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Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LESLEY PEARSE
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vermissen, bis dahin war sie in Sicherheit. Sie würde sich also bei Will richtig ausschlafen können und dann unter einem Vorwand die Wohnung verlassen.
    Ihr angeborener Optimismus kehrte zurück, als ihr die Zehnpfundnote einfiel, die sie zum Geburtstag bekommen hatte. Das dürfte reichen, um ein Zimmer zu mieten und über die Runden zu kommen, bis sie einen Job gefunden hatte. Und ihren Eltern würde sie eine Karte schicken und schreiben, sie sollten sich keine Sorgen machen.
    Trotzdem war sie traurig, dass sie nicht bei Will bleiben konnte, der einfach alles zu wissen schien. Die Vorstellung, sich mutterseelenallein in einer fremden Stadt wiederzufinden, behagte ihr überhaupt nicht.
    »Ich hab dich gewarnt: Bei mir sieht es wie auf einer Müllhalde aus«, sagte Will, als er die Tür im zweiten Stock aufschloss.
    Es war vier Uhr früh und noch dunkel. Als er das Licht anknipste, sah Josie, was er meinte: Überall lagen Kleidungsstücke herum, auf dem Couchtisch stand schmutziges Geschirr.
    »So schlimm ist es nun auch wieder nicht«, erwiderte sie und meinte es ehrlich. Neugierig schaute sie sich um. Am Fenster stand eine Art Staffelei mit Zeichenmaterial, auf einem Schreibtisch türmten sich Bücher und Zeitschriften. Genau so hatte sie sich eine Londoner Junggesellenwohnung vorgestellt: schlichte moderne Möbel, weiße Wände und viel schickes Schwarz und Grau.
    »Ich hab nur ein Schlafzimmer, aber die Couch lässt sich ausziehen«, meinte Will gähnend und schälte sich aus seinem Jackett. »Ich würde dir ja mein Bett anbieten, aber dann müsste ich es erst frisch beziehen, und dafür bin ich, ehrlich gesagt, zu müde. Hier ist das Bad.« Er stieß eine Tür zu seiner Linken auf. »Die Küche und das Schlafzimmer.« Er deutete auf eine Tür, die nach rechts, und eine weitere, die nach links wegführte.
    Josie stellte ihren Koffer ab. Da sie ohnehin nicht lange bleiben würde, brauchte sie sich mit den Örtlichkeiten nicht vertraut zu machen. »Du bist bestimmt kaputt von der Fahrerei, Will. Geh du nur schlafen.«
    Er warf ihr einen dankbaren Blick zu und rieb sich die Augen. »Ich zieh dir noch schnell die Couch aus. Brüh dir einen Tee oder Kaffee auf, wenn du willst. Ich hab heute Nachmittag einen Termin und werde mir den Wecker auf eins stellen. Glaubst du, du kommst allein zurecht? Ich denke, ich bin gegen fünf Uhr zurück, und dann gehen wir irgendwo was essen.«
    »Mach dir um mich keine Gedanken, ich komme schon zurecht«, versicherte sie, obwohl sie stark daran zweifelte. Sie hatte das Gefühl, er bereue seinen Entschluss, sie bei sich wohnen zu lassen, bereits. Vielleicht ahnte er inzwischen auch, dass sie viel jünger als siebzehn war.
    Eine Sekunde lang war sie versucht, ihm die Wahrheit zu sagen. Womöglich hatte sie ihm die Polizei auf den Hals gehetzt, und ihn nicht zu warnen, erschien ihr einfach nicht fair. Ob es wohl strafbar war, eine Minderjährige mitzunehmen?
    Will zog die Couch aus und gab Josie Bettzeug. Dann wünschte er ihr eine gute Nacht, ging in sein Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich. Er hatte ihr nicht einmal einen Kuss gegeben.
    Josie schlüpfte aus Jeans und Bluse, hängte beides über eine Stuhllehne und streifte sich ihren Schlafanzug über die Unterwäsche. Sie legte sich hin und grübelte, warum Will nicht versucht hatte, sie zu küssen. War er einfach nur müde, oder waren ihm Zweifel gekommen?
    Sie hätte nicht gedacht, dass sie auch nur ein Auge zutun würde, doch die Couch war viel bequemer als ihr Bett zu Hause, und irgendwann musste sie eingeschlafen sein. Ein dumpfes Dröhnen weckte sie. Es dauerte eine Weile, bis sie merkte, dass es das Rauschen des Verkehrs war.
    Draußen war es hell. Die Uhr im Bücherregal zeigte halb zwölf. Josie stand auf, trat ans Fenster und zog die Vorhänge zurück.
    Zu diesem Zeitpunkt wusste sie noch nicht, dass die Wohnung an der Bayswater Road lag, einer Hauptverkehrsstraße, die durch Notting Hill zur Oxford Street führte. Trotz des Verkehrs vor dem Haus bot sich ihr ein reizender Ausblick: Auf der anderen Straßenseite befand sich ein ausgedehnter Park.
    Vom Haus selbst oder seiner Umgebung hatte sie bei ihrer Ankunft nicht viel gesehen. Sie waren in den zweiten Stock hinaufgestiegen; das Licht im Treppenhaus war ständig ausgegangen. Colin hatten sie in Hammersmith abgesetzt, und von dort bis zu Wills Wohnung waren es höchstens fünfzehn Minuten gewesen.
    Am Zaun, der am Park entlangführte, hingen Bilder. Das musste

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