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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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darauf, sich in Reih und Glied aufzustellen, und schwatzten dabei ausgelassen miteinander. Die Aussicht auf die Bezahlung hob ihre Laune. Sie alle mochten zwar von Adel sein, aber die meisten hatten kein großes Vermögen und lebten von ihrem Sold. Glücklicherweise zahlte der Kardinal gut – 50 Livre für einen einfachen Gardisten und bis zu 400 für den Hauptmann. Aber vor allem zahlte er immer pünktlich. Nicht einmal die ehrwürdigen Musketiere des Königs wurden so regelmäßig entlohnt.
    Arnaud de Laincourt saß etwas abseits auf einem Fenstersims und las, als sich Neuvelle zu ihm gesellte. Der junge Mann freute sich darauf, seiner ersten Parade beizuwohnen, und strahlte über das ganze Gesicht.
    »Nun, Monsieur Laincourt, was werdet Ihr mit Euren 154 Livre machen?«
    Darauf belief sich der Sold eines Oberleutnants der Garde Seiner Eminenz.
    »Ich werde meine Miete bezahlen, Neuvelle. Und meine Schulden begleichen.«
    »Ihr? Ihr habt Schulden? Das sieht Euch aber überhaupt
nicht ähnlich. Das soll kein Vorwurf sein, aber ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Ihr Ausgaben tätigt …«
    Laincourt lächelte freundlich, ohne etwas zu sagen.
    »Wisst Ihr«, erklärte Neuvelle, »ich habe bemerkt, dass Ihr nicht trinkt und auch kein großer Schlemmer seid. Ihr spielt nicht. Ihr gebt nichts auf Äußerlichkeiten. Habt Ihr etwa eine heimliche Geliebte? Es geht das Gerücht, dass Ihr all Euren Besitz für gute Werke spendet. Aber man macht doch keine Schulden, um Barmherzigkeit zu üben, oder?«
    »Ich habe Schulden bei einem Buchhändler.«
    Neuvelle verzog erstaunt das Gesicht und zwirbelte mit Daumen und Zeigefinger seinen feinen Bart. »Ich lese nur La Gazette von Monsieur Renaudot. Es liegt immer irgendwo ein Exemplar davon herum. Manchmal sind es dann nicht mehr die allerneuesten Nachrichten, aber ich fühle mich trotzdem ausreichend informiert.«
    Laincourt nickte, und seine blauen Augen drückten nichts als freundliche Reserviertheit aus.
    Seit zwei Jahren brachte Théophraste Renaudot nun schon – mit vom König erteiltem Vorrecht – eine Zeitung heraus, um die sich die Leute rissen und deren Verbreitung durch die Hausierer sichergestellt wurde. La Gazette war eine Wochenzeitung und umfasste 32 Seiten und zwei Bücher – eines widmete sich den ›Nachrichten aus dem Orient und aus dem Süden‹, das andere denen ›aus dem Okzident und dem Norden‹. Man fand darin aber auch Neuigkeiten vom französischen Hofe. Hinzu kam eine monatlich erscheinende Beilage, die die Nachrichten des vergangenen Monats zusam menfasste und vervollständigte. Es war allgemein bekannt, dass Kardinal Richelieu streng kontrollierte, was in der Gazette geschrieben wurde. Es kam sogar vor, dass er selbst zur Feder
griff, um in eigenem Namen einen Artikel zu verfassen. Und selbst der König war sich nicht zu schade, darin höchstpersönlich von seinen Staatsgeschäften zu berichten.
    »Was lest Ihr denn da?«, fragte Neuvelle, um das Gespräch in Gang zu halten.
    Laincourt reichte ihm sein Buch.
    »Donnerwetter!«, rief der junge Gardist. »Ist das Latein?«
    »Italienisch«, erklärte der Subalternoffizier knapp und enthielt sich jeden weiteren Kommentars.
    Wie fast alle Edelmänner des Schwerts war auch Neuvelle des Lesens und Schreibens so gut wie unkundig.
    Doch dieser hier versuchte nicht, seine Bewunderung zu verbergen: »Ich habe bereits gehört, dass Ihr außer Latein und Griechisch auch Spanisch und Deutsch beherrscht. Aber Italienisch?«
    »Aber gewiss …«
    »Wovon handelt dieses Werk denn?«
    »Von der Zauberkraft der Drachen.«
    Eine Glocke schlug drei viertel und erinnerte die Wachen daran, dass es nun Zeit wurde, sich langsam zur Parade aufzustellen. Neuvelle gab das Buch zurück, als wolle er rasch ein kompromittierendes Papier loswerden, und Laincourt ließ es unter seinen Mantel gleiten.
    In diesem Augenblick kam ein Lakai in der Livree des Kardinals auf sie zu. »Monsieur Laincourt, Monsieur de Saint-Georges schickt nach Euch.«
    »Jetzt?«, wunderte sich Neuvelle, da sich die Truppe bereits in Reih und Glied aufzustellen begann.
    »Ja, mein Herr.«
    Laincourt warf dem jungen Gardisten einen beruhigenden Blick zu und folgte dem Lakai nach drinnen.

    Nachdem er eine Treppe hinaufgestiegen war und eine gute Weile in einem Vorzimmer gewartet hatte, entdeckte Arnaud de Laincourt ohne große Überraschung, wer ihn in dem herrschaftlichen Zimmer mit der hohen verzierten Decke erwartete. Der Raum war geräumig, von

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