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Wolkengaenger

Titel: Wolkengaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Philps , John Lahutsky
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gewesen war, das Ganze zunichte.
    Auch wenn er gerade nicht im Bild ist, hört man sein hohes Stimmchen rufen: »Aber ich habe schon eine Familie. Ich habe eine
     Schwester, und sie geht zur Schule.«
    Kameraschwenk auf Wanja, der lächelt und nach einer kurzen Pause laut und deutlich auf Englisch »Thank you« sagt. Und da er
     merkt, dass es gut ankommt, fügt er noch hinzu: »Good-bye«.
    Maria reagierte empört, als sie erfuhr, dass der Mann in Wanjas Gegenwart über eine Adoption gesprochen hatte, ohne sich vorher
     die Mühe zu machen, etwas über seine derzeitigen Lebensumstände in Erfahrung zu bringen. Dennoch verspürte sie auch Erleichterung.
     Vielleicht waren ihre Gebete doch erhört worden, und es gab tatsächlich jemanden in Amerika, der bereit war, Wanja eine Zukunft
     zu bieten. Nun musste Maria Sonja davon erzählen, bevor sie es von jemand anderem erfuhr. Und obwohl sie Sonja immer wieder
     daran erinnert hatte, dass Wanjas nur übergangsweise bei ihr untergebracht war, fürchtete sie, dass ihr diese Neuigkeit jede
     Menge Kummer bereiten würde.

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    |276| 23.
TICKET NACH AMERIKA
    März 1999
    Wanja verstand nicht, warum Sonja so wütend war, als sie den Telefonhörer auflegte. Er hatte sie schon mehrfach wütend erlebt
     – Maria hatte ein Paar Krücken geschickt, die zerkratzt angekommen waren, und Sonja war sauer gewesen, dass er keine neuen
     bekommen hatte. Einmal war sie beim Kauf einer Lederjacke auf dem Markt übers Ohr gehauen worden. Ein anderes Mal hatte ihre
     Tochter eine Vier in Erdkunde bekommen, Sonja war jedoch der Meinung gewesen, sie hätte eine Eins verdient. Doch so wütend
     wie heute hatte Wanja sie noch nie erlebt.
    Angefangen hatte alles damit, dass das Telefon im Flur geläutet hatte. Sonja meldete sich, und Wanja konnte am Klang ihrer
     Stimme erkennen, dass Maria am anderen Ende der Leitung war. Erst sagte Sonja eine ganze Weile gar nichts, was sehr ungewöhnlich
     für sie war. Schließlich war ihre erste Frage: »Wann soll das sein?« Und nach einer weiteren langen Pause sagte sie: »Aber
     ich dachte, Sie hätten sich für mich entschieden. Woher wollen Sie denn wissen, dass es dieser Frau ernst ist?«
    Dann legte sie auf und ging wütend vor sich hin schimpfend in die Küche. Wanja verharrte reglos in seinem Sessel und versuchte
     zu verstehen, was sie sagte. Er wünschte, Babulja wäre da, doch sie war zum Einkaufen gegangen. Durch die geöffnete Küchentür
     bekam er mit, wie Sonja die Schublade, in der sie ihre Zigaretten aufbewahrte, aufriss und wieder zuknallte. Dann hörte er
     den Wasserhahn, und anschließend den Schlag, mit dem sie den Wasserkessel auf den Herd knallte.
    |277| Nach einer Ewigkeit, wie ihm schien, hörte er den Schlüssel im Schloss. Babulja hatte noch nicht einmal ihre Taschen abgestellt,
     da explodierte Sonja schon. »Du glaubst nicht, was diese Schlampen vorhaben. Und alles hinter meinem Rücken. Sie sind zu den
     Amerikanern gegangen, um eine Mutter für ihn zu suchen! Bin ich denen nicht gut genug? Habe ich nicht bewiesen, dass ich mich
     gut um ihn kümmere? Ich habe sogar deinen Umzug nach Moskau bezahlt, damit er nie allein ist. Er ist gern bei uns.«
    Vom Wohnzimmer aus schnappte Wanja die Schlüsselwörter auf. Das erste war »Amerika«. Vor ihm flackerte ein Bild aus dem Fernsehen
     auf: strahlender Sonnenschein, tiefblaues Meer, große Autos. Das nächste Wort war »Mutter«. Aber er hatte doch nun eine Mutter.
     Sollte er etwa eine zweite bekommen, eine amerikanische? Konnte man denn zwei Mütter haben?
    Sonja machte ihrer Wut weiter Luft. »Wird sich diese Amerikanerin denn so um ihn kümmern wie ich? Und was wird aus uns? Ich
     habe meine Stelle aufgegeben, um ihn betreuen zu können.«
    Er hörte, wie Sonja die Einkaufstaschen wegtrug. Dann kam Babulja ins Wohnzimmer, setzte sich zu ihm und nahm ihn in den Arm.
    »Was ist denn los, Babulja? Gehe ich nach Amerika?«
    »Das wissen wir noch nicht genau, Wanja.«
    »Babulja, wenn ich wirklich gehe, dann lasse ich euch nicht hier. Ich nehme euch mit.«
    Von diesem Tag an veränderte sich alles. Die Atmosphäre in der Wohnung war fortan angespannt und kühl, und Wanja blieb immer
     öfter allein. Zum Mittagessen, das Babulja bislang immer mit ihm zusammen im Wohnzimmer verbracht hatte, saß er nun meist
     allein da, während er die anderen in der Küche plaudern hörte. Er konnte spüren, dass er nicht mehr Teil der Familie war.
    Als Rachel zu Besuch kam, bat Sonja sie

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