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Wer braucht denn schon Liebe

Wer braucht denn schon Liebe

Titel: Wer braucht denn schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marte Cormann
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herauszukommen. Schließlich war sie intelligent und verfügte über einen funktionierenden Verstand. Wenn es ihr möglich war, harte Geschäftsleute und Staatssekretäre auf ihre Seite zu ziehen, dann müsste es doch mit dem Teufel zugehen, wenn nicht …
    Sehr vorsichtig, immer nur so weit, wie seine Hand auf ihrem Mund es ihr gestattete, drehte sie sich zu ihm um.
    Oh. Er war es selbst. Der Teufel persönlich.
    Das milchige Mondlicht, das das Innere des Stalls nur schwach erhellte, verlieh dem Mann etwas Diabolisches, wenig Vertrauenerweckendes. Seine schwarzen Haare hingen ihm strähnig ins Gesicht. Die dunklen Augen schimmerten wie Glasmurmeln in den tief liegenden Höhlen. Sein Kinn hatte schon seit Tagen kein Rasiermesser mehr gesehen, und das, was sie vorhin irrtümlich für einen zarten Moschusduft gehalten hatte, war wohl doch eher kalter, in der Kleidung hängender Schweiß.
    Um Typen wie ihn würde sie daheim einen großen Bogen schlagen. Als er die Hand von ihrem Mund zog, rückte sie unauffällig von ihm ab. Nur für den Fall, dass seine vermutlich im Übermaß vorhandenen Läuse Sehnsucht nach einer neuen Behausung bekämen.
    Selten zuvor war ihr ein Mensch begegnet, der ihr auf Anhieb derart zuwider war. Abneigung auf den ersten Blick, sozusagen. Und so finster wie er sie anstarrte, schien das auf Gegenseitigkeit zu beruhen.
    Na großartig, dann brauchte sie wenigstens nicht zu befürchten, dass er heute Nacht über sie herfallen würde. Jedenfalls nicht, um sie zu vergewaltigen. Aber schützte sie das auch davor, von ihm im Schlaf erwürgt zu werden?
    »Sie sprechen nicht zufällig Deutsch?«, fragte sie und erschrak, als er verächtlich die Mundwinkel verzog. Mitunter entschied die Nationalität über Leben oder Tod.
    Eine angsterfüllte Minute später lebte Karen immer noch, also wagte sie einen zweiten Versuch.
    »Do you speak english?!« Der Mann schwieg wie ein Grab.
    »Parlez-vous fran ç ais? Parla italiano?«, gab sie zum Besten und fühlte sich an Luigi aus Amalfi erinnert, dem sie ihre dürftigen Sprachbrocken an diesem Wochenende auch bereits um die Ohren geschleudert hatte. Diesmal prallte ihr Gestammel ab, ohne dass der Fremde eine Miene verzog.
    »Dann eben nicht.«
    Peinlich berührt presste Karen die Hand auf den Bauch, als ihr Magen mit dumpfem Brummen um Beachtung bat.
    Der Unbekannte grinste breit. Ihm fehlten Manieren, würde ihre Oma sein Benehmen kommentieren.
    Karen griff wütend nach ihrem Kleid, um zu fühlen, ob es immer noch nass war, während sie überlegte, wann sie die letzte feste Mahlzeit zu sich genommen hatte.
    Das Frühstück hatte sie verschlafen und nach Kevins Eröffnung, er habe sich unsterblich verliebt, aber nicht in sie, war ihr der Appetit erst einmal vergangen. Außer zwei Pfirsichen und einem Cappuccino, die sie vor ihrer Abreise zu sich genommen hatte, war sie noch nüchtern. Und nun ausgesprochen hungrig – auf alles, was ihr zwischen die Zähne kam.
    »Hör auf, mich anzustarren«, herrschte sie ihn an, als sie sich daran erinnerte, wie sie in ihrer mintgrünen Spitzenunterwäsche auf ihn wirken musste.
    Atemberaubend. Betörend.
    Doch als sie ihm einen unauffälligen Blick von der Seite zuwarf, entdeckte sie, dass er gerade dabei war, seine Zähne mit einem Strohhalm zu säubern.
    Karen, du Eisschrank. Jetzt schaffst du es nicht einmal mehr, einen sexuell ausgehungerten Landstreicher zu fesseln. Du bist am Ende!
    Am liebsten hätte sie sich vor dem Fremden auf den Boden geworfen und ihn angefleht, sie sofort und auf der Stelle zu lieben. Mit Haut und Haaren. Nur um zu spüren, dass sie noch eine Frau war.
    Karen, du bist völlig durch den Wind.
    Nein, ich bin unglücklich. Kevin hat mich verlassen, und er hat mein Selbstbewusstsein mitgenommen.
    Moment mal. Wenn es Kevin von einer Sekunde auf die andere nach einem ganzen Stall voll Kinder und einer Ehefrau dazu gelüstete, dann doch deshalb, weil mit ihm ganz entschieden etwas nicht stimmte. Kein Grund für sie, an ihrem eigenen Lebenskonzept zu zweifeln. Oder? Verdammt, sie musste Kevin zu den Akten legen, und zwar bald. Sonst schnappte sie noch über.
    Entmutigt streifte sie sich das Kleid über den Kopf und biss die Zähne zusammen, als es sich klamm und kalt auf ihre Haut legte. Sie bemerkte nicht, wie die Augen des Fremden abschätzend über ihren Körper glitten. Von ihren nackten, wohlgerundeten Schultern abwärts zu den üppigen Brüsten mit den vor Kälte hervorspringenden Brustwarzen, wo sie

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