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Wer hat das Rind zur Sau gemacht?

Wer hat das Rind zur Sau gemacht?

Titel: Wer hat das Rind zur Sau gemacht? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Pollmer , Andrea Fock , Monika Niehaus , Jutta Muth
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einer Extra-Belastung des Rucola-Salats mit knallharten Lebergiften.
    Eigentlich sollte zumindest die Lebensmittelüberwachung die Kunden gerade vor solchen gesundheitsgefährdenden Stoffen schützen. Aber für Pyrrolizidin-Alkaloide gibt es noch immer keine gesetzlich verbindlichen Höchstmengen in Lebensmitteln. Bis die Leber zerstört ist, braucht es keine großen Mengen, nur etwas Zeit. Weil diese Alkaloide nicht sofort zum Tode führen, sind den chemischen Untersuchungsämtern die Hände gebunden. Es ist ja noch nicht einmal verboten, Gesundheitstees zu verkaufen, die pyrrolizidinhaltige Kräuter wie Huflattich oder Pestwurz enthalten. Und der Bürger hält das Giftzeug auch noch für gesund, weil die Pyrrolizidine als «sekundäre Pflanzenstoffe» bezeichnet werden.
    Aber gerade bei den Sekundärstoffen ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste. Normalerweise verraten sich giftige Substanzen durch ihren bitteren oder anderweitig unangenehmen Geschmack. Daher käme auch niemand auf die Idee, streng schmeckende Greiskrautblätter zu verspeisen. Im Rucola, der aber gerade wegen seines herben Geschmacks geschätzt wird, fällt das Giftzeug nicht weiter auf, und der Kunde hat das Nachsehen. Aufgrund der verzögerten Giftwirkung der Pyrrolizidine entsteht auch keine nachträgliche Geschmacksaversion.
    Ganz grundsätzlich: Das Fehlen von Bitterstoffen ist ja geradezu ein Qualitätsmerkmal unserer Kulturpflanzen. So können wir recht sicher vermeiden, pflanzeneigene Gifte (sogenannte primäre Pestizide, man erinnere sich z.B. an das Solanin in der Kartoffel, im Kapitel zu Acrylamid) gegen Käfer, Mäuse und Menschen aufzunehmen. Da bei Pyrrolizidinen die Giftwirkung nicht aus Tierversuchen abgeleitet werden muss, sondern hinreichend Erfahrungen am Menschen vorliegen, handelt es sich eindeutig um einen gefährlichen Naturstoff, der wesentlich giftiger ist als moderne Herbizide.
    Positiv zu vermerken bleibt, dass echte Bioware weniger Rückstände von Pflanzenschutzmitteln aufweist als konventionelle Erzeugnisse. Welche gesundheitliche Bedeutung dies für den Kunden im Rahmen der toxischen Gesamtsituation hat, muss derzeit aber noch offenbleiben. (Zur Beurteilung des biologischen Landbaus als Anbaumethode siehe Kapitel: Biologische Landwirtschaft.)
    Spiel ohne Grenzen
    Viele Kunden zucken vor Substanzmengen im Ultraspurenbereich inzwischen zusammen. «Picogramm» klingt gefährlicher als die vertrauten «100 Gramm». Mit dazu beigetragen haben notorische Vertuschungsversuche bei realen Gefahren. Jahrzehntelang wurden von Behörden, Politikern und Branchenvertretern reflexartig jegliche Risiken bestritten, die von Pestiziden & Co. ausgingen, gleichgültig, wie brisant die Befunde waren. Dies setzte sich bis in die 1980er Jahre fort. Nicht zuletzt deshalb gelten die NGO s als besonders glaubwürdig, ein Umstand, den sie mittlerweile ebenso gewieft für ihre kommerziellen und machtpolitischen Zwecke ausnutzen wie vor ihnen die Vertreter der Atomkraftwerksbetreiber, der chemischen Industrie oder der Agrarlobby.
    Und so wird heute jeder noch so minimale Rückstand zur globalen Gefahr aufgeblasen. Früher konnten die Medien nicht tief genug vor der Wirtschaft buckeln, heute hat sich mit den NGO s ein neuer Spieler etabliert. Und prompt tönt es aus den Gazetten, Flachbildschirmen und Internetseiten – nicht selten wider besseres Wissen –, dass von einem billiardstel Gramm Pestizidrückstand Tod und Verderben drohe. Oder die Zuschauer werden mit «gesunden» pyrrolizidinhaltigen Kräutertees überschwemmt, und der Damenwelt wird nach uraltem Heilkräuterwissen weiser Indianerinnen zu «sanften» Phytoöstrogenen geraten. Dass Pflanzen Stoffe mit der Wirkung von Sexualhormonen herstellen, um damit lästige Fressfeinde gegebenenfalls von ihrer übermäßigen Vermehrung abzuhalten, ist selbst im Zeitalter von Hormonpräparaten wie der Pille offenbar noch nicht zu den Kundinnen durchgedrungen.
    Wieso raten die Experten der NGO s nicht vom Verzehr der «gesunden» Vitaminspenderin Grapefruit ab? Denn viele ihrer sekundären Pflanzenstoffe sind weitaus potentere Gifte als moderne Pflanzenschutzmittel, und von ihrem Giftarsenal verpasst die Grapefruit dem Obstfreund noch dazu eine höhere Dosis. 15,33,45 Nicht umsonst ist diese Frucht bitter, auch wenn die neuen süßeren Sorten darüber hinwegtäuschen und zu ungehemmtem Verzehr einladen. Da diese Grapefruitgifte die Entgiftungssysteme der menschlichen Leber blockieren, wird ihr

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