Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
stimmt, aber es ist wichtig, dass ich immer weiß, wo ich Sie erreichen kann. Wir stehen noch ganz am Anfang, und ich werde im Vorfeld des Prozesses etliche Male mit Ihnen reden müssen.«
»Ich habe solche Angst. Was ist, wenn die Männer herausfinden, wo ich wohne?«
Linda seufzte. »Ich verstehe Ihre Ängste. Sie haben Grauenhaftes durchgemacht. Aber Sie haben überlebt und Ihre Stärke bewiesen. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um Sie vor dieser Meute da draußen zu beschützen.«
Die Mutter hackte mit dem Messer nach dem Eis im Gefrierfach des Kühlschranks. »Wir müssen so schnell wie möglich raus aus diesem Höllenloch. Dein Vater und ich hatten ja keine Ahnung, wie du hier lebst.«
Anya war sich nicht sicher, was die ältere Frau damit meinte. Sprach sie von der Enge der Wohnung, von der Stadt oder dem, was sie im Kühlschrank attackierte?
»Genau so eine Wohnung hatte ich, als ich bei der Bezirksstaatsanwaltschaft anfing«, lächelte Linda aufmunternd. »Ich glaube sogar, meine war noch ein bisschen kleiner, und das Bad musste ich mit einem Pärchen am anderen Flurende teilen.«
Kirsten blickte um sich. »Ich mochte es hier … bis zu dieser Nacht. Ich fühlte mich geborgen … Es sollte der Anfang eines neuen Lebens sein.«
»Das ist es noch immer«, betonte Linda. »Daran hat sich nichts geändert.«
Mrs Byrne hackte wütender auf das Eis ein.
Linda klickte mit dem Kugelschreiber. »Wir müssen exakt wissen, weshalb Sie vorgestern im Rainier Hotel waren.«
Kirstens Augen leuchteten auf, als sie von ihrer Arbeit erzählte. »Wir hatten vor, eine eigene Kollektion mit einem Footballstar zu entwickeln, und Cheree sah in Janson den kommenden Superstar. Er sollte 500 000 Dollar plus fünf Prozent der Nettoverkaufserlöse bekommen.« Die junge Frau beugte sich vor und zog eine Mappe unter dem Tisch hervor. »Das ist eine Kopie der Unterlagen, die ich dabeihatte.« Sie reichte sie rüber.
Anya saß nahe genug, um die prognostizierten Verkaufszahlen von etlichen hunderttausend Stück allein im ersten Monat zu sehen, dazu Skizzen von Sportbekleidung und eine Grafik zur Zusammensetzung der Zielgruppe.
Kirsten rieb sich mit der Handfläche über die Augen. »Ich war so dumm zu glauben, dass jemand, der so berühmt ist, sich mit mir über Geschäfte unterhalten würde.«
Schon gab sie sich selbst die Schuld am Geschehenen.
Anya hatte Mitleid mit ihr. Die körperlichen Wunden heilten relativ schnell. Mit den seelischen Wunden war es weitaus komplizierter. »Sie sind bestens dafür geeignet, jemanden für ein Projekt zu gewinnen, ob er nun berühmt ist oder nicht.«
Mrs Byrne schleuderte einen größeren Eisklotz in die Spüle, dass die Tochter zusammenzuckte. Sie ging an die Spüle und fuhr sich mit der behandschuhten Hand über die Stirn. »Zum Teufel mit dem Weib! Sie hat mein Mädchen zu diesen … diesen … Männer mag man das gar nicht nennen … geschickt und mein Baby auch noch aufgetakelt wie eine billige Straßenhure.«
»Mom. Hör auf! So war es nicht.«
»Diese Jordan hat dich benutzt.« Mit einem dumpfen Knall folgte das Messer dem Eis. »Und du bist es, die jetzt vor dem Nichts steht.« Sie wischte sich die Nase und griff nach ihrer Tasche. »Ich gehe Essigreiniger holen. Mach niemandem die Tür auf, solange ich weg bin.«
Wahrscheinlich machte die Mutter sich Vorwürfe, weil sie ihr Kind nicht hatte beschützen können, vermutete Anya. Aber anstatt zu helfen, mussten ihre Bemerkungen auf die Tochter höchst zweideutig wirken, und genauso kämen sie auch bei den Verteidigern an.
Linda Gatby beugte sich vor. »Wie eine Frau sich anzieht, ist allein ihre Entscheidung. Niemand kann Ihnen verbieten, sich so zu kleiden, wie es Ihnen gefällt, sich die Haare zu färben, sich zu schminken und auf Partys zu gehen.« Sie sah Kirsten fest in die Augen. »Diese Männer hatten kein Recht, Sie ohne Ihr Einverständnis anzufassen. Basta.«
Kirsten vergrub das Gesicht in den Händen. »Im Grunde weiß ich das ja, aber ich frage mich trotzdem dauernd, ob ich nicht irgendwas gemacht habe, was Pete Janson auf komische Gedanken gebracht hat. Bevor wir nach oben gingen, war er ganz anders, und ich mochte ihn. Es war schon toll, dass so ein Superstar sich nur für mich interessierte.« Sie sah zu den beiden Frauen auf. »Es war falsch, ich weiß.«
»Janson und seine Kumpane sind Raubtiere. Diese Männer wickeln Frauen ein, machen ihnen etwas vor und vergewaltigen sie dann.« Linda sprach
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