Wolfsfieber - Band 2
zwar noch keine Bilder aufgehängt, aber dafür waren auf mehreren Kleiderständern leichte Jacken zu sehen. Der Kachelofen war an und ich konnte im Nebenraum knisterndes Kaminfeuer hören, das mich überraschte. Immerhin brauchten sie keine Feuer, um sich warm zu halten.
„Die Villa ist toll. Ihr habt euch sogar schon eingerichtet. Das ist erstaunlich. Wieso habt ihr denn Feuer gemacht, wenn ich fragen darf?“, wollte ich von Serafina wissen und versuchte sehr höflich zu sein, weil ich nicht wusste, wie ich mich hier verhalten sollte.
„Joe“, feixte sie amüsiert, „das Feuer ist natürlich für dich. Du sollst ja nicht frieren, wenn du unser Gast bist. Wir haben euch schon kommen gehört und Woltan war so nett, den Kamin anzuheizen“.
„Oh, ihr hättet euch meinetwegen nicht solche Umstände machen müssen. Ich sollte mich an euch anpassen, nicht umgekehrt“, beschwerte ich mich seltsamerweise. Istvan schüttelte amüsiert den Kopf. Serafina verlieh Istvans Belustigung deutlicheren Ausdruck.
„Wir haben unseren Wohnsitz ihretwegen verlegt und sie macht sich sorgen, dass ein Kaminfeuer zu große Umstände macht … Sie ist noch immer so witzig!“, lachte Serafina. Istvan und Serafina schmunzelten gemeinsam um die Wette.
„Immer gern. So ein Witz auf meine Kosten kommt offenbar immer gut an“, neckte ich weiter und lachte selbst über mein Verhalten.
Nachdem sich das allgemeine Gelächter auf meine Kosten etwas gelegt hatte, wandte Istvan seine Aufmerksamkeit Serafina zu und wurde ernster.
„Wo ist Valentin? Ich muss einiges mit ihm besprechen“, deute er an und ich wusste, dass es unter anderem um meinen Bruch der Geheimhaltung ging.
„Er wartet in seinem Arbeitszimmer auf dich. Die Treppe rauf. Folge dem Schnitzgeräusch“, ordnete Serafina an. Istvan ließ meine Hand los und ging zur Treppe. Er sah mich lange an, bevor er dann hinaufschnellte. Zum ersten Mal seit Stunden war ich alleine, und obwohl Serafina neben mir stand, fühlte ich mich irgendwie verloren.
„So, und jetzt sollten wir uns unterhalten, junge Dame“, drohte ich ihr spielerisch und versuchte wie eine predigende Mutter zu klingen.
Sie schmunzelte wieder, merkte aber schnell, dass ich es durchaus ernst meinte, trotz meines unangebrachten Scherzes.
„Gut, dann gehen wir in das Wohnzimmer. Dort sind wir ungestört. Woltan und Marius essen gerade in der Küche“, schlug sie vor. Ich folgte ihr in den Raum mit dem Kamin. Wir setzten uns auf die große, lange Couch, die vor dem offenen Feuer stand. Dahinter, in der linken Ecke war eine große Tafel, die bestimmt noch von den ersten Besitzern stammte. Wir saßen also ungestört vor dem lodernden Feuer.
„Ich wollte nur schnell mit dir alleine reden, du weißt, wieso“, deute ich an und rollte die Augen zur Decke. Ich versuchte ihr damit klar zu machen, dass Istvan unser Gespräch nicht hören dürfte, was eigentlich eine Unmöglichkeit war. Sie verstand sofort, was ich von ihr wollte. Ihre dunklen Augen funkelten besorgt. Sie erhob sich von der Couch, ihre langen, dunklen Haare strich sie dabei hinter die Ohren. Dann machte sie das Radio auf der Anrichte an und stellte es lauter als nötig.
„Danke, Joe. Ich meine, dass du nichts gesagt hast. Das werd ich dir nie vergessen“, sagte sie ernsthaft, nachdem sie sich wieder gesetzt hatte. Ich flüsterte meine Antwort in ihr Ohr. Der Radiosprecher ratterte gerade die Nachrichten herunter.
„Serafina, du sollst nicht denken, dass irgendetwas deine Schuld ist. Ich werde ihm nie davon erzählen. Es hat nichts zu tun mit meiner Flucht. Ich bin aus anderen Gründen gegangen. Ich musste gehen, aber jetzt bin ich da. Für immer“, stellte ich für sie klar.
„Das ist schön. Gut, dass es ihm jetzt wieder besser geht. Euch beiden natürlich. Als ich ihn jeden Tag in dem Zustand sehen musste und dachte, dass ich Mitschuld daran habe … Es war furchtbar. Ich habe mich so geschämt“, gab sie zu.
„Hör auf! Das ist nicht wahr. Du warst hin- und hergerissen zwischen deiner Familienaufgabe und deiner Loyalität als Freundin. Das ist nicht leicht. Sagen wir einfach, wir waren beide im Unrecht und vergessen die ganze Sache. Wir konzent-rieren uns ganz auf das, was vor uns liegt. Einverstanden?“, schlug ich ihr aufrichtig vor.
Sie starrte mich an und reagierte verlegen auf mein Lächeln.
„Einverstanden, aber ich möchte es irgendwie gutmachen. Ich hatte kein Recht, dich zu bitten, zu gehen. Deshalb möchte ich gerne
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