Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens
„Ich hatte schon befürchtet, dass du nicht kommst.“ Er wirkte angespannt, und unter seinen Augen lagen dunkle Ringe.
„Und ich dachte, Janco sei hier.“
„Ich würde es dir erklären, Yelena, aber wir haben keine Zeit.“ Unruhig sah er sich um, ehe er mich durchdringend anschaute. „Das ist eine Falle. Lauf weg.“
„Von wem? Wo sind sie?“, fragte ich. Rasch schnallte ich meinen Streitkolben vom Rücken und spähte durch das Unterholz.
„Von Star und zwei ihrer Schläger. Sie sind irgendwo in der Nähe. Sie hat versprochen, mir meine Schulden zu erlassen, wenn ich dich hierher locke.“ Tränen liefen ihm übers Gesicht.
Wütend drehte ich mich zu ihm um. „Nun, das ist dir ja gelungen. Und wie ich sehe, bist du entschlossen, dich bis zum Ende an deine Abmachung zu halten.“ Ich spie ihm die Worte förmlich ins Gesicht.
„Nein!“, rief er. „Ich kann es nicht tun. Lauf weg, verdammt, lauf endlich weg.“
Gerade als ich verschwinden wollte, weiteten sich Rands Augen vor Entsetzen.
„Nein!“ Er stieß mich zur Seite. Etwas zischte ganz dicht an meinem Ohr vorbei, als ich stürzte. Neben mir fiel Rand zu Boden. Ein Pfeil steckte in seiner Brust. Blut schoss hervor und färbte sein weißes Uniformhemd rot.
„Lauf“, wisperte er, „lauf.“
„Nein, Rand“, sagte ich, während ich ihm den Schmutz aus dem Gesicht wischte. „Ich will nicht mehr weglaufen.“
„Bitte vergib mir.“ Er umklammerte meine Hand, als er mich durch tränennasse Augen beschwörend ansah. Sein Gesicht war schmerzverzerrt.
„Dir ist vergeben.“
Er stieß einen Seufzer aus und hörte auf zu atmen. Der Glanz in seinen braunen Augen verlosch. Ich zog ihm die Kapuze über den Kopf.
„Steh auf“, kommandierte eine männliche Stimme.
Eine geladene Armbrust war auf mich gerichtet. Ich stützte mich auf meinen Streitkolben und erhob mich. Während ich mein Körpergewicht auf die Fußballen verlagerte, rieb ich mit den Händen über den hölzernen Stab und konzentrierte mich darauf, die mentale Verbindung herzustellen.
„Das Gelände ist gesichert, Captain!“, rief der Mann in den Wald. „Rühr dich nicht von der Stelle“, befahl er mir, wobei er mich weiter mit seiner Waffe in Schach hielt.
Schritte näherten sich. Der Mann drehte sich suchend nach seinen Kumpanen um. Das war sein Fehler.
Mein erster Hieb landete auf seinem Unterarm. Die Armbrust glitt ihm aus den Händen, und der Bogen landete im Gebüsch. Mein zweiter Schlag galt seinen Kniekehlen. Er verlor den Halt. Auf dem Rücken liegend, blinzelte er mich verdutzt an.
Ehe er auch nur Luft holen konnte, rammte ich ihm die Spitze meines Kolbens mitten in seinen Hals und zerquetschte seine Luftröhre.
Rasch schaute ich mich um. Star und ein anderer Mann betraten die Lichtung. Star schrie und gestikulierte wild. Ihr Schläger zückte sein Schwert. Ich rannte über den Pfad, und er folgte mir mit schweren Schritten. Als ich mein Seil erreichte, warf ich den Streitkolben in den Wald und klettertein die Baumkronen. Der Mann stieß mit seinem Schwert nach meinen Beinen. Die Spitze verfing sich in meiner Hose, und der Stoff zerriss. Der kalte Stahl an meinem Oberschenkel ließ mich nur noch schneller werden.
Er fluchte, als ich in den nächsten Baum sprang. Flink bewegte ich mich durch die Kronen, wohingegen er sich geräuschvoll einen Weg durchs Unterholz bahnte. Als ich das Knacken der morschen Zweige und das Rascheln des trockenen Laubs nur noch von ferne hörte, fand ich ein geeignetes Versteck. Ich hüllte mich in meinen Umhang, kauerte mich auf einen Ast und wartete.
Stars Mörder trampelte durch das Gebüsch. In der Nähe meines Sitzes blieb er lauschend stehen und ließ seinen Blick suchend durch die Baumkronen schweifen. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich hielt mir den Umhang vor den Mund, um mein heftiges Keuchen zu unterdrücken. Mit erhobenem Schwert kam er näher.
Als er genau unter mir stand, warf ich den Umhang ab, sprang hinunter und landete mit den Füßen in seinem Rücken. Mit einem heftigen Schlag stürzten wir zusammen auf die Erde. Sofort rollte ich mich zur Seite. Ehe er sich von seinem Schrecken erholen konnte, kam ich auf die Füße und trat ihm das Schwert aus der Hand. Doch er war schneller, als ich erwartet hatte. Er umklammerte meinen Fußknöchel und brachte mich zu Fall.
Sekundenbruchteile später spürte ich sein Gewicht auf meinem Körper und seine Hände um meinen Hals. Während er meinen Kopf auf den harten Boden
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