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Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Webb Debra
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betrachtete – die scheinbar kaltherzige Frau, die sich mehr für das Totenhemd ihres Mannes interessierte als für die Tatsache, dass er tot war -, konnte sie sich fast auch vorstellen, wie Violet in das Schlafzimmerfenster eingestiegen war und ihre Widersacherin umgebracht hatte. Konnte fast sehen, wie sie Keith über jene Kante geschubst hatte – weil er, aus welchen Gründen auch immer, ihre Erwartungen nicht erfüllt hat.
    Aber das hier war Violet. Sie war immer so gewesen. Eine Perfektionistin. Wie besessen von der äußeren Erscheinung, davon, ihre Ziele zu erreichen.
    »Ich glaube, der dunkelblaue Anzug wäre am besten«, befand Emily mit allzu hoher, zittriger Stimme. »Mit dem weißen Hemd und dieser Krawatte, die mit der Spur Rot darin. Sehr stilvoll.«
    Violet neigte den Kopf und begutachtete die Auswahl ein letztes Mal. »Ich glaube, du hast Recht.« Sie nahm den marineblauen Anzug, das weiße Hemd und die Krawatte und legte alles über einen Stuhl. »Danke«, sagte sie zu Emily. »Ich hatte auch schon daran gedacht.«
    »Soll ich dir helfen, die anderen Sachen wegzulegen?«
    »Ja, gern. Du weißt doch, wie ich es liebe, wenn alles an seinem Platz ist.«
    Das wusste Emily in der Tat. Gemeinsam legten sie die schönen Anzüge in den begehbaren Kleiderschrank, der so groß war wie Emilys Schlafzimmer in ihrer Wohnung in Birmingham. Violet plapperte fast ohne Unterlass über das, was sie und Keith früher alles unternommen hatten. Sie schien auch weiterhin ruhig, fast stoisch zu sein.
    Emily fiel einfach kein Eröffnungssatz ein, um auf die Halskette zu sprechen zu kommen. Sie kam sich vor wie eine Verräterin.
    »Ich habe Troy angerufen und eine Nachricht hinterlassen, dass er die Rede an Keiths Grab halten soll, aber er hat nicht zurückgerufen.« Verwirrung und Enttäuschung klang aus ihren Worten. Die Leute, vor allem Freunde, ignorierten Anrufe von Violet Manning-Turner normalerweise nicht.
    »Das macht er bestimmt«, meinte Emily. Troy war sicherlich selbst ziemlich erschüttert. Er brauchte bestimmt Zeit, um mit dem Tod seines Freundes fertig zu werden, bevor er mit Violet sprach.
    Violet strich über den Ärmel eines der Anzüge, die sie weggelegt hatten. »Er wird mir fehlen.« Sie wandte sich um und sah Emily ins Gesicht. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das alles schon begriffen habe.«
    Emily rang sich ein Lächeln ab. »Ich weiß.« Und das meinte sie auch so.
    Violets Gesichtszüge hellten sich sofort auf. »Ich bin ja so froh, dass du gekommen bist, Em. Ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen des Streits zwischen uns. Diese
Sache mit Austin war für uns alle schmerzlich.« Dann legte sie einen Arm um Emilys Schultern. »Komm, sehen wir mal, ob der Tee schon fertig ist.«
    »Vi, ich hab da eine …«
    »Ach.« Plötzlich hielt Violet inne. »Fast hätte ich’s vergessen, es dir zu sagen. Ich habe diese alberne Halskette gefunden.« Sie ließ Emily mitten im Zimmer stehen und ging hinüber zu dem reich verzierten Schmuckkästchen, das auf der Frisierkommode stand. »Ich hatte nach Manschettenknöpfen gesucht, und da war sie.« Sie hielt die goldene Halskette mit ihren vertrauten Anhängern in die Höhe. »Ich war mir sicher, dass ich sie verloren hatte.«
    Emily machte gute Miene zu bösem Spiel, während sie den köstlichen Tee tranken, den Violets Mutter zubereitet hatte. Nicht der übliche Eistee, den die Südstaatler bevorzugten, sondern heißer Tee mit Zucker und Zitrone. Emily hörte zu, so wie eine gute Freundin es sollte, dann umarmte sie Violet und bot nochmals an, ihr auf jede erdenkliche Weise zu helfen.
    Schließlich, als sie die wachsende Anspannung kaum noch einen Augenblick länger ertragen hätte, verabschiedete sie sich und ging.
    Clint wartete auf sie, etwas weiter unten an der Straße.
    Sie stieg in seinen Pick-up und schloss die Tür. Ehe er fragen konnte, sagte sie: »Sie hat ihre Halskette. Ich hab’s gesehen.«
    Clint fuhr los. »Wie kann das sein? Hat sie vielleicht eine Kopie anfertigen lassen?«
    »Wieso?« Emily sah ihn an. »Die Halskette wurde in der Verhandlung nicht als Beweismittel aufgeführt. Soweit
wir wissen, hat man keine Ermittlungen darüber angestellt. Wahrscheinlich hat man angenommen, sie wäre meine oder Heathers. Es gab keinen Grund für Violet oder irgendjemanden sonst, offenbar nicht einmal für die Polizei, zu glauben, dass sie von Bedeutung wäre.«
    Die Halskette brachte sie also auch nicht weiter. Was sollten sie jetzt tun?
    »Dann muss

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