Wilhelm Busch
zeigt sich hier
Sutitt auf dem Satteltier. –
Doch die Wespen in der Mauer
Liegen heimlich auf der Lauer;
Sie sind voller Mißvertrauen,
Als sie einen Reiter schauen.
Hopps! Der Rappe springt und schnaubt,
Hebt den Schwanz und senkt das Haupt;
Und am Halse hängt der Reiter. –
Er ist ängstlich, Knopp ist heiter. –
Dahingegen Klingebiel
Hofft vermittelst Saitenspiel
Julchens Seele zu entzücken
Und mit Tönen zu umstricken.
Dazu hat er sich gedichtet,
Aufgesetzt und hergerichtet
Ein gar schönes Schlummerlied,
Horch! Er singt es voll Gemüt.
S TÄNDCHEN
Der Abend ist so mild und schön.
Was hört man da für ein Getön?
„Sei ruhig, Liebchen, das bin ich,
Dein Dieterich,
Dein Dietrich singt so inniglich!
Nun kramst du wohl bei Lampenschein
Herum in deinem Kämmerlein;
Nun legst du ab der Locken Fülle,
Das Oberkleid, die Unterhülle;
Nun kleidest du die Glieder wieder
In reines Weiß und legst dich nieder.
Oh, wenn dein Busen sanft sich hebt,
So denk, daß dich mein Geist umschwebt.
Und kommt vielleicht ein kleiner Floh
Und krabbelt so –
Sei ruhig, Liebchen, das bin ich,
Dein Dieterich,
Dein Dietrich, der umflattert dich!“
Platsch! – Verstummt ist schnell und bang
Nachtgesang und Lautenklang.
Eilig strömt der Sänger weiter;
Er ist traurig, Knopp ist heiter. –
D IE T ANTE AUF B ESUCH
Unvermutet, wie zumeist,
Kommt die Tante zugereist.
Herzlich hat man sie geküßt,
Weil sie sehr vermöglich ist.
Unser Julchen, als es sah,
Daß die gute Tante da,
Weiß vor Freude nicht zu bleiben
Und hat allerlei zu schreiben. –
Sutitt hielt vor großem Kummer
Grade einen kleinen Schlummer.
Froh wird er emporgeschnellt,
Als er dies Billett erhält:
„Weißt Du, wo die Rose blüht?
Komm zu mir, wenn’s keiner sieht!“
Stolz und schleunig diese Zeilen
Mickefetten mitzuteilen,
Eilt er zur Aptheke hin.
Ach, wie wurde dem zu Sinn;
Plump! So fällt ihm wie ein Stein
Neidgefühl ins Herz hinein.
Aber sagen tut er nichts. –
Scheinbar heitern Angesichts
Mischt er mancherlei Essenzen,
Um’s dem Freunde zu kredenzen
Unter Glück- und Segenswunsch;
Und dem Freunde schmeckt der Punsch. –
Hoffnungsvoll, beredt und heiter
Schlürft er arglos immer weiter.
Aber plötzlich wird er eigen,
Fängt sehr peinlich an zu schweigen
Und erhebt sich von dem Sitz.
„Ei“, ruft Mickefett, „potzblitz!
Bleib doch noch ein wenig hier!“
Schnupp! Er ist schon aus der Tür. –
Mickefett voll List und Tücke
Wartet nicht, bis er zurücke,
Sondern schleicht als falscher Freund,
Wo ihm Glück zu winken scheint. –
Seht, da steigt er schon hinein.
Freudig zittert sein Gebein.
Und er küßt die zarte Hand,
Die er da im Dunkeln fand.
Und er hält mit Liebeshast
Eine Nachtgestalt umfaßt. –
Mickefett! Das gibt Malheur,
Denn die Tante liebt nicht mehr! –
Ängstlich schnelle, laut und helle
Schwingt sie in der Hand die Schelle.
Schwerbewaffnet kommt man jetzt.
Mickefett ist höchst entsetzt.
Schamverwirrt und voller Schrecken
Will er sich sogleich verstecken.
Aber autsch! Der Säbel ritzt,
Weil er vorne zugespitzt.
Schmerzgefühl bei großer Enge
Wirkt ermüdend auf die Länge.
Bratsch! Mit Rauschen und Geklirr
Leert sich jedes Waschgeschirr.
Man ist sehr verwirrt und feucht.
Mickefett entschwirrt und fleucht.
Schmerzlich an den Stoff der Hose.
Heftet sich die Dornenrose.
D AS G ARTENHAUS
Liebe – sagt man schön und richtig –
Ist ein Ding, was äußerst wichtig.
Nicht nur zieht man in Betracht,
Was man selber damit macht,
Nein, man ist in solchen Sachen
Auch gespannt, was andre machen. –
Allgemein von Mund zu Munde
Geht die ahnungsvolle Kunde,
Sozusagen ein Gemunkel,
Daß im Garten, wenn es dunkel,
Julchen Knopp mit Försters Fritze
Heimlich wandle oder sitze. –
Diese Sage hat vor allen
Drei Personen sehr mißfallen.
Die sich leider ganz entzweit
Durch die Eifersüchtigkeit.
Jeder hat sich vorgenommen:
Ei, da muß ich hinter kommen.
Hier schleicht Sutitt schlau heraus
Zu Herrn Knoppens Gartenhaus,
Wo das Gartenbaugerät
Wohlverwahrt und trocken steht.
Husch! Er schlüpft in das Salett,
Denn es naht sich Mickefett.
Husch! Der zögert auch nicht viel,
Denn es naht sich Klingebiel.
Husch! Auch der drückt sich hinein,
Denn hier naht im Mondenschein,
Wie wohl zu vermuten war,
Das bewußte Liebespaar.
Oh, wie peinlich muß es sein,
Wenn man so als Feind zu
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