Xeelee 5: Vakuum-Diagramme
vielleicht…
Was?
Er machte den Gleiter startbereit und versuchte, sich in blindem Aktionismus zu verlieren.
Er flog dicht über der Oberfläche der Arche; die Blasen, die ihm die ganze Zeit Rätsel aufgegeben hatten, waren nun geplatzt und enthüllten die Mündungen von Waffensystemen und Führungssensoren.
Er drehte ab und sah, dass das Gros der Exaltation noch nicht betroffen war und die Formation beibehielt. Er flog zur Spitze des fliegenden Keils.
Zum ersten Mal seit dreitausend Jahren verließen die großen Archen den Hyperraum.
Schweren Herzens setzte er sich vor die Flotte und fiel in den Dreier-Raum.
Er tauchte in einen Dunst aus blau gefleckten Sternen ein. Ein Torus glühte; Bolders Ring. Obwohl er noch immer Hunderte von Lichtjahren entfernt war, füllte er bereits den Himmel aus.
Er nahm Kurs auf den Ring.
Der Gleiter durchstieß den letzten Schleier aus pulverisierter Materie und drang in den freien Raum auf dem Boden der Gravitationsquelle des Rings vor… und für ein paar Sekunden stockte Rodi – trotz der trüben Stimmung – vor Staunen der Atem.
Der Ring, ein glitzernder Kranz aus kosmischen Strings, rotierte. Im Mittelpunkt war eine milchige Stelle, ein Loch, das diese monströse wirbelnde Masse in die Struktur des Raums gerissen hatte.
Es wimmelte von Xeelee.
Riesige Schiffe trieben in einem endlosen Strom über die funkelnden Ebenen des Artefakts und bauten und formten. Rodi sah, wie ein Schwarm Schiffe mit kirschroten Strahlen einen Stern, einen orangefarbenen Riesen, auf den Ring zutrieb, bis er sanft mit ihm zusammenstieß. Die Struktur des Sterns brach auf, als ein kosmischer String sich ihm in die Flanke bohrte…
Ein Dutzend fahler fleischfarbener Sphären schoss Feuer speiend über Rodis Kopf hinweg.
Es waren Spline: Die Kriegsschiffe der Integralität. Sie stoben auf die Stern-Treiber zu und eröffneten die Schlacht.
Zunächst hatten die Menschen den Vorteil des Überraschungsmoments. Die schwerfälligen Xeelee-Bauschiffe stoben konfus auseinander. Eins geriet ins Kreuzfeuer von zwei Archen; Rodi sah, wie das Schiff in Brand geriet und schmolz. Immer mehr menschliche Schiffe stürzten sich aus dem Hyperraum in die Schlacht.
Doch nun wurde auch das erste Spline-Schiff vernichtet. Rodi sah, wie Menschen im Vakuum zappelten und Spline-Blut auf sie spritzte.
Ein Xeelee-Nachtjäger umfing das Wrack mit hundert Meilen breiten Schwingen.
Es wimmelte nur so von Nachtjägern, die feurige Lanzen in die Leiber der Spline jagten.
Es war ein Massaker.
Rodi ertrug den Anblick nicht mehr. Jede Arche war eine Welt für sich, Jahrtausende alt und mit vielen Familien bevölkert… Er vergrößerte den Erfassungsbereich der Monitore und verwandelte die Schlacht in ein Gewimmel von Spielzeugschiffen.
Plötzlich drehten die Xeelee-Jäger ab. Sie falteten die Schwingen zusammen und zogen sich hinter den Trümmernebel zurück, wo sie in fast hochmütiger Gelassenheit verharrten.
Die menschlichen Schiffe kamen über die nun schutzlosen Bauschiffe. Der orangefarbene Stern geriet außer Kontrolle und zerplatzte auf der Oberfläche des Rings.
Die Archen zogen sich in den Hyperraum zurück. Eine von ihnen wirbelte wie im Triumph herum und schoss wild um sich. Wracks schlugen unregelmäßige Orbits um den Ring ein.
Die Xeelee-Jäger verschwanden mit schimmernden Flügeln.
Rodi schloss die Augen.
Das war kein Triumph für die Menschen. Die Xeelee hatten ihnen einen billigen Sieg geschenkt, weil sie einfach kein Gemetzel veranstalten wollten.
Reichte der Verstand der Menschen so weit, um das zu erkennen? Oder würden sie immer wieder ihr Mütchen kühlen, bis schließlich alle Archen zerstört und alle Menschen tot waren?
Nein. Das würde er nicht zulassen. Ihm dämmerte auch schon, wie er das zu verhindern vermochte.
Er öffnete die Augen, rieb sich das Gesicht und ging mit dem Gleiter in den Hyperraum.
* * *
Der Neutronenstern schrammte über die Oberfläche seines Begleiters, wie er es schon in jener Traumzeit vor der Metamorphose getan hatte. »Integralität für den Comms-Offizier… «
»Ich grüße dich, Rodi von der Integralität.«
Mit Brocken von altem Englisch erstattete Rodi über den sinnlosen Kampf Bericht.
Der Comms-Offizier hörte sich das an. »Ich verstehe das nicht… nur eins: Dass Leute für nichts sterben.«
»Mit eurer Hilfe wäre ich aber imstande, viele Opfer zu verhindern.«
»Wie denn?«
»Nicht die ganze Exaltation ist… kontaminiert worden. Das
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