Wo der Elch begraben liegt
das hier für sie war? Konnte er nicht ein wenig Mitgefühl zeigen, wo sie es jetzt so dringend brauchte?
Ein intensives Gemurmel brach in der Klasse aus, nachdem der letzte Platz verteilt war. Die Studenten eilten nach vorne an das Flipchart, um nachzulesen, welche Informationen über ihre jeweiligen Praktikumsplätze dort standen. Janne Ahlsén und Rendefors wurden mit Fragen überschüttet.
Frida war die Einzige, die noch auf ihrem Platz saß. Als alle anderen Studenten gegangen waren, stand sie wie betäubt auf und ging zu Ahlsén.
» Ich nehme den Platz nicht an. Sie müssen etwas anderes organisieren.«
» Frida, ich verstehe, dass Sie enttäuscht sind, weil Sie nicht den Platz Ihrer Wahl bekommen haben. Aber ich versichere Ihnen, dass das ein guter Praktikumsplatz ist.«
Janne zog einen Bogen mit Kontaktdaten hervor, faltete ihn zusammen und schob ihn Frida zu. Sie zeigte darauf, als wäre er von der Pest infiziert.
» Es spielt keine Rolle, ob der Platz gut ist. Ich werde das nicht machen.«
» Leider haben Sie keine andere Wahl. Wir haben es versucht, glauben Sie mir. Es ist ein Wunder, dass wir überhaupt alle Plätze zusammenbekommen haben.«
» Aber alle anderen haben doch bekommen, was sie wollten. Wieso kriege ich denn nicht wenigstens eine meiner fünf Alternativen, wo doch alle anderen den Platz ihrer ersten oder zweiten Wahl bekommen haben? Wieso kann nicht jemand anderes diesen Platz nehmen? Wieso gerade ich?«
» Weil Sie die Fähigkeit haben, aus wenig viel zu machen. Genau das haben Örjan Berg und Kerstin Regnell heute ja gesagt, und das ist genau das, was wir hier brauchen. Sie werden bei diesem Job viel mehr lernen als die meisten ihrer Kollegen in ihren Praktika. Nach meiner Ansicht ist das hier exakt, was sie benötigen, um sich als Journalistin zu entwickeln.«
» Ich mache das nicht.«
Einen Augenblick war es still. Janne räusperte sich und sagte: » Der Arbeitsmarkt sieht eben so aus. Das sollte man wissen, wenn man diesen Beruf wählt. Nicht alle können Starreporter bei Dagens Nyheter oder Aftonbladet werden.«
» Und wieso hat Peter einen Platz bei Aftonbladet bekommen?«
» Unter uns gesagt, weil er bei der dortigen Geschäftsleitung alles getan hat, damit man genau ihn auswählt. Kontakte sind in dieser Branche extrem wichtig. Das ist zwar bedauerlich, aber man muss die Spielregeln lernen.«
Das hatte Peter also getan? Wieso hatte er ihr nichts darüber erzählt? Wo sie doch so viel darüber geredet hatten, welche Chancen es für die erträumten Plätze gäbe. Warum hatte er sie nicht gedrängt, es ähnlich zu machen? Oder hätte sie das selbst begreifen müssen?
» Und wenn ich jemanden finde, der den Platz mit mir tauscht?«, überlegte Frida.
» Sicher, wenn Sie jemanden finden, der bereit ist, seinen Platz zur Verfügung zu stellen und dafür Ihren zu nehmen, wäre das im Prinzip in Ordnung. Aber das müsste dann auch mit den Arbeitgebern abgeklärt werden. Das Smålandsbladet war überhaupt nur bereit, Sie aufzunehmen, weil die Ihren Namen kannten und wussten, dass Ihre Familie aus dieser Ecke kommt. Es könnte also passieren, dass der Platz dann völlig wegfällt, und dann stehen wir dumm da.«
» Aber ich will nicht«, jammerte Frida.
Janne senkte die Stimme und legte seine Hand vertraulich auf Fridas Arm. »Sehen Sie, ich weiß, dass Sie mit Peter zusammen sind. Er wird in Stockholm sein. Sie arbeiten während der Woche in Bruseryd und fahren am Wochenende zu ihm. Es ist doch bloß ein halbes Jahr. So bekommen Sie das Beste aus beiden Welten, sehen Sie es doch mal so. Sie werden es überleben.«
Das Beste aus beiden Welten… von wegen!
Als Frida aus dem Vorlesungsraum trat, waren schon alle gegangen. Sie hatte zwei SMS bekommen. Die erste war von Peter: » Hey Baby. Konnte nicht warten. Du kannst bestimmt tauschen. Bin zum Vorglühen bei Örjan. See you tonight. Kuss.«
Immerhin ließ er von sich hören. Obwohl sie eigentlich gehofft hatte, dass er mit offenen Armen vor der Tür stand und sie tröstete. Oder dachte er, dass es gar nicht so schlimm war? In gewisser Weise war es vielleicht sogar gut, dass sie ihm nicht hatte zeigen können, wie enttäuscht und traurig sie wegen des Praktikums war…
SMS Nummer zwei war von Cilla. Den Göttern sei Dank für sie. » Ich leide mit dir! Du brauchst ein ordentliches Besäufnis mit Glühwein. Komm um fünf zu mir. Umarmung. C.« Es war schon halb drei. Wenn sie also in ihre Wohnung am anderen Ende der Stadt
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