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Wille zur Macht

Wille zur Macht

Titel: Wille zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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und machte sich dann gleich daran, seine Kleidung zusammenzusuchen. Auch Mechthild kam beträchtlich in Fahrt. Zu allem Überdruss klingelte jetzt auch noch ihr Handy in einer ihrer Manteltaschen. „Ja, ja! Ich weiß, dass ich noch nicht im Büro bin!“ Sie suchte ihr Diensttelephon in den tiefen Taschen, und als sie es in der Hand hatte, stellte sie zu ihrer Überraschung fest, dass es ausgeschaltet war. Aber das Klingeln hielt an. Hektisch griff sie noch einmal in ihren Mantel und holte ihr neues Handy heraus. Es vibrierte und bimmelte weiter. Der Einzige, der diese Nummer kennt, ist Haschner, schoss es ihr in den Kopf. Nervös drückte sie die Gesprächstaste. „Ja“, meldete sie sich, ohne ihren Namen zu nennen.
    „Können wir uns gleich noch treffen?“ vernahm sie Haschners Stimme.
    „Ja, etwa jetzt sofort?“ fragte sie unsicher.
    „Kennen Sie das Licht- und Luft-Bad am anderen Weserufer? In einer halben Stunde. Wir frühstücken.“ Dann erschien auf dem Display „Anruf beendet“.
    Mechthild wandte sich Fritz Behrmann zu. „Du musst in meine Morgenrunde gehen und mich entschuldigen. Denk dir irgendetwas aus. Und halte meine Leute zusammen. Erzähl ihnen möglichst umfangreich über die Spuren Bruninieks in Dunkers Wohnung und was ihn noch alles überführt hätte. Ich muss sofort weg. Haschner hat was herausgefunden.“ Dann küsste sie Fritz Behrmann auf den Mund und schnappte sich ihren Mantel. Glücklicherweise stand ihr Fahrrad noch wohlbehalten am Zaun vor Behrmanns Haus in Arsten. Mechthild musste sich einen Moment orientieren. Der Stadtteil Arsten in der Bremer Neustadt war ihr nicht sehr vertraut. Aber dann ging es los. Sie raste zur Erdbeerbrücke und verließ diese über eine Wendeltreppe, noch bevor sie die Weser überquerte. Sie befand sich schon auf der richtigen Seite des Flusses. Das Licht- und Luft-Bad lag in der Nähe des Anlegers der Sielwallfähre. Zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts einmal ein abgeschirmter Bereich der Nudisten- und Naturheilbewegung, war es heute ein öffentlicher Ort mit einer kleinen Restauration und verschiedenen Kulturveranstaltungen geworden. Obwohl der FKK-Bereich noch immer bestand.
    Mechthild fuhr parallel zur Weser am Strandweg entlang und bog dann in Höhe der Fähre ab. Hundert Meter weiter stellte sie ihr Rad vor dem Licht- und Luft-Bad ab und erklärte dem freundlichen Herrn an der Kasse, dass sie nur in die Gaststätte wollte. Dafür brauchte kein Eintritt gezahlt zu werden. Als sie die kleine Terrasse betrat, entdeckte sie ohne Mühe Klaus Haschner. Er saß mit einer blonden Frau Ende dreißig, Anfang vierzig zusammen. Als er Mechthild sah, winkte er sie heran. Haschner stellte die Frau vor. Es war Sigrid Janssen, Christian Dunkers ehemalige Lebensgefährtin.
    „Ich habe gestern noch mit Sigrid gesprochen“, begann Haschner. „Einer ihrer Leute hatte es ja auch schon versucht, aber aus bestimmten Gründen schloss sich für Frau Janssen eine Kooperation aus.“ Mechthild nickte ruhig und verständnisvoll, aber war innerlich total angespannt.
    „Ich bin froh, Frau Janssen, dass Sie mir jetzt helfen wollen. Hat Herr Haschner Ihnen erzählt, weshalb ich mich an ihn gewandt habe?“
    „Ja, das hat er. Und das ist auch der einzige Grund, weshalb ich hier bin.“ Dann erzählte sie in knappen Worten, was sie wusste. Christian Dunker war vor seiner Ermordung mehrfach bedroht worden. Aber man hatte ihm auch Geld angeboten. Weshalb, wusste aber auch Sigrid Janssen nicht. „Christian wollte es mir nicht sagen. Er hatte Angst um mich. Aber er gab mir ein paar Wochen vor seinem Tod etwas zur Aufbewahrung.“ Sie stellte ein kleines Kunststoffkästchen zur Diaaufbewahrung auf den Tisch. „Darin sind ein paar Bilder aus der Zeit, als Christian in Nicaragua war. Vor über zwanzig Jahren. Alles ganz normal. Immer der gleiche Typ drauf. Nur auf einem sieht es so aus, als wenn einer Frau Gewalt angetan wird. Aber dort herrschte damals Bürgerkrieg. Im Krieg kommt es oft zu schlimmeren Übergriffen. Christian war in einer Brigade zur Verteidigung der Revolution in Nicaragua.“
    „Ich weiß“, antwortete Mechthild und erntete einen erstaunten Blick von Sigrid Janssen, aber Haschner ermutigte sie, fortzufahren.
    „Ich weiß nicht, ob die Sachen überhaupt zusammengehören. Aber es ist der einzige Hinweis, den ich Ihnen geben kann.“
    Oder geben will, dachte Mechthild. Aber sie wollte keine Forderungen stellen. Haschner hatte Sigrid Janssen dazu gebracht,

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