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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Trauer.
    »Ich habe sie weggeschickt. Das Geplapper war unerträglich. Versucht diesen Duft, lasst uns Euer Haar so aufstecken, werdet Ihr das Grüne tragen oder das Blaue, oh, nein, Lady, nicht schon wieder das Schwarze, nicht wieder schwarz. Wie eine Schar Möwen, die sich auf meinen Leichnam stürzen wollen. Ich habe sie weggescheucht.«
    »Verstehe«, sagte Malta sanft. Eine zweite Tür öffnete sich, und Mutter trat plötzlich herein. Sie hatte ein Tablett dabei, auf dem ein dampfender Teetopf mit passenden Tassen stand. Es war ein entzückendes Service, weiß mit blauen Blumen. Mutter begrüßte Malta leise murmelnd und stellte das Tablett auf Ettas Frisiertisch. Dann richtete sich der Blick ihrer blassen blauen Augen liebevoll auf die Piratenkönigin. Sie sprach zu sich selbst, während sie Etta Tee einschenkte, ein ständiger, liebevoller Strom von Lauten, die so beruhigend wirkten wie das Schnurren einer Katze. Etta schien sogar zuzuhören, obwohl Malta daraus nicht schlau wurde. Dann seufzte Königin Etta, nahm die Tasse und trank einen Schluck. Trotz der Stellung von Mutter am Hof hatte sie jeden Titel und auch eigene Gemächer ausgeschlagen. Stattdessen teilte sie Ettas Zimmerflucht und wartete ihr bei jeder Gelegenheit auf. Malta hätte eigentlich vermutet, dass diese permanente Aufmerksamkeit die Frau wahnsinnig machte, aber Etta schien sogar Trost daraus zu schöpfen. Die Königin der Pirateninseln stellte die Tasse ab.
    »Ich trage wieder Schwarz«, sagte sie, aber ihre Stimme klang nur traurig, nicht verbittert oder wütend. Mit einem Seufzer drehte sie sich zum Spiegel um. Malta suchte das einfach geschnittene schwarze Kleid und schüttelte es aus. Etta trug es aus Trauer um Kennit, wie auch der einzige Schmuck, den sie trug, das kleine Miniaturgesicht war, das sie mit Lederriemen am Handgelenk befestigt hatte, und die Ohrringe, die er ihr geschenkt hatte. Ihr schien nicht einmal klar zu sein, dass diese tragische Einfachheit ihres Gewandes und ihr kühles Verhalten das dramatische Interesse jedes Poeten in Jamaillia-Stadt entflammten.
    Sie setzte sich vor ihren Spiegel und betrachtete ihre Hände, während Mutter ihr glattes schwarzes Haar bürstete und es mit juwelenbesetzten Nadeln zurücksteckte. Etta hätte von jedem anderen einen solchen Schmuck abgelehnt, aber Mutter summte eine beruhigende kleine Melodie, während sie es tat.
    Als sie fertig war, wirkte Ettas schwarzes Haar wie ein Nachthimmel, an dem ein Haufen funkelnder Sterne glitzerte.
    Danach nahm Mutter eine Duftflasche und betupfte damit Ettas Hals und Handgelenke.
    »Lavendel«, sagte Etta ruhig. Ihre Stimme brach bei dem Wort. »Kennit liebte diesen Duft.« Sie schlug plötzlich die Hände vors Gesicht. Mutter warf Malta einen viel sagenden Blick zu, und als sie sich ans andere Ende der Kammer zurückzog und die Kleider aufhängte, half Malta ihr sofort.
    Als Etta schließlich den Kopf hob, waren keine Tränen auf ihren Wangen zu sehen. Sie wirkte müde, brachte aber ein Lächeln zustande. »Ich muss mich wohl anziehen«, erklärte sie schließlich. »Vermutlich soll ich heute Abend wieder die Königin geben.«
    »Wintrow und Reyn warten sicherlich schon auf uns«, stimmte Malta zu.
    »Manchmal, wenn ich mich am mutlosesten fühle«, vertraute Etta Malta an, als diese die endlose Reihe von kleinen Knöpfen am Rücken des Kleides schloss, »wenn ich mich einen Moment zurückziehe, dann höre ich, wie er zu mir spricht, ich schwöre es! Er bittet mich, stark zu sein, um des Sohnes willen, den ich unter dem Herzen trage.«
    Mutter lallte eine leise Zustimmung, als sie Ettas Strümpfe und Slipper brachte.
    Etta sprach leise, beinahe träumerisch weiter. »In der Nacht, bevor ich einschlafe, höre ich oft seine Stimme. Er spricht zu mir, Worte der Liebe und Poesie, gibt mir gute Ratschläge und ermuntert mich. Ich schwöre, dass mich nur das davon abhält, wahnsinnig zu werden. Ich habe das Gefühl, dass in gewisser Weise der beste Teil von Kennit noch bei mir ist. Und immer bei mir sein wird.«
    »Davon bin ich überzeugt«, erwiderte Malta freundlich.
    Insgeheim fragte sie sich, ob sie Reyns Fehlern gegenüber genauso blind war. Der Kennit, den Etta beschrieb, passte überhaupt nicht zu dem, an den Malta sich erinnerte. Sie war erleichtert gewesen, als sie gesehen hatte, wie das Segeltuch, in dem Kennits Leichnam eingewickelt war, von Viviaces Deck ins Meer geglitten war.
    Etta stand auf. Die schwarze Seide raschelte leise um ihren

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