Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)
fotografieren?«
Nasrin zögerte.
»Gute Idee«, sagte Robin. »Los, stellt euch hin, ich mach ein paar Bilder von euch beiden.«
Sabrina Reinecke drückte die halbgerauchte Zigarette in den Aschenbecher.
»Frau Karpounis hat über mich ein Portrait geschrieben. Dabei kam die Sprache auch auf dich. Alles, was ich gesagt habe, ist, daß deine Urteile früher nicht so großherzig ausgefallen sind wie jetzt in der Sendung. Das ist ja nicht gelogen. Was sie daraus gemacht hat …« Sie schüttelte ihre Mähne, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander.
»Und woher hat sie die Details? Wie kam sie zum Beispiel auf den Fall Erdogan Öcel?«
»Recherchieren ist schließlich ihr Beruf. Du weißt doch, wie Journalisten sind, wenn sie sich mal festgebissen haben.«
»Und du hast ihre Recherchen tatkräftig unterstützt, oder täusche ich mich?«
»Wer sagt das?«
»Es ist schon auffällig, daß die Presse nur Fälle zitiert, die wir gemeinsam verhandelt haben.«
Sie antwortete nicht.
»Warum tust du so etwas?« fragte Hannes.
Sie beugte sich über den Tisch des Cafés. »Weil mich deine selbstgefällige Art ankotzt. Du hältst dich für das Gewissen der Nation, und uns für deine Lakaien, ach was, deine Statisten.«
»Aber man sägt doch nicht den Ast ab, auf dem man sitzt.«
»Die Zuschauer hätten ohnehin bald genug gehabt von deinem Rechtschaffenheitsgetue.«
»Du meinst, sie wollen lieber einen angejahrten Racheengel sehen, der mit eiserner Hand und schrillem Organ für Recht und Ordnung sorgt. Staatsanwältin Sabrina Reinecke ? Ist es das, was dir vorschwebt?« fragte Hannes eine Spur zu laut.
»Sieh an, du kannst ja richtig jähzornig werden. Und ich dachte immer, du hättest das Temperament eines Leitzordners.«
»Ich möchte mir lieber nicht ausmalen, was geschieht, wenn der Programmdirektor und der CvD erfahren, daß du einer erfolgreichen Sendung bewußt Schaden zugefügt hast«, konterte Hannes mit beherrschter Stimme. »Ich wette, dann bist du schneller draußen als du Facelifting sagen kannst.«
»Wenn deine Fans wüßten, was für eine Einstellung du Frauen gegenüber hast …«
»Sie wissen es aber nicht«, sagte Hannes und grinste extra unverschämt.
Sie zündete sich eine Zigarette an und saugte ein paarmal gierig daran. Dann lehnte sie sich zurück.
»Also, was willst du?«
»Wie gut kennst du diese Karpounis?«
»Wir sind uns ein paarmal begegnet, und sie fand mich wohl symphatisch. Sie wollte ein Portrait mit mir machen.«
»Wo ist es denn erschienen?« fragte Hannes und stocherte damit unbewußt in einer Wunde.
»Sie sucht noch nach einem Abnehmer«, sagte die Reinecke knapp.
»Für wen arbeitet sie denn normalerweise?«
»Hauptsächlich für’s Abendblatt, aber sie macht auch Reportagen für andere.«
»Paß auf. Ich möchte, daß du der Frau eine Geschichte erzählst.«
Am Ostersonntag standen sie zu dritt im Hof neben ihren Fahrrädern und warteten seit fünf Minuten.
»Robin, wir sind fertig!« brüllte Hannes aus vollem Hals nach oben.
»Komme gleich!« schallte es von oben.
»Was ist denn noch so wichtig?« murmelte Klara und bereute es schon jetzt, daß sie sich überreden lassen hatte mitzukommen.
Robin und Nasrin erschienen in der Tür, wechselten noch ein paar Sätze, dann winkte ihnen Nasrin zu und verschwand im Flur.
»Da bin ich! Auf geht’s«, rief Robin betont fröhlich.
»Was macht sie da drin?« fragte Klara mißtrauisch.
»Sie räumt auf«, erklärte Robin.
Barbara und Klara wechselten einen vielsagenden Blick.
»Na, da bin ich mal gespannt«, sagte Barbara.
»Und ich erst«, meinte Klara und überlegte, ob sie die Tür zu ihrer Wohnung auch wirklich abgeschlossen hatte.
Sie radelten los. Merlin trabte lässig neben Klaras Rad her. Auf dem Hügel, unterhalb der Windräder, sah man bereits die Rauchwolke.
Als Klara neben Hannes herfuhr, sagte sie: »Hast du ein gutes Gefühl dabei, sie allein zurückzulassen?«
»Was soll ihr passieren?«
»Das meine ich nicht«, sagte Klara.
»Was meinst du denn?« fragte Hannes. Von ihm war die Initiative für den Ausflug zum Osterfeuer ausgegangen. Es war an der Zeit, wieder einmal etwas zusammen zu unternehmen.
»Ich habe nur ein ungutes Gefühl.«
»Ich überhaupt nicht. Noch nie sah unser Haus so ordentlich aus, wie jetzt. Und nichts gegen deine Kochkünste, Klara, aber diese gegrillten Makrelen und der Brokkoliauflauf … Und erst die Salate! Sie hat sogar begonnen, einen Gemüsegarten
Weitere Kostenlose Bücher