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Winterträume

Winterträume

Titel: Winterträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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Gärtners habe sich bewahrheitet und Fifi sei vor Einsamkeit verrückt geworden.
    II
     
    Ein ausgesprochen verwahrlostes Wrack von einem Mann stand da an diesem Sommerabend in der Tür und blinzelte Tante Cal in die Augen; er machte den Eindruck eines Strandguträubers, den es durch Zufall aus einem Film über die Südsee nach Long Island verschlagen hatte. In seinen Händen hielt er einen knorrigen Knüppel von brutalen, verräterischen Dimensionen, ein wirklich mörderisch aussehendes Stück Holz, dessen Anblick Tante Cal ein wenig ins Zimmer zurückschrecken ließ.
    Fifi schloss die Tür hinter ihnen und wandte sich ihren Tanten zu, als sei das Ganze die normalste Angelegenheit der Welt.
    »Das ist Mr. Hopkins«, gab sie bekannt, drehte sich dann aber nach Bestätigung suchend zu ihrem Begleiter um. »Oder war es Hopwood?«
    »Hopkins«, antwortete der Mann heiser. »Hopkins.«
    Fifi nickte vergnügt.
    »Ich habe Mr. Hopkins zum Abendessen eingeladen«, sagte sie.
    Das Leben an der stolzen See hatte Tante Cal und Tante Josephine eine Art Würde verliehen, die es ihnen nicht gestattete, sich Überraschung anmerken zu lassen. Jetzt war dieser Mann ein Gast ihres Hauses, das genügte. Doch in ihrem Innern herrschte Aufruhr und Verwirrung. Sie wären nicht überraschter gewesen, wenn Fifi ein mehrköpfiges Meeresungeheuer mit nach Hause gebracht hätte.
    »Wollen Sie… möchten Sie sich nicht setzen, Mr. Hopkins?«, fragte Tante Cal nervös.
    Mr. Hopkins schaute sie einen Moment lang ausdruckslos an, dann produzierte er hinten in seinem Mund ein lautes, schnalzendes Geräusch. Er machte einen Schritt auf einen Stuhl zu und sank auf dessen vergoldete Zerbrechlichkeit hinab, als habe er die Absicht, ihn augenblicklich zu zertrümmern. Tante Cal und Tante Josephine ließen sich etwas erschöpft aufs Sofa fallen.
    »Mr. Hopkins und ich haben uns am Strand kennengelernt«, erklärte Fifi. »Er verbringt den Sommer hier, um sich zu erholen.«
    Mr. Hopkins heftete seine Augen glasig auf die zwei Tanten.
    »Ich bin hier, um mich zu erholen«, sagte er.
    Tante Cal gab ein kaum hörbares Geräusch von sich, hatte sich aber schnell wieder in der Gewalt und nickte gemeinsam mit Tante Jo dem Besucher eifrig zu, als ob er ihr tiefstes Mitgefühl erntete.
    »Jahaa«, wiederholte er munter.
    »Er dachte, die Meeresluft würde ihm guttun und ihn wieder zu Kräften kommen lassen«, fuhr Fifi lebhaft fort. »Das ist es doch, warum Sie hier sind, nicht wahr, Mr. Hopkins?«
    »Sie sagen es, Schwester«, stimmte Mr. Hopkins nickend zu.
    »Siehst du, Tante Cal«, lächelte Fifi, »also sind Tante Jo und du nicht die Einzigen, die an die medizinischen Qualitäten dieser Gegend glauben.«
    »Nein«, stimmte Tante Cal schwach zu. »Jetzt sind… jetzt sind wir schon drei.«
    Es wurde gemeldet, das Abendessen sei serviert.
    »Möchten Sie… wollen Sie«, Tante Cal nahm allen Mut zusammen und sah Mr. Hopkins in die Augen, »wollen Sie sich vor dem Essen noch die Hände waschen?«
    »Ach, nicht der Rede wert.« Mr. Hopkins wedelte nachlässig mit seinen Fingern vor ihrem Gesicht herum.
    Man ging zu Tisch, und nach einigem verstohlenen Schieben und Stoßen (die beiden Tanten versuchten, sich Mr. Hopkins so weit wie möglich vom Leibe zu halten) nahm man Platz.
    »Mr. Hopkins lebt im Wald«, sagte Fifi. »Er hat ein kleines Haus ganz für sich allein, da kocht er sich Woche für Woche seine eigenen Mahlzeiten und wäscht seine Wäsche.«
    »Wie faszinierend!« Tante Jos Augen suchten ihren Gast sorgfältig nach irgendwelchen Merkmalen des gelehrten Eremiten ab. »Leben Sie schon länger hier in der Nähe?«
    »Nein, noch nicht lange«, antwortete er mit einem verschlagenen Seitenblick. »Aber ich halt’s hier gut aus, verstehn Sie? Kann sein, ich bleib hier, bis ich verfaule.«
    »Sind Sie… leben Sie weit weg von hier?« Tante Cal fragte sich, was sie wohl bei einem Eilverkauf für das Haus bekommen würde und ob sie und ihre Schwester es überhaupt ertragen könnten, von Montauk Point wegzuziehen.
    »Nur eine Meile von hier… Ein hübsches Mädel haben Sie da«, fügte er hinzu und zeigte mit dem Löffel auf ihre Nichte.
    »Wie?… Ja.« Die beiden Damen blickten beklommen zu Fifi hinüber.
    »Irgendwann hol ich sie mir und brenne mit ihr durch«, erklärte er in angenehmem Konversationston.
    Mit heroischem Einsatz lenkte Tante Cal das Gespräch von ihrer Nichte auf ein anderes Thema. Man sprach über Mr. Hopkins’ Waldhütte.

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