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Wilhelm Tell

Titel: Wilhelm Tell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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TELL
    Ja wohl ists besser, Kind, die Gletscherberge
    Im Rücken haben, als die bösen Menschen.
     
    (sie wollen vorübergehen)
     
    WALTHER
    Ey Vater, sieh den Hut dort auf der Stange.
     
    TELL
    Was kümmert uns der Hut? Komm, laß uns gehen.
    (indem er abgehen will, tritt ihm Frießhardt mit vorgehaltner Pike entgegen)
     
    FRIESSHARDT
    In des Kaisers Nahmen! Haltet an und steht!
     
    TELL
(greift in die Pike)
    Was wollt ihr? Warum haltet ihr mich auf?
     
    FRIESSHARDT
    Ihr habt’s Mandat verlezt, ihr müßt uns folgen.
     
    LEUTHOLD
    Ihr habt dem Hut nicht Reverenz bewiesen.
     
    TELL
    Freund, laß mich gehen.
     
    |129| FRIESSHARDT
    Fort, fort ins Gefängniß!
     
    WALTHER
    Den Vater ins Gefängniß! Hülfe! Hülfe!
    (in die Scene rufend)
    Herbei, ihr Männer, gute Leute helft,
    Gewalt, Gewalt, sie führen ihn gefangen.
     
    (Rösselmann der Pfarrer und Petermann der Sigrist, kommen herbey, mit drei andern Männern)
     
    SIGRIST
    Was giebts?
     
    RÖSSELMANN
    Was legst du Hand an diesen Mann?
     
    FRIESSHARDT
    Er ist ein Feind des Kaisers, ein Verräther!
     
    TELL
(faßt ihn heftig)
    Ein Verräther, ich!
     
    RÖSSELMANN
    Du irrst dich Freund, das ist
    Der Tell, ein Ehrenmann und guter Bürger.
     
    |130| WALTHER
(erblickt Walther Fürsten und eilt ihm entgegen)
    Großvater hilf, Gewalt geschieht dem Vater.
     
    FRIESSHARDT
    Ins Gefängniß, fort!
     
    WALTHER FÜRST
(herbeieilend)
    Ich leiste Bürgschaft, haltet!
    – Um Gotteswillen, Tell, was ist geschehen?
     
    (Melchthal und Stauffacher kommen)
     
    FRIESSHARDT
    Des Landvogts oberherrliche Gewalt
    Verachtet er, und will sie nicht erkennen.
     
    STAUFFACHER
    Das hätt’ der Tell gethan?
     
    MELCHTHAL
    Das lügst du Bube!
     
    LEUTHOLD
    Er hat dem Hut nicht Reverenz bewiesen.
     
    WALTHER FÜRST
    Und darum soll er ins Gefängniß? Freund,
    Nimm meine Bürgschaft an und laß ihn ledig.
     
    |131| FRIESSHARDT
    Bürg du für dich und deinen eignen Leib!
    Wir thun, was unsers Amtes   – Fort mit ihm!
     
    MELCHTHAL
(zu den Landleuten)
    Nein, das ist schreiende Gewalt! Ertragen wirs,
    Daß man ihn fort führt, frech, vor unsern Augen?
     
    SIGRIST
    Wir sind die stärkern. Freunde, duldets nicht,
    Wir haben einen Rücken an den andern!
     
    FRIESSHARDT
    Wer widersezt sich dem Befehl des Vogts?
     
    NOCH DREI LANDLEUTE
(herbeieilend)
    Wir helfen euch. Was giebts? Schlagt sie zu Boden.
     
    (Hildegard, Mechthild und Elsbeth kommen zurück)
     
    TELL
    Ich helfe mir schon selbst. Geht, gute Leute,
    Meint ihr, wenn ich die Kraft gebrauchen wollte,
    Ich würde mich vor ihren Spießen fürchten?
     
    MELCHTHAL
(zu Frießhardt)
    Wags, ihn aus unsrer Mitte wegzuführen!
     
    |132| WALTHER FÜRST UND STAUFFACHER
    Gelassen! Ruhig!
     
    FRIESSHARDT
(schreit)
    Aufruhr und Empörung!
     
    (Man hört Jagdhörner)
     
    WEIBER
    Da kommt der Landvogt!
     
    FRIESSHARDT
(erhebt die Stimme)
    Meuterei! Empörung!
     
    STAUFFACHER
    Schrei, bis du berstest, Schurke!
     
    RÖSSELMANN und MELCHTHAL
    Willst du schweigen?
     
    FRIESSHARDT
(ruft noch lauter)
    Zu Hülf, zu Hülf den Dienern des Gesetzes.
     
    WALTHER FÜRST
    Da ist der Vogt! Weh uns, was wird das werden!
     
    Geßler zu Pferd, den Falken auf der Faust, Rudolph der Harras, Bertha und Rudenz, ein großes Gefolge von bewaffneten Knechten,
     welche einen Kreis von Piken um die ganze Scene schließen.
     
    |133| RUDOLPH DER HARRAS
    Platz, Platz dem Landvogt!
     
    GESSLER
    Treibt sie auseinander!
    Was läuft das Volk zusammen? Wer ruft Hilfe?
    (allgemeine Stille)
    Wer wars? Ich will es wissen.
    (zu Frießhardt)
    Du tritt vor!
    Wer bist du und was hältst du diesen Mann?
    (er giebt den Falken einem Diener)
     
    FRIESSHARDT
    Gestrenger Herr, ich bin dein Waffenknecht
    Und wohl bestellter Wächter bei dem Hut.
    Diesen Mann ergriff ich über frischer That,
    Wie er dem Hut den Ehrengruß versagte.
    Verhaften wollt’ ich ihn, wie du befahlst,
    Und mit Gewalt will ihn das Volk entreißen.
     
    GESSLER
(nach einer Pause)
    Verachtest du so deinen Kaiser, Tell,

    Und Mich, der hier an seiner Statt gebietet,
    |134| Daß du die Ehr’ versagst dem Hut, den ich
    Zur Prüfung des Gehorsams aufgehangen?
    Dein böses Trachten hast du mir verrathen.
     
    TELL
    Verzeiht mir lieber Herr! Aus Unbedacht,
    Nicht aus Verachtung Eurer ists geschehn,
    Wär ich besonnen, hieß ich nicht der Tell,
    Ich bitt um Gnad’, es soll nicht mehr begegnen.
     
    GESSLER
(nach einigem Stillschweigen)
    Du bist ein Meister auf der Armbrust, Tell,
    Man

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