Wo die Wahrheit ruht
sich um.
Oben auf der Brücke über das Geländer gelehnt, standen die Badger-Brüder.
21. KAPITEL
“B ernie, sind die schön!” Grace vergrub ihre Nase in den Strauß gelber Rosen, den Bernie ihr soeben überreicht hatte. “Sie duften himmlisch. Und ich liebe Rosen.”
“Das hat Judy sich gedacht. Ich wollte etwas tun, um mich für gestern Abend zu bedanken. Es ist nur eine Kleinigkeit, aber …”
“Bernie, hören Sie auf damit. Ich danke Ihnen für die wunderbare Geste.” Sie musterte ihn kurz von Kopf bis Fuß. “Und schauen Sie nur, wie schick Sie sich gemacht haben. Sie sehen toll aus.”
“Danke.” Er strich sein Jackett glatt. “Den nenne ich meinen Hatfield-Gallery-Anzug. Steven hat mir geholfen, ihn auszusuchen. Doch jetzt werde ich ihn wohl kaum noch brauchen.”
Der Gedanke, dass er den Anzug allein ihretwegen angezogen hatte, rührte sie zutiefst. Denise hatte recht. Bernie war aufrichtig, herzensgut und offensichtlich auch vertrauenswürdig, denn sonst hätte Steven ihm niemals die Galerie anvertraut. “Wie sind Sie hergekommen?”
“Hat Denise es Ihnen nicht erzählt? Polizeichef Baxter – ich wollte sagen
Mr.
Baxter – hat mir seinen Firebird überlassen, bis ich das Geld von der Versicherung bekomme und mir einen neuen Wagen kaufen kann.”
“Wie nett von ihm.” Sie lächelte. “Ein Firebird? Mann, was für ein todschicker Flitzer.”
Seine Wangen färbten sich rot. “Das hat meine Schwester auch gesagt.”
Sie musterte ihn einen Augenblick, während ihr ein Gedanke durch den Kopf schoss. “Bernie, ich habe gerade eine meiner brillanten Ideen, und würde gerne wissen, was Sie davon halten.”
“Von der Galerie?”
“Kommen Sie mit nach hinten. Ich will die Blumen ins Wasser stellen.”
Im Hinterzimmer fand sie eine Vase, die sie mit Leitungswasser füllte. “Hätten Sie Lust, hier hin und wieder zu arbeiten, wie Sie es für Steven getan haben?”, fragte sie und arrangierte die Rosen. “Ich weiß, Sie haben schon zwei Jobs, aber vielleicht könnten Sie aushelfen, wann immer es Ihre Zeit erlaubt? Oder an Samstagen und Sonntagen? Denise sagt, dass an den Wochenenden in den Galerien ein Höllenbetrieb herrscht.”
Bernies schmale Brust schien förmlich anzuschwellen. “Dazu hätte ich große Lust.”
“Wie viel hat Steven Ihnen gezahlt?”
Er schüttelte den Kopf. “Oh, nein, ich könnte kein Geld von Ihnen annehmen.”
Sie trug die Rosen in den Ausstellungsraum und stellte sie auf den Schreibtisch. “Ich bestehe darauf, Sie zu bezahlen, Bernie.”
Er zögerte einen Augenblick. Hin und her gerissen zwischen dem Gefühl, Grace etwas zu schulden und seinem Wunsch, wieder Zeit in der Galerie zu verbringen. “Fünfzehn Dollar die Stunde”, stammelte er zögerlich, “aber das war vermutlich viel zu viel.”
“Das finde ich nicht. Also abgemacht, fünfzehn Dollar. Plus einer Provision von zehn Prozent von allem, was Sie verkaufen. Klingt das fair?”
“Sehr sogar. Vielen Dank, Ms. McKenzie.”
“Gern geschehen. Und da Sie nun angestellt sind, sagen Sie mir doch bitte, wie Ihnen das Neuarrangement der Bilder gefällt.”
Er ließ seinen Blick aufmerksam durch den Raum schweifen und nickte zustimmend: “Gefällt mir. Sie haben mehr Staffeleien aufgestellt.”
“Ich wollte Platz an den Wänden für die Bilder schaffen, die ich im Hinterzimmer gefunden habe.”
“Es sieht großartig aus. Ich mag diese kahlen Galerien nicht, die man manchmal sieht. Viel zu kühl. Ich mag es, wenn die Wände dicht mit Bildern behängt und viele Staffeleien aufgestellt sind.”
Sie beobachtete genau, wie er sich den neuen Bildern näherte, die sie aufgehängt hatte. “Sind das die Gemälde, die Sie aus dem Hinterzimmer geholt haben?”, fragte er.
“Ja. Mit den Künstlern aus Bucks County kenne ich mich nicht sonderlich gut aus. Können Sie mir etwas darüber erzählen?”
Er redete fast eine Viertelstunde lang am Stück, wies auf die stilistischen Unterschiede und auf die Gemeinsamkeiten in der Farbgebung und Struktur der Gemälde hin. Seine einfache, ungekünstelte Ausdrucksweise beeindruckte sie. Grace war verblüfft, wie viel er in der kurzen Zeit gelernt hatte. Steven war nicht nur sein Mentor gewesen, sondern hatte es auch verstanden, in diesem einfachen Mann eine echte Liebe zur Kunst zu wecken.
“Ich vermisse den Arroyo”, sagte er am Ende des Rundgangs.
“Der steht nicht mehr zum Verkauf.” Da sie davon ausging, dass die Neuigkeit schon die Runde
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