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Wintergeister

Wintergeister

Titel: Wintergeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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war kein frischer Schnee gefallen, daher kamen wir gut voran. Wir gingen mit flotten Schritten und gelangten bald zu der Brücke, über die ich zwei Tage zuvor gekommen war. Während wir sie überquerten, die drei Dörfler und ich, glänzte das gefrorene Wasser darunter im Licht des Dezembermorgens wie die Oberfläche eines Spiegels. Schilfrohre und braune Binsen ragten, als wären sie vom Wintereinbruch überrumpelt worden, durch das Eis empor wie eine Reihe Zinnsoldaten.
    Wir marschierten über triste Felder, deren braune Furchen mit Schnee überkrustet waren, und gelangten bald zu den Ausläufern des Waldes, wo der Frost auf den Bäumen glitzerte.
    Ich deutete auf den Pfad, den ich heruntergekommen war, und wir machten uns im Gänsemarsch an den Aufstieg. Der Weg war steil, erschien mir aber diesmal weniger schwierig. Breillac und seine Söhne waren eine angenehme Gesellschaft, und die Sonne und die Windstille hoben meine Stimmung. Ich lauschte unentwegt, ob ich Fabrissas Stimme hörte, aber heute sah ich keine Andeutung von Gestalten im Nebel oder Wächtern auf den Bergen.
    Ich hielt mich zurück und fragte die Breillacs nicht, ob sie Fabrissa kannten, weil ich meine Hoffnungen nicht zerschlagen sehen wollte. Je länger ich die Frage aufschob, desto länger bestand die Chance, dass sie mir sagen konnten, wo Fabrissa sich aufhielt.
    So stapften wir weiter. Ich weiß noch, dass ein Vogel im kahlen Geäst eines Baumes sang. Eine Amsel oder vielleicht ein Rotkehlchen, seltsam englisch anmutende Klänge in diesem französischen Waldland, die den absurden Gedanken in mir auslösten, dass Fabrissa und ich vielleicht eines Tages Hand in Hand über die Sussex Downs spazieren würden. Meine Pläne waren natürlich Luftschlösser, Träume, Phantasievorstellungen von silbernen Tagen, die wir miteinander erleben würden. Von zahllosen Dämmerungen, in denen wir zusehen würden, wie die Sonne versank. Von Nächten, die wir eng umschlungen verbrachten. Und ich lächelte, als ich an ihre klugen grauen Augen dachte und die blasse Rundung ihres Kinns und daran, wie ihr das Haar über die Schultern fiel. Mein Herz sehnte sich schmerzlich danach, sie wiederzusehen.
    »Guillaume, kennen Sie vielleicht eine junge Frau namens Fabrissa?«
    Er überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf.
    »Pierre vielleicht? Oder möglicherweise Ihr Vater. Können Sie die beiden fragen?« Er wandte sich an sie, und ich plauderte munter weiter, um mich gegen eine mögliche Enttäuschung zu wappnen. »Wissen Sie, wir wurden einander vorgestern Abend auf der
fête
vorgestellt. Aber ich Dummkopf hab ihren Nachnamen nicht mitbekommen. Würde mich interessieren, wo sie wohnt.«
    Ich hörte Breillac ihren Namen wiederholen, aber er schüttelte den Kopf und Pierre ebenfalls. Guillaume wandte sich wieder mir zu. »Nein«, sagte er. »Sie kennen keine Frau, die so heißt.« Dann fügte er hinzu: »Monsieur, mein Vater sagt, dass er Sie im Ostal nicht gesehen hat.«
    Mein Magen krampfte sich unangenehm zusammen.
    »Hat er nicht?« Ich zögerte. »Nun ja, es war sehr voll. Da kann man leicht jemanden übersehen. Ich hab an dem Abend nicht mal Madame Galy gesehen, dabei war sie es, die mich eingeladen hatte. Tja, so kann’s gehen.« Ich zögerte. »Ihr Vater ist doch hoffentlich nicht in die Rauferei verwickelt worden?« Ich stieß ein sprödes Lachen aus. »Ehrlich gesagt, zu Anfang dachte ich, das wäre echt. Diese Schwerter und Helme, alles sehr überzeugend.«
    Guillaumes Blick musterte mich eindringlich. »Rauferei, Monsieur?«
    »Oder Schlägerei«, sagte ich. »Prügelei.« Ich verstummte und sah ihn an. »Waren Sie da, Guillaume? Auf der
fête de Saint-Étienne?
«
    »Allerdings. Wir waren alle da.«
    Guillaume war ehrlich verwirrt, und ich sagte nichts mehr, weil es mir auf einmal so vorkam, als hätte ich uns allen den Tag verdorben. Aber es ließ mir keine Ruhe. Selbst wenn ich einräumte, im fraglichen Zeitraum reichlich abgelenkt gewesen zu sein, war das keine hinreichende Erklärung dafür, dass sich meine Erinnerung an den Abend so stark von der ihren unterschied.
    Wir gingen weiter, und jedes Gespräch versiegte, als der Aufstieg noch steiler wurde. Schließlich gelangten wir zu der Gabelung, wo die beiden Pfade zu einem verschmolzen, der bis hinauf zur Straße führte.
    Wir blieben stehen, um zu Atem zu kommen. Im selben Moment spürte ich wieder dieses Prickeln im Nacken, das gleiche Gefühl dichter werdender Luft. Ich hob den Blick, starrte in

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