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Wogen der Sehnsucht

Wogen der Sehnsucht

Titel: Wogen der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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Blut aus dem Kopf wich und eine lärmende, hallende Leere hinterließ, die ein paar Sekunden später von der entfernten Stimme Dr. Lees gefüllt wurde. Sie war sich bewusst, dass seine Hand auf ihrem Hinterkopf lag.
    „Genau … lassen Sie den Kopf einfach unten, genau so, gutes Mädchen. Diese Art von Reaktion ist nicht ungewöhnlich … Ihre Hormone … Nichts, worüber Sie sich sorgen müssten. Warten Sie einen Moment, dann fühlen sie sich wieder so frisch wie Gras nach dem Regen …“
    Regen.
    Die Erinnerung an den See in Stowell in dem nebligen Licht vor Anbruch der Dämmerung stieg aus der Dunkelheit in Lilys Kopf auf; der Regen fiel in schimmernden silbernen Strömen auf das matt glänzende Grau der Landschaft. Sie erinnerte sich an seinen musikalischen Klang, dieses zeitlose, beruhigende Schlaflied, während sie Tristan festgehalten und die Spannung aus seinem schlafenden Körper gestrichen hatte und die ganze Zeit heimlich und unbemerkt dieses … kleine Wunder in ihrem Körper gewachsen war.
    „So. Wieder besser?“
    Sie setzte sich auf, atmete tief ein und nickte. „Ja. Tut mir leid. Der Schock …“
    Dr. Lees Gesicht war mitfühlend, besorgt. „Es war nicht geplant?“
    „N-nein“, stammelte sie. „Ich verstehe das nicht. Ich nehme doch die Pille.“
    „Nun ja, die Antibabypille wirkt ziemlich gut, aber nichts bietet eine hundertprozentige Garantie, nicht schwanger zu werden, fürchte ich. Durch den Magen-Darm-Infekt, den Sie sich in Afrika geholt haben, könnte die Pille nicht richtig gewirkt haben, wenn das kurz nach dem …“ Er räusperte sich und ließ den Satz taktvollerweise unbeendet.
    Stumm nickte Lily.
    „In diesem Fall würde mir das sagen, dass die Schwangerschaft noch nicht weit fortgeschritten ist“, sagte er sanft. „Ihnen stehen viele Optionen offen, wissen Sie.“
    Lily stand unsicher auf und stützte sich auf die Lehne des Stuhls, als die Bedeutung seiner Worte in ihr benebeltes Gehirn drang.
    Optionen.
    „Denken Sie darüber nach“, sagte Dr. Lee mit professioneller Neutralität. „Besprechen Sie es mit Ihrem Partner, und teilen Sie mir Ihre Entscheidung mit.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe keinen Partner. Er ist … Er würde nicht …“ Mit offenem Mund hielt sie inne, während sie versuchte, das Fehlen von Tristan Romero in ihrem Leben so zu erklären, dass sie nicht wie ein billiges Flittchen wirkte. Ich kenne ihn kaum … Ich kenneseine Telefonnummer nicht, und er hat sehr deutlich gemacht, dass er nie wieder etwas von mir hören will … Es sollte Sex ohne Konsequenzen sein. Ein One-Night-Stand.
    O Gott, vielleicht bin ich ein billiges Flittchen, dachte Lily entsetzt. Sie erinnerte sich an die Begierde, mit der sie Tristan auf das mondbeschienene Bett geschoben und ihn in den Mund genommen hatte; erinnerte sich an die Verzweiflung, die sie wie ein Blitz durchzuckt hatte, als er sagte, dass sie nicht weitergehen durften, dass sie nichts zur Verhütung hätten, und wie sie ihm fast flehend versichert hatte, dass es sicher war.
    „Das hier hat nichts mit ihm zu tun.“ Ihre Knöchel traten weiß unter ihrer Haut hervor, während sie sich an die Stuhllehne klammerte. „Es ist nicht seine Schuld, und er trägt auch keine Verantwortung.“
    Dr. Lees Augenbrauen hoben sich. „Miss Alexander …“
    „Es ist meins . Mein Fehler, meine Verantwortung. Mein Baby.“ Die Worte klangen fremd und ungewohnt, aber als Lily sie aussprach, überkam sie dasselbe merkwürdige, unlogische Gefühl des Friedens, das sie in der Nacht im Turm in Tristans Armen empfunden hatte. Es lief wie ein kleiner Meteoritenschauer durch ihren ganzen Körper. Sie hob das Kinn und begegnete dem besorgten Blick des Arztes mit einem entschlossenen Lächeln. „Es ist mein Baby. Und ich behalte es.“
    „Ein Anruf für Sie, Señor Romero.“
    Tristan blickte verärgert von seinem Computerbildschirm auf. „Bianca, ich sagte doch, dass ich nicht gestört werden will.“
    „ Lo siento , Señor, aber es ist Señor Montague. Ich dachte, Sie möchten vielleicht mit ihm sprechen.“
    Tristan nickte abrupt, während er nach dem Telefon griff.
    „ Sí. Gracias .“
    Er schwang auf seinem Stuhl herum, sodass er aus dem Fenster auf die Placa St. Jaume und die sonnenbeschienene Fassade des Rathauses blicken konnte. Die Banco Romero de Castelan war eine der ältesten und etabliertesten in Spanien, und die Zentrale lag in einem großen und prestigeträchtigen Gebäude im Herzen Barcelonas. Es war

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