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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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»Ich habe ihr Gesicht schon einmal gesehen«, meinte er.
    Louise zog die Augenbrauen hoch. »Wirklich? Und Sie sind…«
    »Mein Name ist Uvarov. Garry Benson Deng Uvarov.« Er streckte ihr die Hand entgegen; seine Stimme hatte den monotonen, drögen Tonfall der alten Mondkolonisten, dachte Louise. »Mein Fachgebiet ist die Eugenik. Und meine Begleiterin…« – er zeigte auf die Frau, die daraufhin näher trat –, »das ist Serena Milpitas.«
    Die Frau lächelte. Sie war zwar plump, wirkte aber kräftig, war ungefähr vierzig und hatte eine Kurzhaarfrisur. »Das ist Serena Harvey Gallium Harvey Milpitas«, stellte sie richtig. »Und ich bin Ingenieurin.«
    Uvarov hatte ungewöhnlich blaue Augen. Er musterte Louise. »Ich bin sehr erfreut, Ihnen zu begegnen, Louise Ye Armonk. Ich habe den Bau Ihres Raumschiffes mit Interesse verfolgt. Aber ich bin ein vielbeschäftigter Mensch. Ich würde mich sehr freuen zu erfahren, warum Sie uns hierher bestellt haben.«
    »Ich auch«, grummelte Milpitas. Sie hatte den getragenen, nasalen Tonfall eines Marsbewohners.
    Louise war verwirrt. »Ich soll Sie herbestellt haben…?«
    Mark kam nach vorne und stellte sich vor. »Ich glaube, daß hier ein Irrtum vorliegt, Doktor Uvarov. Es hat den Anschein, daß wir auch nicht mehr wissen als Sie. Wir wurden nämlich auch hierher zitiert.«
    Louise sah Uvarov an und spürte, wie sich in ihrem Herzen eine Antipathie gegen den Mann aufbaute. »Genau. Und ich wette, daß wir noch dazu eine weitere Anfahrt hatten als Sie.«
    Mark schaute übellaunig drein. »Trefflich gesagt, Louise. Gut gemacht. Komm; die einzige Möglichkeit, hier wegzukommen, besteht wohl darin, die Sache zu klären.«
    Mit raumgreifenden Schritten ging er auf das niedrige Gebäude zu.
    Die anderen beäugten sich mißtrauisch und folgten ihm.

    Louise ging durch den niedrigen, offenen Eingang – und stürzte direkt in die Dunkelheit des Weltalls.
    Sie hörte Mark keuchen; er war abrupt einen Schritt hinter ihr stehengeblieben. Sie drehte sich zu ihm um. Er hatte den Blick auf eine abgedunkelte Kuppel über ihnen gerichtet; eine lachsrosa Sichel (Jupiter?) glitt an der Kante der Kuppel vorbei und warf ein Licht auf sein Gesicht, ein Licht, das die Schatten seines offenkundigen Alters retuschierte. Sie streckte die Hand aus und ergriff die seine; sie war schmal und kalt. »Laß dich davon nicht irritieren«, flüsterte sie. »Es ist nur eine Show. Ein Virtuelltrick, um uns zu verunsichern.«
    Er entzog ihr seine Hand; seine Fingernägel kratzten leicht auf ihrer Handfläche. »Das weiß ich selbst. Verdammt, wirst du nie aufhören, mich wie einen Trottel zu behandeln, oder was?«
    Zunächst erwog sie eine Entschuldigung, verwarf diesen Gedanken dann aber wieder.
    Uvarov ging energisch weiter – wohl in der Hoffnung, die Virtuellprojektoren dieser Illusion auf dem falschen Fuß zu erwischen. Aber die Kammer zog fließend und stetig an ihm vorüber, wobei sich Schatten und verborgene Aspekte mit nahtloser Eleganz entwickelten.
    Die vier befanden sich in einer Kuppel, einer hundert Meter durchmessenden Halbkugel. Im Mittelpunkt der Bodenfläche standen nach hinten geneigte Schalttafeln. Eine Reihe von simplen Dateneingabe- und Ausgabegeräten war um die Konsolen gruppiert. Der Rest des Bodens war durch schulterhohe Trennwände in Laborbereiche, eine Küche, einen Fitneßraum, einen Schlafbereich und eine Dusche abgeteilt. Die Dusche wurde von einem kugelförmigen Ballon aus einem durchsichtigen Material umhüllt – offensichtlich für Null-Gravo-Betrieb ausgelegt, mutmaßte Louise.
    Der Schlafbereich war lediglich mit einer einzigen Schlafcouch ausgestattet. Alles wirkte betont nüchtern – es gab keine Anzeichen einer persönlichen Note, dachte Louise. An Komfort wurden auch keine Zugeständnisse gemacht – keine Spur etwa von Freizeitbereichen. Sogar der Fitneßraum war funktionell, karg eingerichtet, wenig mehr als ein offener Sarg, der von pneumatischen Trainingsmaschinen gesäumt wurde. Die einzige Farbe in der Kammer kam von den Monitoren der Rechnerkonsolen und von der Sichel der Jupiterwolke, die durch die Kuppel zu sehen war.
    Serena Milpitas kam auf Louise zu, wobei ihre Schritte laut auf dem harten Boden klackten. Sie fuhr mit der Fingerspitze über die Oberfläche eines Computers. »Das ist eine hochwertige Virtuellprojektion mit einer semisensitiven Oberflächenvergütung«, meinte sie. »Fühlen Sie mal.«
    »Das kann ich mir schenken«, muffelte Louise.

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