Zauber einer Winternacht
küssen«, forderte Witherby ihn auf, doch Gabriel hörte es nicht.
Es war vollbracht. Es war nicht mehr rückgängig zu machen. Bis zu diesem Moment war ihm nicht recht klar gewesen, wie viel es ihm bedeuten würde.
Ohne ihre Hand loszulassen, küsste er Laura und besiegelte das Versprechen.
»Herzlichen Glückwünsch.« Mrs. Witherby presste ihren Mund erst auf Gabriels, dann auf Lauras Wange. »Jetzt setzen Sie sich wieder hin, Mrs. Bradley. Ich mache Ihnen eine schöne Tasse Tee, bevor wir Ihren Mann wieder entführen.«
»Vielen Dank, aber wir haben keinen Tee.«
»Ich habe welchen gekauft«, warf Gabriel ein.
»Und alles, was er sonst noch zwischen die Finger bekam. Komm schon, Ethan, hilf mir mal.«
»Eine Tasse Tee solltest du doch allein hinbekommen.«
Mrs. Witherby verdrehte die Augen. »Man sollte meinen, der alte Ziegenbock hätte etwas mehr Sinn für Romantik. Schließlich hat er in seinem Leben mehr als fünfhundert Paare getraut. Los jetzt, Ethan, ab in die Küche. Lass die beiden jungen Leute mal für fünf Minuten allein.«
Er brummte etwas vom Abendbrot, das er jetzt haben wollte, und folgte ihr widerstrebend.
»Sie sind wunderbar«, murmelte Laura.
»Es war ein hartes Stück Arbeit, ihn vom Fernseher wegzubekommen. Sie musste ihn buchstäblich aus dem Haus zerren.«
Ein verlegenes Schweigen folgte. »Es war nett von dir, an die Blumen zu denken … und an den Ring.«
Er hob ihre Hand und musterte ihn. »In Lonesome Ridge gibt es keinen Juwelier. Solche wie diesen kann man im Eisenwarengeschäft kaufen. Sie liegen gleich neben den Nägeln. Kann sein, dass dein Finger sich davon grün färbt.«
Sie lachte. Jetzt würde sie den Ring umso mehr schätzen. »Ob du es glaubst oder nicht, aber dadurch, dass du Tee gekauft hast, hast du vielleicht mein Leben gerettet.«
»Ich habe auch Marshmallows gekauft.«
Gegen ihren Willen begann sie zu weinen. »Tut mir leid. Irgendwie kann ich nicht anders.«
»Ich weiß, es war nicht gerade die Hochzeit des Jahrhunderts. Wenn wir wieder in San Francisco sind, veranstalten wir eine Party oder einen Empfang oder so was.«
»Nein, nein, das ist es nicht.« Obwohl sie die Hände vor das Gesicht schlug, waren die Tränen nicht aufzuhalten. »Es war wunderschön, und ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll.«
»Mit dem Weinen aufzuhören wäre ein guter Start.« In seiner Tasche hatte er ein verschlissenes Halstuch, das er beim Malen häufiger als Lappen benutzte. Er zog es heraus und bot es ihr an. »Laura, wir sind jetzt rechtmäßig verheiratet. Das bedeutet, dass du mir nicht mehr für jeden Strauß Gänseblümchen dankbar sein musst.«
Sie schluchzte in den Lappen und versuchte zu lächeln. »Ich glaube, es waren die Marshmallows.«
»Mach so weiter, und du bekommst nie mehr welche.«
»Ich möchte, dass du weißt …« Sie trocknete sich das Gesicht ab. »Du sollst wissen, dass ich alles tun werde, um dich glücklich zu machen. Damit du nie bereuen musst, was du heute getan hast.«
»Ich werde es bereuen«, erwiderte er ungeduldig, »wenn du weiterhin so tust, als hätte ich dir auf einem sinkenden Schiff die einzige Schwimmweste gegeben. Ich habe dich geheiratet, weil ich es wollte, nicht um den edlen Retter zu markieren.«
»Ja, aber ich …«
»Halt den Mund, Laura.« Um ganz sicherzugehen, hielt er ihn ihr selbst zu. Mit den Lippen. Und zum ersten Mal fühlte sie die wahre Wucht seiner Leidenschaft, seines Verlangens, seines Begehrens. Mit einem Überraschungslaut zog sie ihn fester an sich.
»Bald reicht mir das nicht mehr«, sagte er, und sie fühlte, wie seine Lippen sich bewegten. »Ich möchte mit dir schlafen, Laura. Und danach wirst du gar nicht mehr die Kraft haben, um mir zu danken.«
Bevor ihr eine Antwort einfiel, erschien Mrs. Witherby mit dem Tee. »Nun gönnen Sie dem armen Ding ’ne Erholungspause. Hier, trinken Sie das, solange es noch heiß ist.« Sie stellte die Tasse vor Laura auf den Tisch. »Ich störe Sie an Ihrem Hochzeitstag nur ungern, Mr. Bradley, aber je früher Sie uns wieder in die Stadt fahren, desto früher sind Sie auch wieder hier und können Ihrer Frau das prächtige Steak machen, das Sie gekauft haben.«
Sie griff nach ihrem Mantel. Laura konnte nicht anders, sie musste der alten Dame einfach eine Blume schenken. Sie zupfte eine aus der Gießkanne und brachte sie ihr. »Ich werde Sie nie vergessen, Mrs. Witherby«, sagte sie.
Mrs. Witherby schnüffelte gerührt an der Blüte. »Passen Sie gut
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