu hören. Der Geruch von auftauender Erde lag in der Luft. Das Geblöke wurde etwas lauter.
    „Da drüben! Im Bach!“ Er näherte sich dem Ufer und sprang zu Boden.
    Eine Kuh steckte bis zu den Flanken im Schlamm, ihr Kalb stand zitternd am Rand der Uferböschung.
    Rachel stieg ab und band Areo an eine Pappel. „Was meinst du, wie lange sie schon hier sind?“
    Er zog sich Jacke und Chaps aus. „Seit gestern, schätze ich. Der Schlamm, den sie mit den Hufen aufgewirbelt hat, ist stellenweise angetrocknet. Das heißt, dass sie schon eine ganze Weile überhaupt nicht mehr versucht, sich zu befreien. Anscheinend ist sie total erschöpft.“
    So nahe wie möglich schob er Northwind rückwärts an die Kuh heran. „Du musst ihn festhalten.“ Er reichte Rachel die Zügel und nahm ein Ende des Lassos vom Sattelknauf, kroch zur Kuh und legte ihr eine Schlinge um die Flanken. „Jetzt führ ihn ganz langsam vorwärts, Schritt für Schritt.“
    „Und was machst du?“
    „Ich schiebe von hinten.“
    Sie zögerte.
    „Ist bei dir alles okay?“
    Nichts ist okay. Sie war verängstigt. Sie fürchtete sich vor dem riesigen Pferd, bangte um Kuh und Kalb und hatte vor allem Angst um Ashford. „Wir sollten lieber Hilfe holen.“
    „Wenn wir das wegen jeder Kleinigkeit täten, würden wir nie etwas zuwege bringen.“
    Wir . Damit meinte er sich und andere Rancher, Cowboys, Vorarbeiter und deren Frauen. Robuste tapfere Frauen wie Susie.
    Rachel passte nicht dazu, passte nicht zu Ashfords gewohnter Umgebung. Die Angst, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ, bewies diese Tatsache.
    Er schaufelte mit beiden Händen Schlamm hinter der Kuh beiseite, die ihm mit dem Schwanz über Kopf und Schultern schlug. „Los geht’s!“
    Schritt für Schritt trieb Rachel den Hengst vorwärts. Das Seil straffte sich. Die Kuh versuchte, die Böschung zu erklimmen. Plötzlich taumelte sie, stürzte zur Seite, stieß Ashford um und begrub seinen Unterkörper unter sich.
    Rachels Herz setzte einen Schlag lang aus. „Ash! Oh mein Gott!“
    „Mach weiter!“, drängte er keuchend.
    Mit rasendem Herzen führte

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