Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)
Wahrheit zu entlocken«, sagte er, richtete sich auf und blickte zur Bühne. Doch sie hörte das Lächeln in seiner Stimme. »Später.«
Es war unmöglich, neben dem Mann zu sitzen und sich nicht in seine Arme werfen zu wollen.
Seufzend erklärte sie ihre Niederlage: »Ich freue mich schon darauf.«
Sechstes Kapitel
Was war es, das ihn an dieser Frau bezauberte?
Gideon lag auf der Seite, den Kopf aufgestützt, und betrachtete Judiths Profil im schwachen Licht, das durch die großen Fenster ihres nachgerade erdrückend femininen Schlafzimmers fiel. Er kannte sie kaum, und doch kam es ihm vor, als kenne er sie bereits sein ganzes Leben lang. Als wäre das Zusammensein mit ihr unausweichlich. Alberner, romantischer Unsinn natürlich, der ihm wahrscheinlich von diesem Stück, das sie gesehen hatten, in den Kopf gesetzt worden war.
Er fragte sich, ob sie schlief, und widerstand dem Drang, es herauszufinden. Ein schwaches, abgehacktes Schnarchen erklang von der anderen Seite des Zimmers. Einer zumindest schlief ganz offensichtlich. Für einen kleinen Hund war Arthur verblüffend laut. Und verblüffend sturköpfig obendrein. Gideon hatte ihm bei der Rückkehr aus dem Theater extra einen Keks zugesteckt, und das verfluchte Tier hatte den Keks genommen und beinahe gleich noch Gideons Finger dazu.
»Du starrst mich an, stimmt‘s?«
Gideon lachte leise. »Ich dachte, du schläfst.«
»Nein, ich denke nur nach«, erwiderte sie.
»Aha?« Er nahm ihre Hand, hob sie an seine Lippen und küsste jeden Finger einzeln. »Über mich hoffentlich.«
»Für dich ist es unvorstellbar, dass ich über etwas anderes nachdenken könnte, oder?« Ein Lächeln schwang im Klang ihrer Stimme mit.
»Etwas anderes? Wenn ich hier neben dir liege? Nackt?« Er war empört. »Das ist fürwahr unvorstellbar!«
Lachend rollte sie sich auf die Seite und stützte sich ebenfalls auf, so dass sie sich gegenüberlagen. »Möchtest du wissen, woran ich gedacht habe?«
»Denken in einem Moment wie diesem, scheint mir«, er streckte die Hand aus und strich mit dem Finger am Rand der Decke entlang, die kaum ihre Brüste verhüllte, »unnötig.«
»Na schön. Dann nicht.«
Tatsächlich war Denken das Letzte, was er im Sinn hatte. Er glitt über ihren Busen unter der leichten Decke und fühlte, wie sich die Spitzen darunter aufrichteten.
»Deine Tante glaubt, ich wäre vollkommen falsch für dich«, sagte sie gänzlich unbekümmert.
»O ja, das bist du. Fraglos vollkommen falsch.« Seine Finger streichelten über die Unterseite ihrer Brust. Es hatte etwas erstaunlich Erregendes, die Wärme einer Frau nur durch eine dünne Schicht frischen Leinens zu spüren.
»Sie denkt, ich werde dein Leben ruinieren.« Judith überlegte. »Nun, das waren nicht exakt ihre Worte, aber es war klar, dass sie genau das meinte.«
»Und was für ein reizender Ruin das wird.« Er beugte sich vor und küsste sie auf die Schulter. »Ich kann es kaum erwarten.«
»Sie glaubt, du wärest besessen von mir.«
Wie konnte eine Frau so köstlich schmecken? Ohne den Mund höher als einen halben Zentimeter von ihrer Haut zu heben, murmelte er: »Das bin ich. Vollkommen besessen.«
»Sie fürchtet, ich könnte dir das Herz brechen.«
Er erstarrte, seine Lippen unmittelbar über ihrer Schulter. Reden stand gleich hinter Denken auf der Liste jener Dinge, nach denen er im Augenblick keinerlei Verlangen hatte. Andererseits war Judith all seinen Fragen nach der Unterhaltung mit Tante Louisa ausgewichen und hatte ihn sogar auf so gründliche und aufreizende Weise abgelenkt, um sie zu meiden – bis jetzt. Widerwillig nahm er wieder seine vorherige Position ein. »Mein Herz ist entschieden robuster, als es früher war.«
»Da ist deine Tante aber anderer Meinung.«
Er stöhnte resigniert. »Meine Tante ist eine enervierende Frau, die sich mit Vergnügen in mein Leben einmischt und sich weigert zu akzeptieren, dass ich keine zehn Jahre mehr alt und sehr wohl imstande bin, meine Angelegenheiten alleine zu regeln – insbesondere jene persönlicher Natur.« Er dachte einen Moment über seine nächste Frage nach und fügte schließlich beiläufig hinzu: »Was hat sie sonst noch gesagt?«
Judith lachte. »Jetzt interessiert es dich doch?«
»Du hast meine Neugier geweckt. Und offensichtlich geht dir das Gespräch mit meiner Tante nicht aus dem Kopf, also, ja, ich bin interessiert.«
»Ich weiß so wenig über dich«, hauchte sie.
»Da gibt es nicht viel zu wissen.« Er ging
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