Wir hatten mal ein Kind
Hans! gut geschlafen? Sie schmiegte sich an ihn. Gott, bist du schön warm! Ich bin so kalt, sei nicht böse, daß ich so kalt bin …
Dann kam noch die Geschichte mit der offenen Tür. Aber auch sie wurde überstanden, ausgestanden. Elise hatte die Angewohnheit, Türen hinter sich offen zu lassen. Er hatte eine Vorliebe für geschlossene Türen: Ehen sind an kleineren Meinungsverschiedenheiten schon zerbrochen.
Elise, die Tür zu, sagte er mahnend, wenn sie an seinen Schreibtisch gestürzt kam mit irgendeiner Kostprobe aus der Küche oder von einer Entdeckung aus dem Garten, mit hochroten Wangen.
Aber ja! sagte sie erstaunt, lief schnell hin, machte die Tür zu, erzählte, lief fliegend und begeistert wieder hinaus – und die Tür stand offen. Er schloß sie seufzend.
Er besaß eine gewisse gar nicht so kleine Portion mitleidiger Geduld. Er sagte es ihr ziemlich häufig, daß er geschlossene Türen wünschte. Sie war bei jeder Ermahnung neu erstaunt. Mache ich denn die Türen nicht zu? Ich kann es höchstens ein einziges Mal in der Eile vergessen haben. Sicher, Hans!
Er wachte nachts davon auf, daß sie mit einer irritierenden Vorsicht hinausschlich. Hinter ihr blieb die Schlafstubentür offen. Er wartete wachend auf ihre Rückkehr. Sie legte sich ins Bett, es war dunkel, aber er spürte unter dem warmen Deckbett den kühlen Luftzug: dann knarrte die Tür.
|351| Die Tür, Elise! sagte er scharf.
Sie schloß sie gehorsam. Sicher hat der Wind sie wieder aufgedrückt, sagte sie eifrig. Die Fenster schließen so schlecht. Immer zieht es. Du mußt sie einmal nachsehen lassen.
Es war nicht Streitsucht, es war eigentlich entwaffnend. Sie glaubte, was sie sagte. Sie konnte nicht anders sein.
Er lag nach dem Essen eine halbe Stunde auf dem Sofa. Er erwachte von Schüsselgeklapper. Auf eine magische Weise hatten sich unterdes vier Türen geöffnet. Er sah vom Eßzimmer ins Arbeitszimmer durchs Wohnzimmer in die Küche. Er sagte streng zu seiner Frau: Elise, es ist nun das letzte Mal, daß ich es dir sage, du mußt die Türen schließen. Wenn du es so nicht lernen willst, muß ich es dir auf eine Art beibringen, die dir unangenehm sein wird.
Ich will es wahr- und wahrhaftig nie wieder vergessen, sagte sie, legte ihm die Arme um den Hals und gab ihm einen Kuß. Dann ging sie an ihre Arbeit, und die Tür blieb offen.
Es gab im Ochsenstall einen gewissen Stachowiak, ein zerlumptes, verlaustes, verlogenes Geschöpf. Zu ihm lenkte Gäntschow seine Schritte und sprach lange mit ihm. Als am nächsten Morgen Frau Elise Gäntschow aus der Schlafzimmertür tritt, prallt sie zurück: es steht ein schmutziger Kerl barfuß auf ihrem frischgescheuerten Flur. Sie ruft: Was machst du hier? Scher dich weg, Inspektor auf Hof, auf Hof!
Das Geschöpf schüttelt grinsend den Kopf: Nix Inspektor, Madka, Madka.
Und dann ergreift der Kerl die schön geputzte Klinke, zieht die Tür heran und schließt sie. Er sieht sie triumphierend an.
Und nun, wo sie geht und steht, verfolgt sie dieser Bursche. Er steht in der Küche hinter ihr am Herd, er folgt ihr zur Schlafstube, er steht hinter ihrem Stuhl beim Essen – aber jede Tür schließt er sorgfältig. Sie kommt an diesem langen Vormittag in immer größere Erregung. Sie muß ins Dorf und einkaufen. Er kommt ihr doch wahrhaftig nach und schließt die bimmelnde Ladentür. Er steht auf dem Gartenweg hinter |352| ihr, ja er hält vor der Klotür Wache. Sie schreit ihn fassungslos an. Sie beschwört ihn, er entblößt grinsend das einzig Schöne an ihm, die großen, wohlgeformten, weißen Zähne. Er sagt bedauernd: Panje Inspektor!
Am Mittag macht sie ihrem heimkehrenden Mann die erste Szene ihres Lebens. Es ist eine Schmach, was er tut. Ist sie kein Mensch? Sie schwört, jede Tür selbst zu schließen, nur … er soll und soll und soll diesen Kerl zurückziehen!
Aber er ist unbeugsam, unerbittlich: Ich habe dich dutzendmal gewarnt. Nun mußt du es so lernen, daß du es nie wieder vergißt. Ich nehme den Stachu erst weg, wenn ich fest überzeugt bin, du hast es gelernt.
Ich habe es gelernt!
Nein, es ist noch zu früh.
Ich bitte dich, Hans, tu’s mir zuliebe.
Es handelt sich nicht um Bitten, es handelt sich um Lernen.
Nun gut, nun schlecht. Stachu bleibt. Es hat sich herumgesprochen auf dem Hof und im Dorf, welch glänzendes Gefolge die Frau Administrator hat. Viele Leute machen sich im Haus auf dem Birkenhügel ein Gewerbe. Sie erträgt auch das. Sie erträgt es mit Tränen, aber
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