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Wer bin ich ohne dich

Wer bin ich ohne dich

Titel: Wer bin ich ohne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Nuber
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konnte einen klaren Zusammenhang zwischen Arbeitsunlust, psychosomatischen Beschwerden und dem Verhalten der männlichen Kollegen feststellen. Frauen, die sexistische Witze anhören mussten, deren Aussehen von den Kollegen kommentiert wurde oder die sich nicht ernst genommen fühlten, verloren auf Dauer nicht nur ihre gute Laune: Sie wurden krank. Kopfschmerzen, Rückenbeschwerden und Depressionen machten den Frauen zu schaffen, die sich gegen die – oft in Freundlichkeit verpackten – Attacken der Kollegen nicht zu wehren wussten.
Stressfaktor: Selbstverdinglichung
    Selbstzweifel, die habe sie mit vielen Frauen gemeinsam, sagt die Schauspielerin Maria Furtwängler in einem Interview. »Darum beneide ich übrigens die Männer: ihre fehlenden Selbstzweifel. Ein Mann mit Wampe und Glatze steht vor dem Spiegel und denkt: Ist doch alles in Ordnung, was ich da sehe. Bei einer Frau, und sei sie auch noch so schön, ist das häufig anders: Sie betrachtet sich im Spiegel und beklagt auf der Stelle ihren zu kleinen Busen und den viel zu breiten Hintern. Ich beneide Männer um ihre Fähigkeit, sich unschlagbar zu finden … Wir Frauen hadern oft zu viel und blockieren uns damit.«
    Wenn sogar eine so attraktive Frau wie Maria Furtwängler Selbstzweifel kennt und Männer um ihre Unbeschwertheit beneidet, dann ist es kein Wunder, dass die meisten Frauen mit ihrem | 104 | Aussehen hadern und sich vom Schönheits- und Schlankheitskult einer Gesellschaft gehörig unter Druck setzen lassen. Psychologische Studien belegen, dass es Frauen schwer fällt, sich so zu sehen und zu akzeptieren, wie sie wirklich sind. Die meisten Frauen haben zu ihrem eigenen Körper kein entspanntes Verhältnis. Sie glauben, dass sie schlanker, fitter, attraktiver sein müssen, und sie bemühen sich nach Kräften, ihr Aussehen zu verbessern: 82 Prozent der Deutschen sagen, sie hätten in den letzten zwei Jahren eine Diät gemacht, die Mehrheit davon sind Frauen. Und längst schon hat die Körperunzufriedenheit auch Jugendliche erfasst. Fast die Hälfte der 11- bis 13-jährigen Mädchen hat Erfahrung mit Diäten, mehr noch wünschen sich schlanker zu sein. Unter jugendlichen Mädchen ist exzessives Diäthalten, Auslassen von Mahlzeiten und Erbrechen weit verbreitet. Wie aktuelle Zahlen belegen, finden sich zwei Drittel aller 12- bis 15-jährigen Mädchen in Europa und den USA nicht schön genug; 40 Prozent aller Mädchen zwischen 6 und 16 Jahren würden sich gern Fett absaugen lassen. Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung fühlt sich jedes zweite Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren zu dick, jedes dritte dieses Alters zeigt ein gestörtes Essverhalten. Jedes vierte Mädchen hat schon einmal über eine Schönheitsoperation nachgedacht.
    Der Kampf, dem Schönheitsideal der Gesellschaft gerecht zu werden, ist für Frauen eine extreme Belastung, aber sie nehmen sie auf sich, weil sie glauben, dass der Weg zu ihrem persönlichen Glück über ein perfektes Äußeres führt. Hätten sie nur den »richtigen« Körper, dann gäben sie ein positiveres Bild von sich ab. Stimmt die äußere Hülle, dann fragt niemand so schnell, wie es innen aussieht. Ist der Körper attraktiv und entspricht er der »Norm«, dann kann es der Seele ja nicht so schlecht gehen. So sucht manche Frau über den Umweg über den Körper, ihre psychischen und seelischen Krisen, ihre Selbstzweifel und Unsicher | 105 | heiten in den Griff zu bekommen. Ein Teufelskreis: Die Beschäftigung mit dem Körper und seinem Aussehen soll depressive Verstimmungen vertreiben. Doch genau das kann wiederum depressiv machen. Nämlich dann, wenn eine Frau erkennen muss, dass all die Maßnahmen, die angeblich zu Schönheit, Schlankheit und Jugendlichkeit verhelfen sollen, nicht greifen, dass all der finanzielle und emotionale Einsatz nicht den Erfolg bringt, den sie sich erhofft: Weder die verlorenen Pfunde noch die teure Kosmetikbehandlung noch die Schönheitsoperation können einer Frau zu dem Selbstwertgefühl verhelfen, das sie braucht, um grundlegende Weichen in ihrem Leben anders – nämlich selbstwertstärkend – zu stellen.
    Die Frage, woher diese Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen und dem Körper kommt, wird meist mit dem Verweis auf die Medien beantwortet: Die dort veröffentlichten Bilder von äußerst schlanken und jungen Frauen würden ein Schönheitsideal propagieren, dem Frauen gerecht werden wollen. Das ist richtig – trotz Frauenbewegung und Emanzipation werden

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