Wer ist eigentlich Paul?
anrufen sowie duschen und Haare waschen.
Hilfe, schon 20 Uhr, und ich weiß noch nicht mal, wo wir hingehen heute Abend. Ein Handtuch um die nassen Haare gewickelt und nur mit meiner geliebten rosafarbenen H& M-Unterwäsche bekleidet – ich weiß, dass mir Hot Pants nicht stehen und dass ich in diesem Ensemble aussehe wie Renée Zellweger zu ihren besten Bridget-Jones-Zeiten –, renne ich durch meine Wohnung und suche mein Telefon.
«Vroni?»
«Na endlich!»
«Charmante Begrüßung für deine liebe, beste Freundin …»
«Transusige!»
«Hä?»
«Transusige beste Freundin. Was hast du eigentlich die ganze Zeit gemacht? Du klingst ungeföhnt und nicht angezogen!», sagt sie streng.
Huch? Seit wann kann Vroni durch drei Blocks hindurch in meine Wohnung schauen? Bevor sie mir erzählt, wie viele Stunden sie heute schon im Nymphenburger Park gejoggt ist, welche Massen an Fettzellen sie damit in die ewigen Schwabbelgründe geschickt und welche gesunden Lebensmittel sie sich schonend zubereitet hat, gehe ich zum Angriff über: «Wo treffen wir uns später und wann?»
«Hmmmm … Wir könnten ins Haidhauser Augustiner gehen, aber da finden wir keinen Parkplatz, und mit den Öffentlichen ist das zu kompliziert. Wir könnten auch ins Klenze 17 gehen, aber da will Marlene nicht hin, da sind ihr zu viele Studenten. Die Aloha Bar hat dichtgemacht. Im Café Forum war ich gestern erst. Im Schwabinger Wassermann ist heute eine geschlossene Veranstaltung …»
«Hey, ich wollte wissen, wo wir hingehen, und nicht, wo wir
nicht
hingehen!»
Sie klingt irgendwie eingeschnappt: «Dann schlag
du
halt was vor?!?»
«Hmmmm …»
«Klar, cool, da waren wir schon lange nicht mehr!»
«Jetzt warte doch mal einen Moment. Ich überlege!»
«Ich rauch derweil eine, okay?»
«Vroni, dieser Dialog geht mir jetzt zu sehr in Richtung GZSZ. Total klischeehaft.»
«Lenk nicht ab, Süße, für einen Samstagabend ist es schon reichlich spät, und wir wollen doch noch irgendwo einen Sitzplatz finden!»
Nach langem Hin und Her einigen wir uns schließlich auf das Ododo im Gärtnerplatzviertel. Nicht gerade der letzte Schrei, aber ich mag diesen Stadtteil und das Ododo. Dort gibt es «König Kurt Acht», das ist ein sehr origineller, sehr alkoholischer und sonst nirgends zu erwerbender Cocktail. Ich freue mich schon auf Kurt und meine Mädels. Wow, habe ich gute Laune. Nein, ich vermisse Paul gar nicht. Überhaupt nicht. Nichts kann heute meine positive Stimmung verderben!
Anderthalb Stunden später bin ich mit meinen Nerven am Ende. Ich hasse das Gärtnerplatzviertel. Und momentan hasse ich auch mein geliebtes kleines Auto, das mit jeder Runde um den Block größer zu werden scheint. Ich finde keinen Parkplatz! Ich, Marie, die Einparkkönigin, die immer und überall eine Lücke für ihr kleines rotes «Hustenguaterl» entdeckt und der sogar in der Innenstadt stets der Parkgott zur Seite steht! Heute nicht. Das Schlimmste ist aber nicht, dass ich keinen Platz für mein Gefährt finde. Richtig gemein und fies ist, dass jetzt schon viermal andere Verkehrsteilnehmer breit grinsend und extra langsam vor mir eingeparkt haben. Um kurz nach halb zehn rufe ich Vroni entnervt auf dem Handy an.
«Ich geb’s auf, ich fahr wieder nach Hause! Alle finden Parklücken, nur ich nicht! Hab keine Lust mehr!»
Sie schlägt mir vor, ich solle doch nach Schwabing in die WG der Jungs fahren, dort mein Auto abstellen und dann mit Max, Bernd und Tom taxiteilend ins Ododo nachkommen. Sie habe gerade mit den Jungs telefoniert und das sowieso schon halb so abgemacht.
«Ach, stopp, Fehlinfo. Nicht Ododo, wir sind inzwischen im Klenze 17, im Ododo war’s so leer!», fügt sie hinzu, trällert «Bis gla-haich» und legt auf.
Ciao, Mädelabend, ein andermal, König Kurt Acht, danke, Vroni, dass du alles so super für mich organisiert hast und ich jetzt quer durch die Stadt nach Schwabing fahren darf! Mangels Alternativen und weil der Idiot in seinem BMW hinter mir schon hupt, ergebe ich mich in mein Schicksal. Als ich auf der Baaderstraße weiterfahre, sehe ich im Rückspiegel, wie der BMW in eine frei gewordene Lücke hineinsticht. Nur nicht aufregen, Marie. Parkplatz- und Ausgehprobleme sind keine echten Probleme.
Trotzdem lasse ich es mir nicht nehmen, zu meiner Fahrt nach Schwabing den Soundtrack von «Love Story» in den C D-Player einzulegen und laut mitzuschluchzen, als das Hauptthema erklingt und ich an diese tragische
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