Wo der Elch begraben liegt
bisschen überlegen?«
» Das können Sie natürlich, aber ich habe im Prinzip bereits zugestimmt, da ich annahm, sie wären verzweifelt. Aber bis Montag können Sie es sich noch überlegen, dann könnten Sie Ende der Woche anfangen. Sie müssen ja noch ihre Sachen aus Småland holen.«
» Was wäre das denn für ein Job?«
» Wie gesagt, eine Stelle in der Presseabteilung. Ich nehme also an, dass es darum geht, die internen Newsletter zu schreiben und vielleicht an der einen oder anderen Presseerklärung herumzufeilen. Es sind ja oft solche Jobs, wo viele junge Journalisten landen, auch wenn sie von Svenskan oder Agenda träumen. In der Regel sind das ganz angenehme Bürojobs, bei denen man auf alle Fälle auch ein bisschen schreiben kann. Und wenn man sich für die kommunale Organisation und Personalfragen interessiert, passt das wie angegossen.«
» Ich überlege es mir bis Montag. Dann melde ich mich wieder bei Ihnen«, sagte Frida.
» Abgemacht. Dann wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende in Göteborg. Das haben Sie sich wirklich verdient. Die Nachmittage fangen langsam an, etwas heller zu werden. Ruhen Sie sich schön aus, und am Montag sprechen wir wieder.«
» Das machen wir«, sagte Frida. » Danke…«
Cilla musste länger arbeiten, also drehte Frida eine Runde durch die Stadt. Sie lief in die geschäftige Markthalle und sog begierig die Düfte ein– frisch gemahlener Kaffee, Fleisch, Käse, Knoblauch. Sie kaufte ein halbes Kilo frische Garnelen, zwei große Scheiben Entrecote, Knoblauch, Zitronen, Kirschtomaten, Rucola, rote Zwiebeln, Ziegenkäse und schwarze Oliven. Im Laden des staatlichen Alkoholmonopols erstand sie eine Flasche Weißwein und zwei Flaschen Rotwein, die in den letzten Tests gute Noten bekommen hatten. Das typische Freitagsgefühl war spürbar, und Frida wurde bewusst, was sie alles vermisst hatte. Vielleicht stand ja derjenige, der auf Peter folgen sollte, gleich an der nächsten Ecke? Vielleicht würde sie ihm auf der Avenyen begegnen? Peter, ja… hatte sie überhaupt seine letzte SMS beantwortet? Sie musste stehen bleiben, ihre Tüten abstellen und nachsehen. Nein, sie hatte sie nicht beantwortet. Gut gemacht, dachte sie. In einer Filiale von Pressbyrån kaufte sie das Aftonbladet und setzte sich mit einem großen Caffelatte ins Soho. Dort sollte sie Cilla treffen, denn das Restaurant befand sich nahe der Stadtverwaltung am Brunnsparken.
Frida schlürfte den heißen Kaffee und blätterte durch die Abendzeitung. Wenn man vom Teufel spricht, dachte sie, als sie die Seiten sechs und sieben aufschlug. Da war er, Peter Engström, mit einer riesigen Verfasserzeile und einem Skandalartikel über Schwedens bekanntesten Filmschauspieler, der angeblich unter Drogeneinfluss sein Kind aus der Tagesstätte abgeholt hatte. Laut sicheren Quellen bei der Polizei hatte das Personal der Tagesstätte Anzeige erstattet, nachdem der stark unter Drogen stehende Schauspieler aggressiv geworden war, als sich die Betreuerinnen geweigert hatten, ihm seine Tochter zu übergeben. Was für ein Gespür Peter doch für Nachrichten hatte. In nur wenigen Wochen vom Praktikanten zum Top-Journalisten. An und für sich war es zwar eine abstoßende Meldung, doch Frida konnte nicht umhin, beeindruckt zu sein. Wie schaffte er das nur? Wie konnte er so schnell zuverlässige Quellen anzapfen? Wenn er so weitermachte, würde man ihm sicher bald eine Urlaubsvertretung oder einen festen Job anbieten. Frida konnte sich doch sicher eine neutrale Gratulations-SMS leisten, ohne in eine gefühlsmäßig unterlegene Position zu geraten. Sie schrieb: » Saubere Arbeit. Bald übernimmst du wohl die ganze Zeitung. Bin in Göteborg und mache Party. Supercool. Frida.« Sie las die Meldung noch mal durch, fand sie angemessen distanziert und drückte auf Senden.
Cilla war noch dünner als gewöhnlich. Als sie in der winzig kleinen Küche stand und Fleisch marinierte, sah sie klein, blass und überarbeitet aus. Sie schob die Schuld auf den Winter und all die sterbenslangweiligen Aufgaben in der Stadtverwaltung.
» Heute musste ich für die Presseabteilung einen Text über das neue interne Müllbeseitigungssystem verfassen. Man schreibt über scheißlangweilige Dinge, die niemanden interessieren und die höchstens von zehn Personen gelesen werden. Das ist so sinnlos, dass es einem kalt den Rücken runterläuft. Kein Wunder, dass man anämisch wird. Ich möchte bloß weg von da.«
» Du wirst doch bestimmt auch über irgendwas
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