Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)
verletzen, wie sie ihn damals verletzt hatte. Und auch das war eine Erleichterung. »Du hättest mich beinahe getäuscht.« Er lachte und wich zurück. »Ich begann bereits, etwas für dich... nun, etwas für dich zu empfinden. Ja, ich fing tatsächlich an zu glauben, dass du dich verändert hast, dass du aufrichtig wärst, sogar ehrlich. Für einen Moment hielt ich es tatsächlich für möglich, dass du mich wirklich magst.«
»Ich mag dich auch«, beharrte sie trotzig.
Er hob eine Braue.
»Ja, tue ich.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging auf einen der Sessel zu. Erschöpft sank sie hinein. »Wir könnten ein ganz wundervolles Paar sein.«
Er betrachtete sie aufmerksam. »Was willst du wirklich?«
»Außer dir?«, fragte sie lächelnd.
Er ignorierte die Frage.
»Ich will, was jede Frau will, ein Heim, eine Familie, Sicherheit.« Sie trommelte auf die Sesselarmlehne. »Geld.«
»Geld?« Er lächelte. »Also darum geht es hier.«
»Sei nicht grausam, Gideon. Über Geld spricht man nicht. Und ich würde lieber über Liebe, Zuneigung und dergleichen reden.«
Er lächelte, obwohl er wusste, dass er es kein bisschen amüsant finden sollte. »Violet, bist du...«
»Meine Mittel sind derzeit recht begrenzt«, sagte sie leichthin. »Aber nicht dramatisch.«
»Violet?«
»Na schön! Ich brauche Geld. Sehr viel Geld, genau genommen, denn ich habe hohe Ausgaben.« Sie seufzte herzzerreißend. »Ja, ich bin so gut wie bankrott. Bist du jetzt zufrieden?«
»Ganz und gar nicht«, sagte er und versuchte vergebens nicht zu lächeln. »Wie in aller Welt konnte es dazu kommen? Ich dachte, Lord Braxton hätte dir ein ansehnliches Vermögen hinterlassen.«
»William war nicht sehr geschickt in Gelddingen. Ich hatte keine Ahnung, dass wir über unsere Verhältnisse lebten. Er hielt ja alles Unangenehme von mir fern, was eigentlich recht nett von ihm war. Ein Jammer, dass er sterben musste«, murmelte sie.
»Verdammt ungünstig, meinst du.«
Sie seufzte. »Nun ja, im Grunde war es das doch.«
»Was ist mit deiner Familie?«
»Da ist auch nichts. Der Titel meines Vaters nebst seinen Ländereien ging natürlich an einen Cousin. Meine Mutter behielt das Haus in der Stadt und ein unbedeutendes Vermögen, das sie bis zu ihrem Tod vollständig verprasste. Und jetzt gehört das Haus mir, aber es ist furchtbar teuer in der Unterhaltung. Ich muss es womöglich verkaufen, und das wäre entsetzlich für mich. Es ist seit Generationen im Familienbesitz.« Sie sah ihn mit einem übertrieben mitleidheischenden Blick an. »Wusstest du, dass ich jetzt eine Waise bin? Eine Witwe und eine Waise? Mit Kindern. Ich bin ganz allein in dieser grausamen, grausamen Welt.«
»Abgesehen von den Kindern.«
Sie blinzelte. »Ja, natürlich.«
»Und die Familie des Mannes hilft dir nicht?«
»Bisher schon, schließlich bin ich abhängig von ihrer Unterstützung. Und sie gewähren sie mir um der Kinder willen. Schließlich wird mein Sohn den Titel erben. Deshalb bezahlen sie mir das Haus in London. Aber sie beklagen sich über meine Ausgaben und drängen mich, wieder zu heiraten. Zu diesem Behufe haben sie sogar schon einen potenziellen Ehemann ausgesucht, der anscheinend recht interessiert ist.«
»Alt und wohlhabend, vermute ich.«
»Unanständig reich, aber nicht viel älter als du. Er ist kein schlechter Mensch, aber, guter Gott, Gideon!« Sie sprang auf und begann, im Zimmer auf- und abzulaufen und die Hände zu ringen. »Er ist fast dreißig Zentimeter kleiner als ich. Kannst du dir vorstellen, wie es ist, mit einem so viel kleineren Mann zu tanzen? Seine Nase liegt praktisch auf meinem Busen!«
Gideon mühte sich, nicht zu lachen.
»Das ist überhaupt nicht witzig! Wenn ich zu ihm heruntersehe, blicke ich geradewegs auf seinen beginnenden Kahlkopf. Gideon, heirate mich und rette mich vor dieser Ehe!«
Nun musste er doch lachen. »Violet, du solltest dir einen neuen Text zurechtlegen. Den hier kenne ich bereits.«
»Diesmal könnte er für dich ein weit glücklicheres Ende haben«, sagte sie hoffnungsvoll.
»Ich bin schon einmal mit dir durchgebrannt, um dich vor einer unerwünschten Heirat zu retten. Und selbst wenn du diese tatsächlich nicht willst...«, er schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht vor, es noch einmal zu tun.«
»Ist das dein letztes Wort? Es ist nichts Unehrenhaftes, seine Meinung zu ändern, weißt du?« Sie lächelte verführerisch. »Wir könnten ein wunderschönes Leben haben.«
Er formulierte seine
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