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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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Moitra sahen sich stumm an. Es war schwer zu sagen, wer von beiden mehr staunte.

Zwanzigstes Kapitel
    Die Neuigkeit von dem Angebot in allerletzter Minute und die völlig unerklärliche Gnadenfrist für die Daffodil verbreiteten sich in Kalkutta so schnell wie die Beulenpest. Als dann bekannt wurde, daß Kala Kanta einen absurd hohen Preis für das Wrack bezahlt hatte, war das noch mehr Wasser auf die Mühlen der schadenfrohen Klatschmäuler. Das Staunen in der Stadt war so groß, aber noch größer war der Jubel der Engländer. Jai Raventhorne hatte öffentlich klein beigeben müssen! Das Warum war nicht weiter wichtig, sondern nur das Wie! O ja, das Wie  – das würde nicht vergessen werden. Man gratulierte Arthur Ransome, riet ihm aber auch zur Vorsicht. Gewiß, dem Ungeheuer waren endlich die Flügel beschnitten worden, aber es hatte immer noch Klauen und einen gefährlichen Schnabel.
    Zwei Europäer stimmten in den allgemeinen Jubel nicht ein. Der eine war Willie Donaldson. »Warum sollte er auch nur einen Penny für das verrottete Wrack zahlen, ganz zu schweigen von einem kleinen Vermögen? Und das, nachdem er Ransome praktisch schon in den Bankrott getrieben hatte?«
    Olivia überprüfte einige Rechnungen, in denen Bimal Babu Fehler entdeckt hatte. »Ich habe keine Ahnung, Mr.Donaldson. Es ist mir ein Rätsel, wie allen anderen auch.«
    Jedes einzelne Haar seiner buschigen Augenbrauen sträubte sich vor Mißtrauen. »Aber ich habe den leisen Verdacht, daß es etwas mit dem Besuch Eurer Ladyschaft bei Trident zu tun hat. Und das kann ich Ihnen versichern: Kein Hurensohn in dieser verdammten Stadt ist da anderer Ansicht.«
    »Ach ja?« Olivia sprach kurz mit Bimal Babu über die Fehler, gab ihm dann die Rechnungen zurück, und er verließ das Büro. »Ich habe keinen Einfluß darauf, was die Leute denken, Mr.Donaldson. Das geht mich nichts an.«
    Er ließ sich nicht abwimmeln. »Den Gerüchten nach hat jemand Raventhorne dazu gezwungen … den Gerüchten nach!«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand Mr.Raventhorne zu etwas zwingen kann! Das zumindest haben Sie mir zu verstehen gegeben. Welchen Druck könnte ich denn auf ihn ausüben? Ich kenne den Mann doch kaum. Ich habe ihn nur aufgesucht, um über unsere Zahlungs- und Kreditbedingungen mit ihm zu sprechen.«
    »Und er«, erklärte Donaldson mit störrischer Genugtuung, »hat seine Entscheidung bis jetzt nicht zurückgenommen!« Er musterte ihr unbewegtes Gesicht mit zusammengekniffenen Augen. Sie war weiß Gott schon ein komischer Vogel, ein echt komischer Vogel! Er hätte zu gerne gewußt, wie sie es geschafft hatte – und das hatte sie!
    Dafür hätte er um seinen Kopf gewettet!
    Olivia runzelte die Stirn und klopfte sich mit der Feder gegen einen Vorderzahn. »Nein, das hat er noch nicht«, gab sie zu und begann wieder zu schreiben. »Aber er wird es, Mr.Donaldson. Ich versichere Ihnen, er wird es.«
    Er holte tief Luft. »Nur weil er in barer Münze für einen Kahn bezahlt hat, der keinen Pfifferling wert ist?«
    »Nein, deshalb nicht. Das hat Mr.Raventhorne getan, weil er ein gutes Herz hat«, sagte Olivia ernst, »und daran kann man erkennen, daß er wirklich ein Herz hat.« Sie drückte den Tintenlöscher auf das Geschriebene und lächelte ihn strahlend an.
    Donaldson wußte nicht so recht, ob er explodieren oder lachen sollte. Er entschied sich für Sarkasmus. »Wenn er ein Herz hat, dann weiß ich, daß es sich von allen Herzen unterscheidet, die ich kenne.
    Oder geht unsere Definition von ›Herz‹ auseinander?«
    »Vielleicht ist er auch bereit, Buße zu tun.« Sie lächelte über seine Bosheit, überging sie aber. »Seien wir froh über diese Lösung.«
    »Ransome kann froh über diese mysteriöse Lösung sein, Farrowsham nicht! Glauben Sie wirklich, Raventhorne wird unser Handelshaus ungeschoren davonkommen lassen?« Er schnaubte ärgerlich.
    Nein, das glaubte Olivia nicht. Aber sie brachte es nicht über sich, Donaldson zu bestätigen, daß seine Befürchtungen nur allzu berechtigt waren. »Seien wir nicht unnötig pessimistisch, Mr.Donaldson«, sagte sie tröstend, »vielleicht kommt es nicht zum Schlimmsten.«
    Aber sie wußten beide, es würde dazu kommen. Als Donaldson am Abend mit seiner Frau die Ereignisse des Tages besprach, beschrieb er ausführlich eine eigenartige Waffe – man nannte sie ›Bumerang‹–, die die Ureinwohner Australiens benutzten, wie er gehört hatte. Es interessierte ihn schon immer sehr, zu

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