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Wir hatten mal ein Kind

Wir hatten mal ein Kind

Titel: Wir hatten mal ein Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Flasche. Aber jetzt gibst du ihm gar nichts, sondern erst unterwegs, wenn er schlappmachen will.
    Gut, Vater.
    Nach einer Weile ist der Junge wieder draußen.
    Wo ist der Schnaps? fragt der Bullenberger gleich.
    Keiner im Haus, sagt der Junge. Hier haben Sie Wasser.
    Der Bullenberger schnüffelt. Du lügst doch nicht? Deine Finger riechen nach Schnaps.
    Ich hab die Kognakbuddel vom Vater nachgesehen, es war aber nichts mehr drin, lügt der Junge.
    Wenn du Geschichten machst! droht der Bullenberger. Es kommt mir jetzt auf keinen mehr an. Auch auf dich nicht.
    Jetzt wollen wir verbinden, sagt Johannes. Wo sitzt es?
    Der Mann flucht und schimpft beim Verbinden. Einmal sagt er dazwischen: Keine Chance, von eurer gottverdammten Halbinsel herunterzukommen?
    Keine, schüttelt der Junge den Kopf.
    Und hier bei euch?
    Viel zuviel Menschen auf dem kleinen Fleck, sagt der Junge.
    Na also, gehen wir. Gerne tu ich’s nicht. Aber was hilft es!
    Warten Sie noch einen Augenblick, ich hole den Hund.
    Ich will deine Töle nicht sehen.
    |218| Überall sind heute nacht Menschen unterwegs, sagt der Junge, und Perle riecht alles.
    Na schön, sagt der Mann.
    Dann gehen sie los. Der Bullenberger hat sich zusammengerissen. Vielleicht hat er wahnsinnige Schmerzen. Er wird wohl auch schon Fieber haben. Manchmal meint der Junge, ihn hinter sich mit den Zähnen klappern zu hören, aber er geht sehr rasch, sehr gerade und unendlich leise und vorsichtig. Einmal hören sie von einem Feldweg her Stimmen, und sie stehen lange, lange im Korn und warten. Der Bullenberger stützt sich auf des Jungen Schulter, er stützt sich mit seinem ganzen, großen Gewicht darauf, aber Johannes drückt das Kreuz durch und erträgt den schweren Mann. Dann können sie wieder weiter. Sie gehen immer nur Feldraine. Wenn sie einen Weg kreuzen müssen, geht Johannes voran und läßt Perle schnuppern. Jetzt hat das Tier völlig begriffen, daß es leise sein muß. Es ist von dem Fieber der andern angesteckt, es sucht und windet eifrig. Beim Erpelteich sagt der Bullenberger kurz: Mal was trinken. Er läßt sich schwerfällig auf die Knie herunter. Dann aber ist es, als fiele er vornüber; er liegt bäuchlings auf der Erde am Teichrand, schlürft das Wasser und kommt nicht wieder hoch.
    Zeit, daß wir endlich hinkommen, murmelt er, geht nicht mehr lange. Er lacht plötzlich. Junge, eben hättest du mich leicht loswerden können. Ein Schups, und ich wäre versoffen.
    Sie haben mich ja auch nicht versaufen lassen, sagt Johannes. Ja, richtig, sagt der Bullenberger. Du denkst noch daran? Komisch.
    Ich glaube beinah, dir wird es noch mal leid tun, daß du noch daran denkst. Er schüttelt den Kopf.
    Wir müssen weiter, mahnt Johannes.
    Ich glaube, sagt der Bullenberger und macht keine Anstalten aufzustehen, ich komme nicht wieder hoch. Hier werde ich wohl sitzen bleiben.
    Der Junge betrachtet ihn prüfend. Aber hier können Sie nicht sitzen bleiben. Es ist zu nah am Weg. Also schön. Hier, trinken Sie, aber nur einen Schluck.
    |219| Er reicht ihm die Kognakflasche.
    So? sagt der Bullenberger in einem ganz andern Ton und nimmt die Flasche, so? Du hast also doch Schnaps?! Warum hast du vorhin gelogen?
    Weil Sie den Kognak erst haben sollen, wenn es ganz nötig ist.
    Der Bullenberger schreit fast: Wer sagt das?
    Ich, antwortet Johannes.
    Gelogen! Was weißt du von Schnaps? Mit wem hast du über mich gesprochen, als du im Haus drin warst?
    Mit keinem.
    Gelogen! Erst hast du zum Wasserglas voll Schnaps ja gesagt, und dann war keiner da, und nun ist welcher da, wenn es ganz nötig ist. Wer? frage ich.
    Wenn Sie, sagt Johannes, etwas gewußt haben vom schwarzen Martin, das haben Sie jedem erzählt, der gefragt hat, nicht wahr?
    Halt, stop, sagt der Bullenberger leiser, kiek mich an. Wie heißt du? Gäntschow?
    Ich hätte gut in meinem Bett bleiben können, sagt der Junge. Keiner hat mich rausgescheucht. Nicht einmal die Hunde haben angeschlagen.
    Er hat recht, sagt der Bullenberger zu sich, außerdem heißt er Gäntschow. Manchmal will man es nicht mehr glauben. Alles Wanzen und Läuse. Wie viele haben von mir gezogen auf der Insel. Sie werden jetzt lustig auf mich jagen. Also gib her die Buddel.
    Aber nur einen Schluck!
    Versteht sich, sagt der Bullenberger und nimmt einen Schluck, der die Flasche zur Hälfte leert.
    Nun aber schnell los, so lange es vorhält.
    Sie gehen wieder, gehen wieder im gleichen Tempo.
    Was wird die kleine Gräfin sagen? fragt der Mann hinter ihm.
    Darüber

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