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Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Titel: Zauber der Versuchung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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zerstört.«
    Genau das würde es, sollte sie jemals darüber reden, sogar schon, wenn sie länger darüber nachdachte. Die Tragödie würde um ein Vielfaches wichtiger werden als die Freude.
    Sie hatte volle zwei Jahre getrauert, bevor sie sich zwang, alles hinter sich zu lassen und weiterzuleben. Bis heute, bis Gideon es ansprach, hätte sie ihrer Ehe höchstens hier und da mal einen flüchtigen Gedanken gewidmet.
    Was war das mit diesem Mann?
    Sie schnaubte verärgert und lief weiter auf und ab. Es war nicht geplant, dass diese Geschichte ernst würde. Sie waren an einem Punkt angelangt, an dem sie bei Jonathon, Harold oder Samuel – mit Lovett war es nie so weit gekommen – bereits gelassen überlegte, wie sie die Sache beendete. Bei keinem von ihnen hatte sie das Gefühl gehabt, alles finge gerade erst an.
    Das war noch so etwas. Oder besser drei Dinge, Jonathon, Harold und Samuel – Lovett zählte nach wie vor nicht -, aber vor allem Jonathon. Sie schämte sich kein bisschen für ihre Vergangenheit. Immerhin war sie eine wohlhabende Witwe und konnte ohne Weiteres tun, was sie wollte. Und, guter Gott, trotz Susanna und der anderen Freunde, die sie fand, war sie in all den Jahren so entsetzlich einsam, so schrecklich allein gewesen. Das war ein Grund, keine Entschuldigung. Sie brauchte schließlich keine Entschuldigung. Trotzdem schien es, als wäre sie etwas dünnhäutiger, als sie gedacht hatte, wenn die Rede auf ihre Abenteuer kam.
    Sie sah Arthur an. »Ich kann es abstreiten, wie ich will, aber seine Bemerkung hat mich geärgert.«
    Arthur gähnte.
    »Alles in allem finde ich, dass drei Liebhaber in zehn Jahren nun wahrlich nicht übertrieben sind. Und ohne gelegentliche Abenteuer wäre das Leben unerträglich.« Sie atmete langsam aus. »Es ist nämlich ausgesprochen schwierig, immerzu allein zu sein, weißt du?«
    Arthur bellte kurz und wedelte mit dem Schwanz.
    »Ja, verzeih, ich habe ja dich.« Sie ging zum Bett und setzte sich neben den Hund. Sofort legte er ihr den Kopf in den Schoß, und sie kraulte ihn hinter den Ohren. »Ich gebe zu, dass es nicht einfach ist, über sein Leben nachzudenken und sich zu fragen, ob möglicherweise alle Entscheidungen falsch waren, die man in Bezug auf Ehe, Abenteuer oder, nun ja, Männer traf. Nein, ich glaube nicht, dass sie falsch waren. Nicht alle jedenfalls. Ich muss mich bei niemandem entschuldigen und bedaure eigentlich nichts.«
    Der Hund seufzte zufrieden.
    »Also, warum sollte ich mir Sorgen machen, weil er sich für meine Vergangenheit interessiert? Ach was, wahrscheinlich interessiert sie ihn gar nicht wirklich. Es war bloß eine unbedachte Äußerung, etwas, das man sagt, ohne vorher zu überlegen.« Sie verzog das Gesicht. »Etwas, das man sagt, weil es einem durch den Kopf geht.
    Dennoch ist es gleichgültig. Schließlich ist es ja nicht so, als wären wir verliebt oder würden eine Heirat in Erwägung ziehen. Ich zumindest gewiss nicht. Diese Geschichte mit ihm wird genauso zu Ende gehen wie die mit Jonathon, Harold und Samuel.«
    Während sie Arthurs warmen Körper streichelte, fühlte sie, wie sein Atem immer gleichmäßiger ging, und wusste, dass er gerade einschlief. Ihr würde es wohl ungleich schwerer fallen, Schlaf zu finden. Dafür ging ihr viel zu viel durch den Kopf: unzählige Fragen, auf die sie keine Antworten hatte.
    »Ich verstehe einfach nicht, warum ich ihm Dinge sage, die ich niemandem zuvor gesagt habe«, flüsterte sie. »Oder warum ich nicht widersprochen habe, als er meinte, er wollte eine lange Zeit mit mir zusammen sein. Stattdessen war ich froh, unangemessen froh sogar. Und ich begreife überhaupt nicht«, fügte sie seufzend hinzu, »wieso ich es nicht erwarten kann, ihn wiederzusehen.«
     
    Gideon nickte dem jungen Diener zu, der ihm leise die Tür öffnete. Das große Stadthaus war seit Generationen die Londoner Residenz der Pearsalls. Dank der Umsicht des Butlers stand auf dem Seitentisch in der Diele ein Glas Brandy bereit. Wells war seit Jahren in Gideons Diensten, seit kurz nach dem Tod seines Vaters. Ein guter Mann. Gideon nahm das Glas und trank genüsslich einen großen Schluck. Es ging doch nichts über einen guten Brandy vor dem Schlafengehen, insbesondere wenn man schlafen wollte, statt über eine enervierend rätselhafte Frau nachzugrübeln.
    »Ist dir bewusst, dass sie keine Kinder bekommen kann?« Tante Louisas Stimme erklang aus dem Dunkel des Treppenaufgangs.
    »Wer kann keine Kinder bekommen?«, fragte

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