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Wuestenmond

Wuestenmond

Titel: Wuestenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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vorgestellt. Diese Tiere jedoch waren gefesselt, kauerten im Sand und sahen abgemagert und krank aus. Nomaden in zerschlissenen Gewändern drängten sich um einen Haufen Stoffballen, staubige Decken und abgenutzte Ledersättel. Plötzlich schrie ein Mehari laut, hob sich mit einem Ruck auf die Knie. Speichel tropfte aus dem rosafarbenen Maul, der reptilienartige Hals wiegte sich hin und her. Schon war ein Mann aufgesprungen, zog mit kleinen Zischlauten das Tier an der Leine.
    Das Kamel ließ sich schwerfällig wieder auf die Knie nieder, wobei mir sein beißender Geruch in die Nase stieg. Ich bemerkte, daß es an der Brust ein eiterndes Geschwür hatte. Ich verscheuchte die Fliegen, die wild um mein Gesicht kreisten. Ein räudiger Hund schleifte einen schwärzlichen Gegenstand mit sich, der sich bei näherem Hinsehen als ein abgerissenes Ziegenbein entpuppte. Entzückend! Wir stapften durch den Sand, vorbei an zerbrochenen Strohmatten und Zelten aus dreckigen Tuchfetzen. Said deutete auf einen hohen Betonkasten, der einer Anzahl Wohnhäuser, unverputzt und dachlos, die Luft nahm.
    »Das neuer Supermarkt!« verkündete er stolz.
    Wir gingen über den Platz, zu einer Reihe verkommener Lehmbauten. Said führte mich zu einer morschen, blaugestrichenen Holztür, auf die mit Kreide einige arabische Buchstaben gekritzelt waren.
    »Hier Haus von Zara ult Akhamuk.«
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    »Danke«, sagte ich geistesabwesend.
    Said rührte sich nicht vom Fleck, sah mich erwartungsvoll an. Ich kam wieder zur Besinnung, klaubte eine Münze aus der Tasche. Said grapschte gierig danach. Er biß auf die Münze, grinste zufrieden und rannte davon, wobei er zum Abschied winkte.
    Inzwischen stand ich vor der Tür, von einer unerklärlichen Scheu erfaßt. Ich kam mir vor, als spielte ich die falsche Rolle in einem falschen Film. Aber wir alle leben in unseren eigenen Bildern und sind verstört, wenn wir mit der Wirklichkeit konfrontiert werden. In meiner Erinnerung hatte Zara nie in einem Haus gewohnt.
    Ich hob die Hand und klopfte. Es rührte sich nichts. Ich klopfte noch einmal, lauter; ich merkte, daß ich innerlich zitterte. Es dauerte eine Weile, bis hinter der Tür Schritte hörbar wurden. Der Riegel knirschte, die Tür sprang auf. Ich blinzelte verwirrt. Vor mir stand ein dunkelhäutiger, schwarzverschleierter Riese. Ein rotes Lederetui, das – wie ich wußte – irgendein Amulett enthielt, baumelte um seinen Hals. Der Mann mußte sehr alt sein. Zwischen den Falten seines Scheschs war nur ein Schlitz frei, hinter dem ich gelbliche Augen sehen konnte. Ein Schauder durchlief mich. Die Zeit wirbelte zurück, und ich wußte seinen Namen. »Matali?« flüsterte ich.
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8. Kapitel
    D er Mann neigte den Kopf, blickte auf mich herunter. Die Haut um seine Augen glich der Rinde eines toten Baumes. Die Pupillen hatten den verschwommenen Blick alter Menschen, die schlecht schlafen.
    Ein seltsames Gefühl der Unwirklichkeit befiel mich. Über eine Zeitspanne von fast dreißig Jahren stiegen die Erinnerungen in mir auf, umkreisten mich, nahmen mich gefangen.
    … Das Lager erreichen, unter dem blauen Frieden der Sterne. Es ist kalt, ein trockener Wind weht über die weite Fläche. Überall Stille, die Menschen schlafen in ihren Seribas. Der Sand ist von einem unwirklich fahlen Weiß, der Himmel durchsichtig klar. Das Motorengeräusch weckt als erstes die Hunde. Sie kommen von allen Seiten aus dem Dunkel gesprungen, umringen knurrend den Wagen.
    Vater stellt den Motor ab, Mutter hält mich in den Armen. Ich habe geschlafen. Wie alt mag ich sein? Drei Jahre, vier? Jetzt werde ich wach, die Hunde machen mir angst. Doch Vater lacht nur, steigt aus, spricht ein paar Worte zu den Tieren und streichelt sie. Sie beschnuppern ihn und winseln, ziehen sich dann beruhigt zurück.
    Ein hochgewachsener Schatten taucht zwischen den Schilfhütten auf.
    Matali, der schwarze Diener, mit seinen überlangen Armen, seinen großen Händen, die so sanft ein Kind wiegen oder ein krankes Tierpflegen können. Er heißt uns willkommen, nimmt uns das Gepäck ab. Dann geht er mit einer Taschenlampe voraus, führt uns zu einer Seriba am Rande des Wadis. Sie steht für uns bereit; man wußte, daß wir kommen würden. Matali kauert nieder, zieht einen großen Schlüssel hervor, öffnet das kupferne Schloß an der Kette vor der Tür. Überall im Lager blinken jetzt Taschenlampen. Fatuma, Matalis Frau, bringt Holz und ein glutgefülltes Kohlenbecken.
    Fröhlich lachend kauert sie sich

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