Wolke 7 inklusive
aber ließ Bert nicht zu. »Aber du kannst doch jetzt nicht schon gehen! Es ist noch so viel zu trinken da! Und Klaus macht Musik – hey, Klaus, leg endlich ein paar gescheite Scheiben auf!«
Der hoch gewachsene Stallbursche lachte, und schon in der nächsten Minute dröhnte Discosound durch den Raum.
Ohne zu fragen, griff Bert nach Janine und begann zu tanzen.
Einem ersten Impuls folgend wollte sie sich losreißen, dann aber passte sie sich dem Rhythmus an. »Na, also! Bist ja doch nicht so verkrampft, wie ich erst dachte!« Bert war bester Laune, er gab sich ausgelassen, laut und selbstbewusst.
Zu selbstbewusst für Janines Geschmack.
Endlich konnte sie sich davonstehlen. Aber kaum an ihrem Auto angelangt, war Bert wieder bei ihr.
»Was soll das?« Seine Stimme klang hart. »Wieso brüskierst du mich so? Bin ich dir nicht gut genug? Suchst du was Besseres?« Und ehe sie sich versah, hatte er sie an sich gerissen und versuchte sie zu küssen.
»Lass mich los! Bert – hör auf mit dem Blödsinn!« Sie schob es dem Alkohol zu, dem er wohl reichlich zugesprochen hatte, dass er für einen Moment die Kontrolle über sich verlor.
»Zicke!« Sein Mund gab den ihren endlich frei – um sie im nächsten Moment so brutal zu küssen, dass ihre Lippe aufsprang und sie leichten Blutgeschmack spürte. »Wir sehen uns noch.« Damit stieß er sie von sich und stampfte zurück ins Reiterstübchen.
Irritiert, verstört und mit Tränen in den Augen sah Janine sich um. Kein Mensch zu sehen! Alle vergnügten sich. Und sie hatte keinen Zeugen für diesen gemeinen Übergriff. Sie
hob die Hand und wischte sich über den Mund – als könnte sie die Berührung von Berts Lippen auf diese Weise auslöschen.
»Mistkerl«, murmelte sie vor sich hin, während sie endlich in ihren Wagen stieg. »Was bildet der sich nur ein?«
Sie nahm sich vor, mit dem Stallbesitzer zu reden. Noch einmal würde sie sich ein solches Benehmen nicht gefallen lassen!
In der Nacht schlief sie schlecht. Sie sah sich auf Mallorca, in einem weißen Brautkleid ging sie auf das große Portal der Kathedrale in Palma zu. Und da stand, ein öliges Lächeln im Gesicht – Bert. Schon wollte sie davonlaufen, da trat ihr jemand entgegen, riss ihr den Schleier fort und wies auf ein schwarzes Pferd, das gesattelt auf dem Vorplatz stand – das Pferd sah aus wie ihr Wirbelwind, und der Mann, der ihr den Schleier vom Kopf gezogen hatte, hatte die Züge von Markus Berger …
Sie wachte schweißgebadet auf. Die Zunge klebte am Gaumen, die Oberlippe schmerzte immer noch.
Mühsam stand Janine auf. Ein Blick aus dem Fenster – Regen. Wie passend zu ihrer Stimmung! Erst nach drei Tassen Kaffee ging es ihr besser. Und als sie im Büro auf den Kalender schaute und feststellte, dass es nur noch wenige Tage bis zu ihrer kurzen Reise nach Mallorca waren, war die miese Laune schlagartig verschwunden.
Stattdessen begann ihr Herz einen Schlag schneller zu
schlagen. Hatte das etwas mit der heimlichen Vorfreude auf ein Wiedersehen mit Markus Berger zu tun?
Nur nicht drüber nachdenken! Das war viel zu gefährlich!
Andererseits – immer, wenn sie an den charmanten Hotelchef dachte, begannen die berühmten Schmetterlinge in ihrem Bauch einen aufregenden Tanz …
»Geschafft für heute! Mach’s gut, Manuel.« Kerstin Ahlborn nickte ihrem Kollegen zu und verließ ihren Platz an der Rezeption. Sie durchquerte die Halle und ging den langen, etwas versteckt liegenden Gang entlang, der zum Küchentrakt führte.
Steffen war noch beschäftigt – das landesüblich späte Mittagessen zog sich bis zum Nachmittag hin.
»Noch eine halbe Stunde!«, rief er Kerstin zu.
»Gut. Ich warte in meinem Apartment.«
»Das lässt sich hören«, flachste Veronique, eine der Küchenhelferinnen. »Beeil dich, Steffen, sonst vertreibt ihr ein anderer die Zeit.«
»Los, mach ruhig Schluss. Ich übernehme für dich«, bot Werner Sichelmeier, ein gemütlicher Wiener, seinem jüngeren Chef an. Werner lebte seit zehn Jahren mit seiner Frau auf Mallorca. Er hatte erst versucht, eine Strandbar in Arenal zu führen, was aber gescheitert war. Dann hatte er sich darauf besonnen, was er konnte – kochen. Vor knapp zwei
Jahren hatte er in der »Villa Cloud Seven« angefangen und fühlte sich als zweiter Mann hinter dem höchst kreativen Steffen sehr wohl.
»Aber ich kann doch nicht …«
»Doch. Du kannst. Hast ja schon seit einer halben Stunde Feierabend. Und du weißt doch – Frauen
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