Willküra (German Edition)
im Schweinebauch klingeln.
»Die Zwerge!!!«
Sie hatte sie in der ERGA gesehen und auch erklärt bekommen. Sie wurden genau dafür produziert: für die Überwindung der unüberwindbaren Grenzen. Nur leider kannte ERGA den richtigen Code nicht, und so waren sie ihnen nicht viel Wert.
Wenn sie einen Zwerg bekommen könnten, könnte sie ihm den richtigen Code eingeben. Um ihn allerdings genau beim Willkürherrscher auskommen zu lassen, brauchte sie auch noch ein paar seiner Hirndaten als Koordinaten. Und ob es überhaupt möglich war, dass der Zwerg in den neutralen Raum kommen würde, wusste sie nicht genau. Eigentlich sprach nichts dagegen, aber eben auch nichts dafür.
»Ich habe eine Lösung, aber«, sagte Raja, »sie ist für uns nicht realisierbar.«
Sie erklärte den anderen beiden ihre Idee, und obwohl sie gemeinsam versuchten, sich einen Weg auszudenken, wie sie diese, ihre nun einzig zur Verfügung stehende Lösung, umsetzen könnten, Amanus z.B. machte den Vorschlag, sie könnte zurück ins Willkürherrschaftliche Schloss gehen, zu Willküra, denn in ihrem Beisein tauchten immer die Zwerge auf, und sie könnte dann einen packen und ihn hierher mit zurück bringen, und die Kursleiterin schlug z.B. vor, alles über den Willkürherrscher aufzuschreiben, was sie aus eigener Erfahrung über ihn wusste, und was Gerolat ihr von ihm erzählt hatte, weil sie daraus vielleicht seine Hirndaten errechnen könnte, denn das hätte sie bei einem anderen auch schon mal gemacht, war Raja bedacht genug geblieben, diesen doch lobenswerten Drang zu Aktionismus als unrealistisch einzustufen und abzulehnen.
Raja seufzte.
79
Gerolat irrte durch das Schloss. Er kannte sich kaum noch aus. An manchen Stellen waren plötzlich keine Wände mehr, wo mal welche waren, an anderen Stellen tauchten plötzlich Treppen zu einer oberen Etage auf, die nie existiert hatte, die Fenster waren teilweise größer als zuvor, Treppen waren zum Teil durch Rutschen ersetzt worden, bei denen er sich fragte, wie man da hoch kommen sollte, sein liebstes Sprudelbad war nicht mehr da – kurz, er erkannte kaum etwas wieder.
Und so war es für ihn nicht einfach, den Auftrag von Fürchtedich IX. durchzuführen, Willküra vom Willkürherrschaftlichen Arbeitszimmer fern zu halten, denn dafür musste er Willküra erst mal finden.
Er ging in eins der ihm unbekannten Zimmer und stellte fest, dass Willküra sich ein riesengroßes Spielzimmer hatte einrichten lassen. Ein Schachtisch stand in der einen Ecke, mit Figuren aus dem Willkürherrschaftlichen Staat darauf, ein Billardtisch stand in einer anderen Ecke, aber es waren keine Kugeln darauf, sondern große Würfel, Regale waren voll von Brettspielen und Würfelspielen, ein Mikadospiel mit körpergroßen Stäben lehnte an der Wand, und es standen viele wertvolle Kommoden herum.
»Willküra ist also verspielt!«, stellte Gerolat fest und öffnete die oberste Schublade einer Kommode.
Sofort strahlten ihn unzählige Murmeln an, die von links nach rechts farblich sortiert waren.
In der zweiten Schublade fand er auch Murmeln, allerdings waren diese von links nach rechts nach ihrem Wert sortiert: Murmeln aus Platin, Gold und rhodiumbeschichtete Silbermurmeln.
In der dritten Schublade lagen ausschließlich Murmeln aus Edelstein wie Granat, Smaragd, Türkis und Rubin.
Gerolat fand diese Murmelsammlung wunderschön und hätte am liebsten alle mitgenommen, aber er steckte sich nur eine Granatmurmel ein und wollte sie später der Kursleiterin schenken.
In der obersten Schublade der nächsten Kommode fand Gerolat viele Kartenspiele mit dem Willkürherrschaftlichen Blatt fein säuberlich nebeneinander gestapelt.
Gerolat nahm eins der Kartenspiele und verließ dann schnell das verführerische Spielzimmer, um weiter nach Willküra zu suchen.
80
»Wenn der Zwerg die einzige Möglichkeit ist, dann müssen wir einen besorgen!«, bestand Amanus auf der Verfolgung des einzigen Plans, den sie hatten. »Ihr müsst mich jetzt in Gefahr bringen! Dann kommen sie und retten mich, und dann haben wir einen!«
»Ich glaube nicht, dass sie deine Schutzengel sind«, sagte Raja, die sich stark beherrschen musste, denn Amanus ging ihr langsam gehörig auf die Nerven. Sie hatte ihr noch besser gefallen, als sie noch nicht diese Art hatte, völlig naiv Dinge zu fordern.
Die Hormone haben sie wohl schon verändert, dachte Raja. Dafür kann sie zwar nichts, aber ich ja auch nicht. Mit diesem Gedanken brachte sie sich in ein
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