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Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Titel: Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Baehr , Christian Boehm
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vielleicht?«
    »Gerne«, antwortet Barnie, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
    So ein Hund. Touché , denke ich und mache mich auf die Suche nach Apfelsaft. Am anderen Ende der Praxis erwische ich gerade noch Charlotte. »Ich geh dann, Doc.«
    »Moment«, halte ich sie zurück. »Haben wir Apfelsaft?«
    Charlotte lächelt. »Apfelsaft ist aus. Aber Orangensaft wäre noch da.«
    »Klingt gut. Wo?«
    Charlotte spart sich die Erklärung, verschwindet in der Teeküche, kommt mit einer dieser Minisaftflaschen wieder heraus und drückt sie mir in die Hand. »Wo Gläser sind, weißt du ja. Schönen Feierabend!«
    Wenn Charlotte nicht wäre, müssten wir den Laden zusperren. Sie ist die heimliche Chefin. Nur vom Operieren konnte ich unsere Sprechstundenhilfe bislang abhalten. Charlotte ist nicht nur Herz, Hirn und Gesicht der Praxis, sondern fast schon eine Freundin. Dass wir uns so gut verstehen, dürfte ich Luisa nie erzählen. Wenn sie mich in der Arbeit besucht oder hier abholt, plaudern die beiden Frauen zwar immer recht freundlich miteinander. Aber es ist nie Luisas natürliches Lächeln, es ist mehr so ein aufgesetztes Grinsen, das sie dann trägt. Dabei mustert sie Charlotte immer ganz genau. Wenn Luisa anwesend ist, darf ich auf keinen Fall zu jovial mit Charlotte umgehen. Einmal hat mich Luisa sogar gefragt, ob ich mit Charlotte schlafe. »Stündlich«, lautete meine Antwort. Dass Charlotte nicht auf Männer steht, braucht Luisa ja nicht zu wissen.
    »Dein Orangensaft«, sage ich und halte Barnie die Flasche hin.
    »Auch gut«, sagt er und nimmt sie mir aus der Hand.
    »Was führt dich zu mir?«
    »Das weißt du genau.«
    »Nein, keine Ahnung.«
    »Komm schon, Mann, Lilly natürlich. Wie findest du sie?«
    »Urban«, wähle ich ein ziemlich neutrales Adjektiv. Natürlich will Barnie aus berufenem Mund hören, wie scharf, toll, aufregend und hübsch ich die Mutter seines Babys finde.
    »Urban?«
    »Städtisch. Deine Lilly ist sehr städtisch. Das Gegenteil von provinziell.«
    »Sie kommt aus Niederbayern.«
    »Niederbayern?«
    »Ja. Da leben sehr schöne und intelligente Menschen.«
    »Ganz genau. Das ist sie nämlich auch. Schön und intelligent.«
    Barnie nippt an seinem Saft.
    »Wirst du sie heiraten?« Ich kann die kleine Provokation einfach nicht lassen.
    Barnie zuckt kaum merklich mit den Schultern. Seine Augen sagen: Vielleicht. Seine Worte lauten: »Wie komm st du auf heiraten?«
    »Männer wollen Sex, Frauen heiraten. Früher oder später. Ich verfüge diesbezüglich über Expertenwissen. Du erinnerst dich vielleicht. Im September große Hochzeit. Weiße Kutsche. Friedenstauben. Xavier Naidoo.«
    »Xavier Naidoo?«
    »Würde mich nicht wundern.«
    Barnie sieht mich vorwurfsvoll an.
    »Du bist doch bis über beide Ohren in das Mädel verknallt«, sage ich ihm auf den Kopf zu. Ich kenne meinen besten Freund. Ich kenne ihn so gut. Der macht mir nichts vor.
    »Wenn du das sagst.«
    »Leugnen nützt nichts.«
    »Okay.«
    Mir fehlen die Worte. Hat Barnie, der Rolf Eden unter meinen Freunden, soeben zugegeben, dass er verliebt ist? »Seit wann?«
    »Seit dem ersten Augenblick.«
    »Wow! Das ist jetzt …«
    »Überraschend?«
    »Könnte man sagen. Aber wie?«
    »Es ist einfach passiert. Auf irgendeiner langweiligen Party einer ehemaligen Patientin. Ich habe Lilly gesehen, bin auf sie zu, habe sie angesprochen und dann haben wir stundenlang nur geredet.«
    »Sonst nichts?«
    »Erst später.«
    »Und dann hast du sie nie wieder angerufen. Warum?«
    »Das weißt du doch, Mark.«
    »Weil du ein Idiot bist.«
    »Schuldig.«
    Ich versuche nicht zu lachen, aber meine Augen verraten mich.
    »Was grinst du so blöd?«
    »Ich frage mich nur, ob du’s ihr schon gestanden hast.«
    »Was?«
    »Deine Liebe.«
    Barnies Augen verengen sich zu Schlitzen. »Ich bin raus.« Im nächsten Moment ist mein bester Freund verschwunden.
    »Wo willst du hin?«, rufe ich ihm nach.
    »Hechelkurs«, bilde ich mir ein zu hören.
    Ich gebe sofort Hechelkurs bei YouTube ein. Als ich gerade das erste Video starten will, höre ich Schritte im Flur. »Barnie«, rufe ich, ohne aufzublicken. Ich schließe schnell den Browser. »Was willst du noch?«
    »Dich ficken. Auf deinem Schreibtisch. Jetzt.«
    Wie von der Tarantel gestochen, springe ich auf. Noch denke ich, mich verhört zu haben. Einen Moment spiele ich mit dem Gedanken, mich hinter dem Schreibtisch zu verstecken. Klack, klack, klack, klack. Es kommt näher. Es trägt High Heels und

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