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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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klaffte in meiner Brust und ich glaubte schon mein Herz hätte ebenfalls aufgehört zu schlagen. Schnell vergrub ich mein Gesicht in den Händen.«
    »Dem Herrn sei Dank ist ein Wunder geschehen«, sagte Schwester Agnetha genau so leise wie zuvor. Ich tauchte wieder aus meiner Deckung hervor und sah sie verständnislos an.
    »Er ist also nicht tot?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    »Aber nein, mein Kind. Der Herr hat ihm einen Engel geschickt.«
    »Einen Engel?«, fragte ich ungläubig.
    »Eine junge Frau. Eine Heilerin. Sie hat ihm ein zweites Leben geschenkt.«
    Wer war diese junge Frau, dieser Engel, von dem sie sprach? Für mich machten ihre Worte keinerlei Sinn. Aber das Einzige, was zählte, war sowieso nur, dass Drew lebte, und wenn es der Verdienst dieser Frau war, dann würde ich ihr für den Rest meines Lebens dankbar dafür sein, dass sie ihn gerettet hatte. Ich wollte nun nichts anderes mehr, als zu ihm eilen, um ihn zu sehen. Ich wollte mich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass er atmete, dass er lebte.
    »Kann ich zu ihm?«, fragte ich nervös. Mein Blick wanderte von Schwester Agnetha zu meinem Großvater.
    »Ja, geh nur«, sagte er mit einem verständnisvollen Lächeln. Schnell sprang ich auf und rannte die Treppe hinauf. Als ich Drew erblickte, der auf einem Laken lag, wurde mein Herz so leicht wie eine Feder. Ich konnte erkennen, wie sich sein Brustkorb langsam hob und senkte. Eine Frau in einem langen Umhang saß bei ihm und hielt seine Hand. Mit der anderen tunkte sie einen Lappen in einen Krug voll Wasser und tupfte ihm dann damit die Stirn ab. Ich wäre Drew am liebsten sofort um den Hals gefallen, so erleichtert war ich. Doch in seinem Zustand war es vielleicht besser, wenn ich es langsam angehen ließ. Leise näherte ich mich seiner Liege. Die Frau bemerkte mich und sah auf. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen und ihre Wangen waren eingefallen. Ihr Haar war stumpf und sah ungepflegt aus. Hätten ihre Augen sie nicht verraten, ich hätte sie nicht wiedererkannt.
    »Lilian!«, sagte ich verwundert. »Du bist also die Heilerin, von der Schwester Agnetha gesprochen hat.«
    »Ich konnte ihn doch nicht einfach sterben lassen«, sagte Lilian mit erstickter Stimme. Ihr Blick wanderte von mir zurück zu Drew. Der Drang ihr an Ort und Stelle die Augen auszukratzen, für das, was sie getan hatte, verpuffte, als ich sah, dass sie offenbar schwer misshandelt worden war. Über ihrem linken Auge hatte sie eine Platzwunde und ihre Arme und Beine waren mit Schürfwunden regelrecht übersät.
    »Woher wusstest du, dass wir hier sind?«, fragte ich.
    »Oh, das war nicht weiter schwer. Ich habe nur einen kleinen Ortungszauber angewandt«, antwortete sie matt, als sei das etwas ganz Natürliches. Unter anderen Umständen hätte ich mich sicherlich brennend dafür interessiert, wie dieser Zauber genau funktionierte, doch in diesem Moment gab es wirklich Wichtigeres. Also beschloss ich, mich einfach mit ihrer Erklärung zu begnügen.
    »Warum hast du deine Wunden nicht heilen lassen?«, fragte ich. Ihr Blick ruhte weiter auf Drew, dem sie sanft mit dem Lappen die Haare aus der Stirn wischte.
    »Ich habe diese Wunden verdient, Violet. Und nun muss ich mit dem Schmerz leben, den sie mir bereiten. Außerdem hätte ich sonst seine Verletzungen nicht heilen können.« Sie strich Drew vorsichtig über die Wange und ließ ihre Hand für einen Moment dort liegen. Langsam öffnete er die Augen. Zuerst blinzelte er nur schwach. Ich kniete mich neben ihn und ergriff seine Hand. Sein Blick wanderte suchend umher.
    »Violet …?«
    »Ich bin hier«, versicherte ich ihm mit sanfter Stimme. »Ich bin hier, Drew.«
    »Bin ich tot?«, fragte er.
    »Nein, du bist nicht tot.« Diese Worte fühlten sich an wie ein Befreiungsschlag. So als hätte ich es erst aussprechen müssen, damit es wirklich wahr wurde. Ich war so froh seine Stimme zu hören, dass mir vor Freude Tränen die Wangen hinunterliefen. »Lilian hat dich gerettet«, sagte ich und sah zu ihr hinüber. Drew folgte meinem Blick.
    »Danke«, sagte er und sah sie lange an. Nun weinte auch sie. Drew löste sich aus ihrem Griff und hob seine Hand, um ihre Tränen aufzufangen. »Danke für alles.«
    »Ich hatte solche Angst, dass ich es nicht schaffen würde«, sagte sie und noch mehr Tränen liefen ihr über die Wangen. »Ich hatte solche Angst, dass unser Plan nicht funktionieren würde. Das hätte ich mir nie verzeihen können.«
    »Alles ist gut«, beschwichtigte Drew sie.

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