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Winterträume

Winterträume

Titel: Winterträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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»Sie sind ja betrunken, jawohl, betrunken sind Sie!«
    »Er doch auch«, erwiderte Dean, und dann hielt er den Finger still, streckte ihn aus und zeigte damit auf Gordon.
    Da kam Peter Himmel angeschlendert, nahm seine Uhupose ein und war sichtlich in der Stimmung, große Reden zu schwingen.
    »Schluss jetzt«, fing er an, als habe man ihn herbeigerufen, um irgendeinen albernen Kinderstreit zu schlichten. »Was ist denn hier los?«
    »Bringen Sie mal Ihren Freund hier weg«, sagte Jewel forsch. »Der stört uns.«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben doch ganz genau gehört, was ich gesagt habe!«, rief sie schrill. »Ich hab gesagt, Sie sollen Ihren betrunkenen Freund hier wegbringen.«
    Immer lauter wurde ihre Stimme, immer durchdringender, bis sie die Geräuschkulisse des Restaurants übertönte und ein Kellner herbeigeeilt kam.
    »Sie müssen leiser sein!«
    »Der Kerl da ist betrunken«, schrie sie. »Der beleidigt uns.«
    »Siehste, siehste, Gordy«, beharrte der Beschuldigte. »Hab ich dir doch gesagt.« Er wandte sich an den Kellner. »Gordy is ’n Freund von mir. Ich wollt ihm helfen, stümmt doch, Gordy, oder nich?«
    Gordy blickte auf.
    »Helfen? Mir? Du? Nein, zum Teufel!«
    Plötzlich stand Jewel auf, packte Gordon am Arm und half ihm auf die Beine.
    »Komm, Gordy!«, sagte sie, beugte sich zu ihm rüber und fuhr halblaut fort: »Komm raus hier. Ist ja widerlich, wie betrunken der Kerl ist.«
    Gordon ließ sich von ihr hochhelfen und machte sich auf den Weg zur Tür. Jewel drehte sich noch mal kurz um.
    »Ich weiß Bescheid!«, sagte sie aufgebracht zu dem Mann, der ihren überstürzten Aufbruch zu verantworten hatte. »Ein schöner Freund sind Sie, ich muss schon sagen. Er hat mir alles über Sie erzählt.«
    Dann packte sie Gordons Arm, und gemeinsam bahnten sich die beiden ihren Weg durch die neugierige Menge, zahlten ihre Rechnung und verließen das Lokal.
    »Setzen Sie sich gefälligst hin«, sagte der Kellner zu Peter, nachdem sie draußen waren.
    »Wie bitte? Hinsetzen?«
    »Ja – oder Sie gehen hinaus.«
    Peter wandte sich an Dean.
    »Komm«, schlug er vor. »Komm, wir verprügeln den Kellner.«
    »Geht in Ordnung.«
    Sie blickten plötzlich entschlossen drein und rückten gegen den Kellner vor. Dieser wich zurück.
    Auf einmal langte Peter zum Nachbartisch hinüber, schnappte sich dort von einem Teller eine Handvoll Haschee und schmiss es in die Luft. Es kam in weichem, elliptischen Bogen wieder herunter und schneite denen, die ringsherum saßen, in dicken Flocken auf die Köpfe.
    »He! Beruhige dich mal!«
    »Schmeißt ihn raus!«
    »Setz dich hin, Peter!«
    »Hör auf mit dem Mist!«
    Peter verbeugte sich lachend.
    »Danke für Ihren reizenden Applaus, meine Damen und Herren. Wenn mir jemand freundlicherweise noch ein bisschen mehr Haschee überlassen und einen Zylinder leihen könnte, tät ich die Nummer noch weiter ausbauen.«
    Der Rausschmeißer drängte sich durch die Reihen.
    »Sie machen jetzt, dass Sie hier rauskommen!«, sagte er zu Peter.
    »Ich denk ja gar nicht dran!«
    »Er ist mein Freund!«, mischte sich Dean entrüstet ein.
    Ein paar Kellner scharten sich zusammen. »Setzt ihn an die Luft!«
    »Besser, du verschwindest, Peter.«
    Es gab ein kurzes Gerangel, die zwei wurden umzingelt und zum Ausgang gedrängt.
    »Mein Hut und mein Mantel sind noch da drin!«, schrie Peter.
    »Na schön, dann holen Sie sich Ihre Sachen, aber ein bisschen hoppla, bitte!«
    Der Rausschmeißer lockerte seinen Griff, und Peter verzog das Gesicht zu einer lustigen Grimasse, rannte mit verschmitzter Miene um den Tisch herum, lachte höhnisch und drehte den empörten Kellnern eine lange Nase.
    »Ich glaub, ich bleib noch ’n Momentchen hier«, erklärte er.
    Und nun begann die Jagd. Vier Kellner liefen auf die eine Seite, vier rüber auf die andere. Dean kriegte zwei von ihnen am Jackett zu fassen, und wieder gab es eine Rangelei, bis Peters Verfolgung von neuem aufgenommen werden konnte, und bevor er endlich überwältigt wurde, warf er noch eine Zuckerdose und diverse Kaffeetassen um. Den nächsten Krawall gab es an der Kasse, als Peter den Versuch unternahm, noch einen weiteren Teller Haschee zu bestellen, den er mitnehmen wollte, um unterwegs die Polizisten damit zu bewerfen.
    Doch in diesem Moment ereignete sich etwas anderes und lief dem Tumult, den Peter Himmels sonderbarer Abgang ausgelöst hatte, glatt den Rang ab, indem es die bewundernden Blicke sämtlicher Restaurantbesucher auf sich zog und alle

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