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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Präsent zu schicken, aber mein richtiges Hochzeitsgeschenk ist noch in Arbeit.«
    Gage bezähmte seinen Drang zu grinsen und neigte nur kurz den Kopf, um anzudeuten, daß er die
    Botschaft des Mannes ausrichten werde - mitsamt seiner eigenen Interpretation, worum es sich bei
    Sidneys richtigem Geschenk handeln könne, von dem sie wohl alle profitieren würden.
    Man hatte Musiker engagiert, die der Feier zusätzliche Fröhlichkeit geben sollten. Zu dem Festmahl
    wurde eine große Zahl von Colbys Patienten, Freunden und Bekannten erwartet. Gage war recht
    verblüfft darüber, wie viele Menschen in der Gegend wohnten, aber die große Schar von Gratulanten
    sprach eine deutliche Sprache: Colby Ferris war ein Mann, der viele Freunde hatte. Ramsey und
    Calley Täte waren mit ihrem Neugeborenen in einem gepolsterten Korb zuerst in der Kirche und nun
    auch bei der Feier zugegen. Als er die Tates und die Thorntons erspäht hatte, winkte Colby die beiden
    Paare an ihren Tisch, so daß Annie im Kreis ihrer engsten Freunde auch die letzte Befangenheit verlor.
    Das Essen war reichlich und köstlich, aber Shemaine stellte fest, daß ihr jeder Appetit vergangen war.
    In die abgestandene Luft der Taverne mischte sich eine Vielzahl von Gerüchen: der unangenehme
    Gestank verschwitzter Männer, der Pferdemist, den die Leute mit hereintrugen, die verschiedenen
    Gerüche der auf den langen Tischen aufgestellten Speisen und der überwältigende Geruch nach
    Parfüm, mit dem eine ältere Matrone sich freizügig eingesprengt hatte. Der Qualm des Feuers, über
    dem gerade ein weite-, res Ferkel geröstet wurde, drohte Shemaine vollends den Atem zu rauben. Ihr
    wurde übel, und sie tupfte sich mit einem frisch duftenden Taschentuch die feuchte Stirn ab, bevor sie es sich unter die Nase drückte. Die zarte Barriere genügte für einige Sekunden, bis ein etwas ungehobelter Trapper achtlos gegen ihren Stuhl stieß, so daß ihr das schützende Taschentuch in den
    Schoß fiel. Der Geruch des Mannes, der sich über sie beugte, um sich zu entschuldigen,
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    wäre beinahe ihr Verderben gewesen, denn er stank so ziemlich nach allem, was zu riechen sie zu
    vermeiden suchte. Der Mann ging weiter, und Shemaine beugte sich mit einem jähen Gefühl der Panik
    vor, um sich bei ihren Freunden zu entschuldigen.
    »Es tut mir leid, ich brauche dringend etwas frische Luft«, stieß sie hervor. Dann wandte sie sorgsam
    den Blick von ihren Tellern ab und erhob sich, aber als sie sich mit steifen Bewegungen zu Gage
    umdrehte, war dieser bereits aufgestanden. Sie legte ihm eine zitternde Hand auf die Brust und bat ihn mit leiser Stimme: »Bitte, bleib und beende wenigstens du dein Mahl. Ich werde nicht lange fort sein.«
    Er griff nach ihrer Hand. »Es wäre mir gar nicht recht, wenn die gerade gelandeten Seeleute und
    Passagiere dich irrtümlich für eine der >Damen< hielten, die in diesem Haus normalerweise ein und aus gehen.«
    Shemaine erkannte die Klugheit seiner Sorge und erlaubte ihm, sie auf den Gehsteig
    hinauszubegleiten. Dort sog sie in tiefen Zügen die abendliche Luft ein und fühlte sich augenblicklich ein wenig erleichtert. Nachdem sie dann eine Weile neben ihrem Mann einhergeschlendert war, ging es ihr schließlich eindeutig besser. Sie liefen gemächlich bis zu den letzten Häusern des Städtchens
    und betrachteten die Schaufenster der Läden auf ihrem Weg. Ab und zu lenkte sie seine
    Aufmerksamkeit auf etwas, das ihr gefiel. Sie genoß ihren ruhigen Spaziergang und war stolz, Gage an
    ihrer Seite zu haben.
    Die Passagiere des gerade eingelaufenen Schiffs kamen ihnen aus der Ferne vom Kai her entgegen.
    Einige von ihnen schienen es überaus eilig zu haben, den Dorfkern zu erreichen. Ein großer,
    dunkelhaariger, gutgekleideter Herr ging mit zügigen Schritten allen anderen voraus. Seine langen
    Beine waren ihm in dieser Hinsicht überaus dienlich. Tatsächlich war der silberbeschlagene Stock, den
    er bei sich trug, wohl eher ein Zeichen seines Offiziersranges denn eine Gehhilfe. Seine Schritte waren lang und sicher, und mit hoch erhobenem Kopf sah er sich um, als suche er nach jemandem oder nach etwas. Als er aus der Ferne die Thorntons erspähte, blieb er wie angenagelt stehen, um Shemaine
    durchdringend anzusehen.
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    Dann ging er, anscheinend leicht verwirrt, weiter, aber sein Schritt war langsamer und zögerlicher
    geworden.
    Als sie das Ende des Gehsteigs erreicht hatten, wandte Gage sich fürsorglich an Shemaine. »Geht es
    dir etwas

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