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Wie Sommerregen in der Wueste

Wie Sommerregen in der Wueste

Titel: Wie Sommerregen in der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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versprochen hätte, aber er ließ mich eben alles glauben, was ich glauben wollte. Ich war sehr jung und sehr vertrauensselig. Als ich mit ihm ins Bett ging, glaubte ich, im siebten Himmel zu sein.«
    »Und was geschah dann?«
    »Ich packte gerade für einen Wochenendausflug mit ihm. Es sollte sehr romantisch, sehr intim werden. Eine Skitour in den Norden mit Schnee, prasselndem Kaminfeuer und langen Nächten. Ich war davon überzeugt, er würde mir einen Antrag machen. Und dann bekam ich Besuch. Es war schon komisch.« Ihr Blick verlor sich in der Ferne. »Ich war schon fast aus der Tür. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was geschehen wäre, wenn ich mich etwas mehr beeilt hätte. Die Besucherin entpuppte sich als seine Frau, deren Existenz er mir leider verschwiegen hatte.«
    Amy setzte sich hinter ihren Arbeitstisch. »Zu allem Unglück liebte sie diesen Bastard und war gekommen, um mich zu bitten, die Finger von ihm zu lassen. Sie war bereit, ihm zu vergeben, wenn ich nur Mitgefühl mit ihr hätte und ihm aus dem Weg ginge.«
    Zu deutlich sah Amy in Gedanken die Szene wieder vor sich, und damit kam die Erinnerung an die Scham, die harte, bittere Scham. »Ich bin nicht der Typ, der sich auf eine Rolle als Nebenfrau einlässt. Zuerst war ich sicher, dass sie lügt. Aber sie log nicht.« Amy stützte die Arme auf und legte die Fingerspitzen aneinander. »Ich stand wie angewurzelt da und hörte mir an, was sie über sich und ihren gemeinsamen dreijährigen Sohn erzählte. Ich fühlte mich so entsetzlich, wie ich mich nie mehr fühlen will. Nicht nur benutzt, nicht nur betrogen, sondern schmutzig, richtig hässlich und schmutzig. Sie weinte und bettelte, und ich konnte gar nichts dazu sagen. Ich hatte mit ihrem Mann geschlafen.«
    Craig setzte sich aufs Bett und wählte sorgfältig seine Worte. »Hättest du dich denn auf ihn eingelassen, wenn du es gewusst hättest?«
    »Das habe ich mich später selbst gefragt. Nein, ich hätte es gar nicht gekonnt.«
    »Und warum gibst du dir dann die Schuld für etwas, was jenseits deiner Kontrolle lag? Er hat dich ebenso hintergangen, wie er seine Frau hintergangen hat.«
    »Es ist nicht nur eine Frage von Schuld. Darüber bin ich ziemlich hinweg, auch über ihn.« Sie zwang sich, Craig anzusehen. »Ich habe nicht vergessen, wie leicht ich es ihm gemacht habe. Ich habe ihm nie Fragen gestellt. Ich habe mir nie Fragen gestellt. Und wenn man einmal einen solchen Fehler macht, dann hütet man sich, ihn zu wiederholen. Also habe ich mich auf meine Karriere konzentriert und Romanzen Jessie überlassen. Obwohl sie meine Mutter ist, sind wir in Liebesangelegenheiten grundsätzlich verschieden.«
    Es hat sonst niemanden in ihrem Leben gegeben, stellte er mit einer dumpfen Überraschung fest. Und er war wie ein Bulldozer einfach mitten hineingeprescht. Er dachte an die Nacht. Es war wunderbar, aufregend, überwältigend gewesen, aber nicht sanft oder zärtlich. Nicht romantisch.
    »Amy, hast du Angst, du könntest den gleichen Fehler mit mir machen?«
    »Du bist nicht verheiratet.«
    »Nein, und du bist auch nicht einfach nur ein angenehmer Zeitvertreib für mich.«
    Sie hätte nie erklären können, wie diese Worte auf sie wirkten. Nie hätte sie geahnt, wie schnell ein winziger Hoffnungsschimmer plötzlich strahlend hell aufleuchten konnte. »Ich vergleiche dich nicht mit James … oder vielleicht habe ich es getan, ein wenig. Es geht um mich. Ich weiß nicht, wie ich mit diesen Dingen umgehen soll. Meine Mutter …«
    »Was ist mit deiner Mutter?«
    Amy stützte den Kopf in die Hände. »Mein ganzes Leben lang musste ich beobachten, wie sie von einem Mann zum nächsten wirbelte. Für sie war es immer ganz leicht, ganz natürlich. Aber ich kann das nicht.«
    Craig ging zu ihr und zog sie mit sanftem Nachdruck hoch. »Ich will nicht, dass du dich wie jemand verhältst, der du nicht bist.« Zärtlich berührte er mit den Lippen ihre Augenbrauen. »Du bist mir wichtig. Das kannst du mir glauben.«
    »Ich tue es.« Sie trat zurück. »Jedenfalls nehme ich es an.« Craig glaubte dennoch, einen leisen Zweifel herauszuhören.
    Er zog sie an sich und umarmte sie zärtlich. »Wir haben noch das ganze Wochenende vor uns. Zieh dich an. Ich kaufe etwas zum Frühstück.«
    Es überraschte Amy, wie schnell sich Craig vom stürmischen Liebhaber zum kameradschaftlichen Freund wandeln konnte. Ebenso überraschte es sie, wie leicht er auch ihr damit diesen Übergang machte.
    Als sie später in Amys

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