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Wenn nur dein Lächeln bleibt

Wenn nur dein Lächeln bleibt

Titel: Wenn nur dein Lächeln bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Lind
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zusammen.
    »Ruhe da oben!«, kam eine ungehaltene Stimme aus dem Treppenhaus. »Sonst rufe ich den Hauswart!«
    »Ach, die Kraller. Komm schnell rein!« Unter tausend Küssen und spitzen kleinen Jubelschreien zog ich meinen Liebsten ins Schlafzimmer. »Sie schläft. Schau nur, wie süß! Sie lächelt im Schlaf. Wir könnten … Au! Vorsicht, nicht so doll. Meine Hände …«
    Und dann taten wir, was wir konnten. Auch ohne Hände. Die streckte ich dabei in die Luft.
    » Gefreiter Hädicke?«
    »Ja?«
    »Offizier Beckmann vom Oberwehrkreiskomman do zweite Batterie zur Überprüfung fahnenflüchtiger Abtrünniger und Staatsverräter. Ich komm dann mal rein.«
    »Ähm, ja, natürlich.« Bernd trat ehrfürchtig einen Schritt zurück.
    Blass vor Schreck lehnte ich im Türrahmen.
    »Ich bin zur Simulations-Kontrolle hier.«
    Der Offizier in der strammen grauen Uniform schritt mit seinen groben Stiefeln forsch unser Wohn zimmer, das Schlafzimmer und das winzige Kinderzimmer ab. Überall hinterließ er dunkle Dreckspuren, und ich sah mich schon wieder stundenlang auf den Knien mit ätzendem Scheuerpulver hantieren.
    »Was gibt’s denn hier für schwerwiegende Gründe, den Militärdienst zu unterbrechen?«
    Bernd fasste sich schnell und gab im gleichen schnarrenden Ton knapp Auskunft über unsere familiäre Notlage. Ich erkannte ihn gar nicht wieder.
    »Ich würde Ihnen gern meine Hände zeigen«, schaltete ich mich ein. Vorsichtig wickelte ich mir den gelblichen Verband ab, von dem ein ziemlich beißender Geruch ausging. »Schauen Sie, mit diesen Händen muss ich waschen, putzen …« Ich wies auf seine Dreckspuren direkt neben dem Kinderbett, ja sogar auf unserer Therapiematte. »Die Schmerzen sind unerträglich, und ich bin Ihnen von Herzen dankbar, dass Sie meinen Mann kurz beurlaubt haben, damit er mir und dem Kind helfen kann.«
    »Inwiefern ist das Kind behindert?«
    »Nun, es ist spastisch gelähmt, hat eine zerebrale Bewegungsstörung …«
    »Das sieht doch ganz normal aus!«
    Am liebsten hätte ich diesen Mann umarmt! Auf so einen Ausspruch wartete ich schließlich seit über einem Jahr vergebens.
    »Ja, wenn Sie meinen … Wir machen auch gute Fortschritte. Sie kann sogar schon seitwärts krabbeln, wollen Sie mal sehen?«, hörte ich mich übereifrig fragen. So beseelt war ich von der Vorstellung, diesen Mann für unser Anliegen erwärmen zu können. Bestimmt hatte der Militärbonze auch Kinder, hoffentlich auch eine liebe Frau, die ihn zu Hause sehnsüchtig erwartete. Und mit Sicherheit schlug unter seiner Uniform ein gütiges Vaterherz.
    »Sie hören von Ihrer Dienststelle.« Der Offizier knallte die Hacken zusammen, Bernd seine auch (was ein bisschen albern wirkte in seinen Pantoffeln). Daraufhin verschwand der Militärkontrolleur. Man hörte seine schweren Schritte noch im Treppenhaus, und Frau Kraller öffnete sogar neugierig ihre Tür einen Spaltbreit.
    »Puh, das war knapp! Setz dich erst mal, Liebes, ich mach uns einen Tee«, sagte Bernd.
    »Meinst du, wir haben ihn überzeugt?« Meine Stimme war ein ängstliches Piepsen.
    »Ich bin mir nicht sicher.« Mein Mann klapperte bereits in der Küche mit dem Teegeschirr. »Die zeigen alle keine Gefühlsregungen.«
    »Aber der hier hatte ganz weiche Augen.«
    »Weil du so hübsch bist, Liebling!« Zärtlich strich Bernd mir meine blonde Lockenmähne aus dem Gesicht.
    Ich lächelte. »Nein, mein Schatz. Weil er unsere Notlage erkannt hat. Hast du gesehen, wie er zusammengezuckt ist, als er meine offenen Hände gesehen hat?«
    »Vor Lust!«, brummte Bernd und zog das Teesieb aus der Kanne. »Das sind doch alles sadistische Barbaren.«
    »Bernd!« Halb musste ich kichern, halb klopfte mir immer noch das Herz. »Nicht so laut! Hier haben die Wände Ohren …«
    »Ja, die olle Kraller steht immer noch im Treppenhaus!« Er schnupperte am Türspalt. »Wie immer: Sauerkohl.«
    Ich grinste. Dass Bernd mich aber auch in jeder noch so prekären Situation zum Lachen bringen konnte!
    Bernd schnappte sich unsere Anja, wickelte sie liebevoll und … Na, ja, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, fast routiniert. Mit anderen Worten: rührend ungeschickt.
    »Wohin mit dem vollgekackten Zeug?«, fragte er ratlos. Dann steckte er unser halbwegs gesäubertes Mädchen in ein winziges Kleidchen. Ich würde das nachher unauffällig noch einmal machen. Aber nicht jetzt.
    »So, junge Dame! Bist schließlich ein Mädchen.« Er grinste mich über die Schulter hinweg an. »Soll

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