Wie Blueten Am Fluss
fest, daß sie zwischen dem Kochen und der
Beschäftigung mit dem Jungen weit mehr zustandebrachte, als sie sich das früher auch nur im
entferntesten zugetraut hätte.
Gage hatte von seinem wichtigsten Kunden in Williamsburg die Nachricht bekommen, daß die
Lieferung der neuen Möbel auf unbestimmte Zeit verschoben werden mußte. Der Bau seines Hauses
sei noch im Gange, und er konnte die Möbel nicht in Empfang nehmen, bevor die Räume fertig waren.
In der Zwischenzeit hatte Gage die Arbeit an den Eßzimmermöbeln aufgenommen, die vor kurzem in
Newportes Newes in Auftrag gegeben worden waren. Abends fertigte er die Entwürfe an, zeichnete
Muster für die Armlehnen und die Beine der Stühle und entwarf eine neue Anrichte. Tagsüber
arbeitete er an den anderen Stücken, war aber regelmäßig auch an Bord des Schiffes zu finden, wo er
Flannery bei einigen der komplizierten Arbeiten zur Hand ging. »
Bevor er an diesem Morgen die Hütte verließ, hatte Gage angekündigt, daß er den größten Teil des
Tages seinem Schiff widmen werde. Falls sie Lust dazu hatte, sagte er zu Shemaine, könne sie gegen
Mittag mit Andrew und einem ausreichend gefüllten Picknickkorb für die Schiffsbauer und
Zimmerleute hinunterkommen. Da der Tag versprach, warm und sonnig zu werden, könnten sie dann
alle zusammen auf dem Schiff ihr mittägliches Mahl genießen.
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»Wenn du soweit bist, daß du an Bord kommen kannst, brauchst du nur die Glocke an der
Vordertreppe zu läuten«, erklärte Gage ihr, nachdem sie ihm versichert hatte, daß sie seinen Vorschlag gern annehmen werde, »dann schicke ich jemanden rauf, der das Essen holen kommt.«
Shemaine betrachtete es unverzüglich als Herausforderung, ein köstliches Mahl zu bereiten, das den
Hunger hart arbeitender Männer stillen würde. Als sie vor einigen Tagen die unmittelbare Umgebung
erkundet hatte, hatte sie sich auch in den Gemüsekeller gewagt, den ihr Herr in einen Hügel nahe der
Hütte gegraben hatte. Dorthin gingen Shemaine und Andrew nun, um Möhren, Zwiebeln und
verschiedene andere Gemüse für den Wildeintopf zu holen, den sie zubereiten wollte. Es würde ihre
eigene Version einer herzhaften irischen Speise werden, die Bess Huxley oft für ihren Vater gekocht
hatte.
Shemaine hatte schon morgens Brotteig angesetzt. Nachdem er durchgeknetet war, teilte sie ihn in
kleinere Laibe und stellte diese am Feuer warm, damit sie ein zweites Mal aufgehen konnten. Dann
schälte sie eine große Menge Kartoffeln und stellte sie zum Kochen auf. Anschließend machte sie sich
an die Vorbereitung eines Gewürzkuchens. Während letzterer im Ofen war, widmete Shemaine sich
den übrigen Hausfrauenpflichten, die in der Hütte auf sie warteten.
Wie man als Hausmädchen die große Wäsche bewältigte, war ein wichtiger Bestandteil der
Unterweisungen gewesen, die ihr unter der Führung ihrer Mutter zuteil geworden waren - wenn auch
aus keinem anderen Grund als dem, von der Pike auf zu lernen, wie man ein Haus voller Dienstboten
führte. Ohne große Mühe konnte Shemaine sich der Ratschläge besinnen, die man ihr dereinst gegeben
hatte. Mit Andrews begeisterter Unterstützung zog sie die Laken von den Betten und wusch sie
zusammen mit mehreren Leinenhandtüchern, einigen Kleidungsstücken des Jungen und den Hemden,
die sie kurz nach ihrer Ankunft in Gages Kleiderschrank gefunden hatte. Dann hängte sie die saubere
Wäsche draußen in Wind und Sonnenschein auf. Während die Wäsche trocknete, lüftete Shemaine die
Kissen, fegte und putzte die erst vorgestern geschrubbten Böden, wienerte die Möbel und brachte das
Innere der Hütte auf Hochglanz. Die ganze Zeit über verstand sie es, die verschiedenen Arbeiten
spielerisch darzubieten, damit Andrew nicht die Lust daran verlor. Sie begann sogar, ihm ein
Kinderlied beizubringen, mit dem das Zählen erlernt werden konnte, und lachte herzlich über seine
Aussprache der schwierigen Wörter. Er fand alles wundervoll und gluckste vergnügt, während er sich
nach Kräften bemühte, ihr nachzusprechen.
Für den Ausflug auf das Schiff stellte Shemaine eine beträchtliche Anzahl von Dingen zusammen,
angefangen von Zinntellern und -tassen aus dem Lagerraum bis hin zu einem Tischtuch und
Servietten, die sie bei der Küchenwäsche gefunden hatte. Schließlich packte sie alles in einen Korb
und gab noch den Kuchen hinzu, den sie zuvor mit einer Zuckerglasur versehen hatte. Sie schnitt das
Brot, wickelte es in ein sauberes
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