Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)
Katzen?«
»Ja, so etwas in der Art«, sagte Susanna. »Es sähe Großmutter ähnlich, auf diese Weise den materialistischeren Familienmitgliedern einen Strich durch die Rechnung zu machen. Wie dem auch sei«, fuhr sie ernster fort, »ich nehme an, dein Abenteuer mit Lord Warton dauert noch an?«
Judith nippte an ihrem Glas. »Ja, tut es.«
»Dann geht es jetzt schon über einen Monat.«
»Ja, geht es.«
Susanna legte die Stirn in Falten. »Das ist länger, als deine Abenteuer jemals gedauert haben.«
»Ja, ist es«, bestätigte Judith schmunzelnd.
»Ist es dir ernst?«
Judith zögerte nicht einmal eine Sekunde, bevor sie antwortete: »Nein, natürlich nicht!«
»Ist es doch«, stöhnte Susanna. »Ich sehe es dir an der Nasenspitze an. Du siehst, nun, glücklich aus. Du strahlst ja regelrecht vor Glück.«
»Verzeih mir«, murmelte Judith.
»Sei nicht albern. Ich bin froh, dich glücklich zu sehen. Ich denke nur...«
»Du denkst, Warton ist ein Fehler«, ergänzte Judith.
»Ja. Nein. Nun, nicht aus denselben Gründen wie zu Anfang.« Susanna rang die Hände. »Ich war keine sehr gute Freundin, Judith. Cousine .«
Cousine? Judith fuhr zusammen. »O Gott.«
»Ich hätte es dir gleich sagen sollen, als du dich mit Warton eingelassen hast. Ehrlich, ich hielt es nicht für nötig. Ich dachte ja nicht... Und offen gesagt war ich ziemlich hin- und hergerissen.« Susanna blickte sich auf dem Korridor um, als hätte sie Angst, Judith in die Augen zu sehen. »Gegensätzliche Verpflichtungen und so. Auf der einen Seite stehst du, meine beste Freundin auf der Welt, und auf der anderen Seite ein Mitglied meiner Familie.« Susanna rümpfte die Nase. »Obwohl, um vollkommen ehrlich zu sein, ich mochte sie noch nie, und ich glaube, sie konnte mich auch nie besonders gut leiden.«
»Wer konnte dich nie besonders gut leiden?«, fragte Judith sie verwirrt. »Wovon sprichst du?«
Susanna holte tief Luft. »Ich spreche von Lady Braxton. Sie ist meine Cousine. Nicht so, wie du und ich Cousinen sind, sie ist meine richtige Cousine, na ja, angeheiratet zumindest. Sie ist die Frau des Cousins zweiten Grades meiner Mutter.«
»Wie schön für euch alle«, bemerkte Judith kopfschüttelnd. »Aber ich verstehe immer noch nicht, wovon du redest.«
»Als ich dir von Wartons Heirat erzählte, war der Grund, weshalb ich das alles wusste, was ich wusste, der, dass die fragliche Dame meine Cousine war«, erklärte Susanna und sah Judith unglücklich an. »Violet Smithfield, jetzt Lady Braxton.«
»Du sagest, du könntest dich nicht an ihren Namen erinnern«, sagte Judith nachdenklich.
»Ja, nun ja, man gibt eben ungern zu, dass jemand, der sich einem Mann gegenüber so niederträchtig verhält, mit einem verwandt ist. Und besonders ungern gibt man es vor der besten Freundin zu. Das ist mir schrecklich peinlich, glaub mir.«
Judith sah sie fragend an. »Dir war es peinlich?«
»Ich war zutiefst beschämt. Und ich fürchtete außerdem, du könntest denken, dass ich wegen der Sache mit Violet gegen die Beziehung zwischen dir und Warton bin. Ich wollte nicht, dass du meine Bedenken ignorierst.« Sie machte eine kurze Pause. »Die übrigens nach wie vor bestehen, musst du wissen. Mit der einzigen Abweichung, dass du glücklich wirkst«, fuhr sie fort. »Damit hätte ich nicht gerechnet, und es rückt alles in ein vollkommen anderes Licht.«
»Tut es das?«
Susanna nickte. »Aber gewiss tut es das!«
Judith überlegte einen Moment. Wenngleich es nicht uninteressant war, dass die Frau, die Gideons Herz brach, mit Susanna verwandt war, hatte es doch keine besondere Bedeutung. Trotzdem lastete es offensichtlich schwer auf Susanna, dass sie es ihrer Freundin nicht gleich enthüllt hatte. »Ich denke kaum, dass es von Gewicht ist. Die Geschichte ist vorbei, erledigt und vergessen.«
»Oh, das ist sie, keine Frage!«, erklärte Susanna ein wenig zu munter.
Judith betrachtete ihre Freundin prüfend. »Da gibt es noch mehr, stimmt‘s?«
»Nur dass Violet jetzt verwitwet ist. Ihr Ehemann starb vor zwei Jahren.«
»Und?«, fragte Judith erstaunt.
»Und sie hat während ihrer Ehe meistenteils auf dem Lande oder auf dem Kontinent gelebt. Jetzt allerdings ist sie nicht mehr in Trauer«, erklärte Susanna und verzog unglücklich das Gesicht. »Und hat beschlossen, sich künftig in London aufzuhalten.«
Judith begriff sofort, was Susanna nicht über die Lippen kommen wollte, und ein seltsames Gefühl regte sich tief in ihrem Inneren. Sie
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