Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Willkommen in Wellville

Willkommen in Wellville

Titel: Willkommen in Wellville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
Vom Netzwerk:
Is This?, die im Flur widerhallten, durch die Tür hereinmarschierte.
    Der Doktor bat sie nicht, sich zu setzen. »Also, worum geht es?« bellte er, den rauchfarbenen Augenschirm über die Stirn heruntergezogen wie das Visier eines Helms.
    Der Ältere fing sofort an zu reden, Worte entwichen seinem Mund wie Gas einem Kübel, in dem es gärt. Er sei Mr. Goodloe H. Bender und freue sich, seine Kollegen vorstellen zu dürfen, einen Mr. Soundso – der Doktor war mittlerweile zu gereizt, um sich noch auf Trivialitäten konzentrieren zu können – und natürlich den Sohn des guten und berühmten Doktors, George. »Ein braver Junge, George«, schwafelte Bender, »ein wahrer Born an Geschäftssinn und scharfsichtiger Weisheit. Sie sind sicher stolz auf ihn.« Wußte Dr. Kellogg, daß sich George ihrem Unternehmen angeschlossen hatte? Nein? Nun, und dann schwafelte Bender so ausufernd über Frühstückskost, Wagenladungen voller Zahnmais, Fabrikhallen und dergleichen, daß sich der Blick des Doktors vor Wut trübte.
    Wieder schnitt er ihm das Wort ab. »Sir«, bellte er. »darf ich Sie daran erinnern, daß ich ein sehr beschäftigter Mann bin? Wie, um Himmels willen, kommen Sie auf die Idee, daß mich das in irgendeiner Weise betrifft?«
    Der ältere Mann tauschte einen verschwörerischen Blick mit seiner Kohorte aus. Georges Grinsen machte sich wieder breit, und auch auf den Mündern der beiden anderen flackerte es kurz auf. »Aber Doktor«, Bender strahlte, »Sie haben sich noch nicht mal nach dem Namen unserer kleinen Firma erkundigt …«
    John Harvey Kellogg knirschte mit den Zähnen. Er mußte noch zu drei Besprechungen, sich zwei Stunden lang um seine Patienten kümmern, den Vortrag für den Abend vorbereiten und die getippte Fassung seines Artikels »Nüsse können die Rasse retten« durchlesen. Und er saß hier, festgenagelt in seinem eigenen Büro, und hörte diesem ausgemachten Esel zu, der dummes Zeug daherschwafelte. »Um es zu wiederholen, Sir, da Sie schlecht zu hören- oder zu verstehen – scheinen, ich bin ein sehr beschäftigter Mann, und ich habe überhaupt keine Zeit –«
    » Kellogg’s! « verkündete Bender, »Kellogg’s Per-Fo Company, Incorporated, Battle Creek, Michigan. Was halten Sie davon? Eingängig, nicht wahr?«
    Der Doktor hatte angefangen, hinter dem Schreibtisch auf und ab zu schreiten, aber jetzt blieb er wie angewurzelt stehen. »Also los«, sagte er, »raus damit. Was wollen Sie?«
    Das schien das Stichwort für den anderen zu sein. Er trat einen Schritt nach vorn, versuchte es mit einem nervösen Lächeln, knetete die Krempe seines Huts in der Hand. »Wir sind interessiert zu erfahren, ob Sie interessiert daran wären, der Firma den Rücken zu stärken, das heißt, wir bieten Ihnen ein Paket Aktien, wenn Sie interessiert sind –«
    »Zu einem Vorzugspreis«, schaltete sich Bender ein. »Ich rechne wirklich nicht damit, daß unsere kleine Firma Sie irgendwie nennenswert stören wird oder aus irgendeinem Grund, äh, wie soll ich sagen, in der Öffentlichkeit für Verwirrung sorgen wird …« Er hielt inne, um sich die Lippen zu lecken, als dächte er über all die Frühstücksschüsseln nach, die auf den vielen amerikanischen Tischen standen, eine endlose Fläche poliertes Holz, Wachstuch und Leinen. »Aber, selbstverständlich, wenn Ihre, äh, Investition großzügig genug ausfällt, müßten wir mit der Produktion vielleicht gar nicht erst anfangen, wenn Sie verstehen, was ich meine –«
    Der Wurf war ausgeführt, Gewalt war angewendet worden. Dr. Kellogg wußte genau, was der hassenswerte, großmäulige, dickbäuchige und ganz entschieden unphysiologische Mann vor ihm meinte, und jetzt konnte er einen moralisch überlegenen Standpunkt einnehmen und seinen Zorn auf sie hinabschleudern wie einen Blitz vom Himmel. »O ja«, sagte er mit gesenkter Stimme, um sie in falsche Sicherheit zu wiegen, »ja, ich weiß genau, wovon Sie sprechen – Sie wollen mir Peinlichkeiten ersparen, he?«
    Bender und der jüngere Mann nickten beflissen. George starrte ihn bösartig aus schwarzen Augen an, das großspurige Grinsen wie festgefroren auf seinen Zügen.
    »Meinen guten Namen unbefleckt erhalten?«
    Wieder das Nicken, und der ältere Mann hängte jetzt ein Augenzwinkern an, als hätten sie stillschweigend einen Handel abgeschlossen.
    »Nötigung?« fuhr der Doktor fort, und seine Stimme wurde lauter. »Drohungen? Erpressung?« Plötzlich brüllte er und ließ die Faust auf den Schreibtisch

Weitere Kostenlose Bücher