Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)

für diese verhätschelten Bubis, die in etwa die Reife vorpubertärer Knaben haben, ist Sexualerziehung lange, lange überfällig.« Sie wusste, dass sie lieber aufhören und in Würde abgehen sollte, aber diesen Leuten ging es um Geld und öffentliches Ansehen, also mussten sie die ganze Wahrheit hören.
    » AIDS gehört nicht der Vergangenheit an, es ist wieder auf dem Vormarsch, und ein infizierter Spieler riskiert auch, seine Mitspieler anzustecken, wenn er sich eine Verletzung zuzieht und gar nicht weiß, dass er den Erreger in sich trägt. Was für eine Prozess- und Skandalwelle würde da wohl auf Sie zurollen?«
    »Reden Sie nicht in diesem Ton mit mir, junge Dame. Immerhin dürfen wir davon ausgehen, dass Janson die Anregung zu dieser ›Sexualpraktik‹ bei ihrem sogenannten Vortrag bekam.«
    Anya stand auf und wollte gehen, schäumend vor Wut. Bevor sie etwas sagen konnte, schritt Ethan ein.
    »Ich war bei Dr. Crichtons rundum professionellem Vortrag zugegen. Etliche Spieler, darunter auch verheiratete, berichteten mir, wie viel sie daraus gelernt hätten und dass sie es bedauern, diese Informationen nicht schon vor Jahren erhalten zu haben.«
    Masterton wieherte wie ein Kind. »Es ist ja wohl allen klar, wieso Sie sie verteidigen.«
    »Beruhige dich, Bentley«, mahnte Buffet. »Janson war kein Chorknabe, und das wusstest du, als wir ihn unter Vertrag nahmen. Wir haben Dr. Crichton beauftragt, dem Vorwurf eines Sexualvergehens gegen mehrere unserer Spieler, inklusive Janson, nachzugehen.« Er wandte sich an Anya. »Ist an dieser Byrne-Geschichte etwas dran?«
    Anya warf dem Prediger einen vernichtenden Blick zu. »Eine ganze Menge, denke ich. Die äußeren Verletzungen wiesen deutlich auf eine Mehrfachvergewaltigung hin.«
    »Das wird ja immer schöner.« Masterton hatte die Hände gen Himmel gereckt, als preise er Gott, den Herrn. »Wer zum Teufel hat die Charakterüberprüfung dieser Spieler vorgenommen? Als ich mich in diesen Verein einkaufte, wurde mir hoch und heilig versichert, dass es nach diesem abgeblasenen Gerichtsverfahren keine Sexskandale mehr geben würde. Meine Gemeinde wird es nicht tolerieren, wenn ich mich bei etwas engagiere, was derart …«
    »Ach sei doch still«, zischte Kitty. »Dich interessiert doch nur, was an die Öffentlichkeit kommt. Ich bin sicher, Dr. Crichton dagegen geht es um die Wahrheit.« Sie streichelte den Seidenschal um ihren Hals wie ein Kätzchen.
    Buffet übernahm das Kommando. »Finden Sie die Wahrheit heraus, Dr. Crichton, damit wir Jansons Familie informieren können, bevor irgendjemand sonst es spitzkriegt. Sollte ein anderer meiner Spieler irgendwie da mit drinhängen, dann müssen wir das wissen. Weil die Sache so drängt, verdopple ich Ihr Honorar. Wenn Sie uns jetzt bitte entschuldigen würden, wir haben zu arbeiten.«
    Anya stand da und versuchte zu verstehen, was soeben geschehen war. Ethan hielt ihr die Tür auf und folgte ihr nach draußen.
    »Die waren hin und weg von Ihnen«, meinte er grinsend.
    »Wollen Sie behaupten, dass das eben gut lief?«, fragte Anya ungläubig.
    »Und wie! Soeben haben Sie – und das heißt wir – freie Hand bekommen herauszufinden, was heute Abend tatsächlich passiert ist.«
    Sie war sich nicht so sicher, ob sie damit überhaupt etwas zu tun haben wollte. »Schon, aber zu welchem Preis?«
    »Ich habe gesehen, wie Sie sich in dem Zimmer mit Jansons Leiche bewegt haben. Sie waren in Ihrem Element. Und geben Sie’s zu, Sie sind genauso wild drauf, es zu erfahren wie ich. Als Erstes gilt es herauszukriegen, wer die Leute waren, die sich vorhin im Nebenzimmer unterhalten haben.« Er streckte die Hand aus. »Sind Sie dabei?«
    Für Kirsten Byrne, Darla Pinkus und jede weitere von diesen Männern vergewaltigte Frau wollte sie tun, was sie konnte. Sie schlug ein.

28
    Da waren sie. Die einzigen Fotos auf dem Handy. Pete Janson, blau und leblos, in voller Nacktheit. Gewisse Medien würden ein Vermögen dafür geben, sie zu veröffentlichen. Und Lyle Buffet würde ein größeres dafür geben, sie unter Verschluss zu halten. Es fiel nicht schwer, sich den gespielten Ekel eines Bentley Masterton beim Anblick der Bilder vorzustellen. Es war der reinste Goldschatz.
    Anya Crichton war schlauer, als gut für sie war. Man durfte sie nicht aus den Augen lassen. Ein echtes Pulverfass, nicht das ausländische Feigenblatt, das sie eigentlich hätte abgeben sollen, verdammt. Es gab andere Wege, die Liga vom Schmutz zu reinigen.
    Das Kabel